„Da möchte ich auch hin“ - Die „Alemanes“ und Mallorca
Palma de Mallorca (dpa) - Deutsche sind auf Mallorca die größte Touristengruppe. Auch unter den ausländischen Immobilienkäufern sind sie inzwischen die Nummer eins. Dass die Insel zum „17. Bundesland“ avanciert, ärgert die Einheimischen jedoch nicht.
Im Gegenteil.
Antonio und José sind Deutschland-Fans. Bei der Fußball-WM haben die beiden Spanier zwar ihrem Heimatland und nicht Schweini & Co. die Daumen gedrückt. „Von allen Touristen sind uns die Deutschen aber am liebsten“, versichern die Freunde bei einem Spaziergang am Strand von Palma de Mallorca. Die Endsechziger wissen, wovon sie reden: Sie haben auf der beliebtesten Ferieninsel der Deutschen - wie die große Mehrheit der Mallorquiner - nämlich jahrelang in der Tourismus- und Gastronomiebranche gearbeitet.
„Anders als etwa der Engländer, der erst am Ende meckert, wenn man nichts mehr korrigieren kann, sagt der deutsche Gast schnell und höflich, was ihm nicht passt“, führt José einen der Hauptgründe für seine Vorliebe auf. Antonio sitzt neben ihm auf einer Strandmauer, blinzelt in die Nachmittagssonne und nickt zustimmend.
Dass „Malle“ immer schneller immer deutscher wird und man nicht nur am Ballermann, sondern in vielen Regionen des Eilands neben Englisch oft fast nur noch die Sprache Goethes und Schillers hört, freut nicht nur die beiden Rentner. Restaurant-Betreiber Carlos (49) räumt an der Playa de Palma ein: „Natürlich mögen wir die Deutschen auch deshalb, weil sie wie die Engländer unser Einkommen sichern.“ Man habe aber vor allem die „Alemanes“ seit Beginn der Urlaubswelle in den 70er Jahren „auch kennen- und schätzen gelernt.“
Zu den rund vier Millionen Urlaubern aus Hamburg, Hagen, München oder Münster, die jedes Jahr nach Mallorca fliegen, gesellen sich zuletzt immer mehr Deutsche, die auf der Insel eine Immobilie erwerben, um dort komplett oder zumindest zeitweise zu leben.
Nach Zahlen der spanischen Notarkammer, die für die gesamten Balearen gelten, haben die deutschsprachigen Kunden die Briten in der Rangliste der ausländischen Wohnimmobilienkäufer inzwischen überflügelt. Lagen die Briten 2007 noch mit 1058 zu 502 erworbenen Objekten sehr deutlich vorn, änderte sich das Bild bis 2013 mit 1334 zu 694 drastisch zugunsten der Deutschen.
Die Erklärung? Mallorca habe den Ruf der „Putzfrauen-Insel“ endgültig abgelegt, die Insel sei außerdem „sozialverträglich“, meint Hans Lenz. „Heute kann ein Multimillionär das Umfeld der Insel genauso genießen wie ein Normalverdiener“, erklärt der für den Südwesten Mallorcas zuständige Managing Director der Immobilienagentur Engel & Völkers (E&V), die 2013 auf Mallorca mit einem Umsatzplus von 30 Prozent ein Rekordjahr meldete. „Die Infrastruktur der Insel ist besser geworden.“ Der dort aufgewachsene Deutsche erzählt: „Da das mit den Flügen hierher so einfach geworden ist, kann man Freunde aus der Heimat kurzfristig einladen: „Mensch, komm doch zu mir auf die Finca“.“
Kein Wunder, dass außer Promis wie Claudia Schiffer oder Peter Maffay auch Köche, Künstler und Menschen verschiedenster Berufe gerne auf der Insel sind, um Strand, Sonne und Essen zu genießen. „Man merkt schnell, dass die Spanier uns Deutsche mögen“, sagt der Malermeister Johann (36), der erst vergangenes Jahr von München nach Palma zog.
Zu den vielen Einheimischen, die die Touristen und Einwanderer aus Deutschland mögen, zählt auch der Präsident des Verbandes zur Förderung des Tourismus auf Mallorca, Eduardo Gamero Mir.
Warum? „Ganz einfach: Die Deutschen integrieren sich. Viele sprechen Mallorquinisch besser als ich. Viele restaurieren ihre Häuser besser als die Einheimischen.“ Gamero Mir erzählt stolz, dass er Anfang der 90er Jahre als nationaler Tourismus-Generaldirektor dazu beigetragen habe, das Bild Mallorcas in Deutschland zu verbessern. „Ich war für die ZDF-Serie „Hotel Paradies“ mitverantwortlich. Sehr viele Deutsche haben das gesehen und sich gesagt: Da möchte ich auch hin. Viele haben auch das Hotel Paradies gesucht, aber natürlich nicht gefunden“, erzählt der 71-Jährige lachend.
Als 1993 ein im Spaß gemachter Vorschlag zweier Bundestagsabgeordneter, Deutschland solle Mallorca für 50 Milliarden Mark kaufen, Aufsehen erregte, habe er alles stehen und liegen lassen, um in Deutschland eine Pressekonferenz abzuhalten, erzählt der Verbandspräsident. „Ich habe damals gesagt: „Hört zu: Es ist nicht nötig, dass der deutsche Staat die Insel erwirbt, weil die Deutschen bereits dabei sind, die Insel aufzukaufen.““
Man versuche schon, neue Märkte zu erschließen, sagt Gamero Mir. „Jetzt kommen Russen, Polen und Tschechen, unterdessen ja sogar Chinesen hierher. Aber wir sind uns darüber im Klaren, was unsere Grundlage ist. Wenn der russische Markt einbricht, ist das kein Problem. Wenn wir aber Probleme mit dem deutschen Markt bekommen sollten, wäre das eine Katastrophe.“
Der Verbandspräsident sagt unumwunden: „ In Deutschland wird Mallorca im Scherz ja oft als „17. Bundesland“ bezeichnet. Heute sind wir es in gewisser Weise tatsächlich. Und wir sind davon entzückt.“