Das havelländische Ribbeck: Auf Fontanes Spuren

Ribbeck (dpa/tmn) - Mit einem Gedicht von Theodor Fontane über den Gutsherrn und seinen Birnbaum ist der kleine Ort Ribbeck im Havelland berühmt geworden. Birnen prägen bis heute das Dorf, das mit hübsch renovierten Häusern, einem Schloss und einer langen Historie aufwartet.

Eine Torte ohne Birnen?! Marina Wesche vom Café im Alten Waschhaus schaut fast ein bisschen beleidigt, als ein Gast sie fragt, ob wirklich jede ihrer üppigen Sahne-Torten Birnen enthält. Holunder-Birne, Stachelbeer-Birne oder Schokolade-Birne stehen in ihrem gläsernen Kühlschrank. Außerdem gibt es Birnensaft und Birnenschnaps, Glühbirnen, Birnenseife, Postkarten mit Birnen oder pure Birnen - ohne die Früchte geht in dem havelländischen Dörfchen Ribbeck wirklich nichts.

Ob es die birnenförmigen Sitze der Spielplatz-Wippe sind, der Birnen-Edelbrand im Museumsshop des Schlosses, die Dekoration in den Cafés rund um die Kirche oder die bestickten Läufer auf den Tischen im Vorraum des kleinen Gotteshauses: In dem kleinen Ort in der Mark Brandenburg, 30 Kilometer westlich von Berlin, weist einfach alles auf das Obst hin. Sogar die Adresse „Am Birnbaum“ gibt es. Und das hat seinen Grund. Theodor Fontane hat ihn im Sommer 1889 beschrieben.

Berühmt geworden sind Ort und Obst nämlich durch Fontanes Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland/Ein Birnbaum in seinem Garten stand“. Es erzählt die Geschichte des alten, 1759 verstorbenen Gutsherrn Hans-Georg von Ribbeck, der den Kindern des Dorfes stets frisch geerntete Birnen schenkte. Die Knausrigkeit seines Sohnes ahnend, ließ er sich eine Frucht mit ins Grab legen. Aus der Gruft an der Kirche wuchs in den Jahren danach ein Birnbaum: „So spendet Segen noch immer die Hand/Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“, wie Fontane schrieb.

Ein Sturm fällte 1911 den alten Baum, sein Stumpf ist heute noch im Inneren der orange gestrichenen Kirche zu sehen. An seiner Stelle steht mittlerweile ein neuer, und noch lange nach der Birnen-Zeit hängt dort die eine oder andere Frucht an den Zweigen - für viele Besucher ein Anziehungspunkt und beliebtes Fotomotiv. Doch beileibe nicht der einzige: Im Schloss, zwischen 1893 bis 1897 neobarock umgebaut und von 2004 bis 2009 denkmalgerecht saniert, finden sich neben wechselnden Ausstellungen dauerhaft Exponate zu Fontane, zum Havelland und zur Baugeschichte. Vor dem Schloss wachsen 16 verschiedene, jeweils von einem Bundesland gesponserte Birnbäume - Baden-Württemberg etwa stiftete die Sorte „Stuttgarter Geißhirtle“.

In der alten, 1841 erbauten Schule von Ribbeck können Besucher neben historischen Schulbänken speisen und alte Schiefertafeln, Fibeln und Ranzen bewundern. Gleich daneben, beim ehemaligen Pfarrhaus, informiert eine der über den ganzen Ort verteilten Informationssäulen darüber, dass der Pfarrer damals eher karg entlohnt wurde und daher vom Gutsherrn Ackerfläche zur Verfügung gestellt bekam, um sich und die Seinen selbst zu versorgen. Heute befindet sich dort ein hübsch angelegter Garten mit weiteren Birnbäumen.

Ein paar Schritte weiter über die rund um die Kirche und das Waschhaus verlaufende Kopfsteinpflaster-Straße gelangt man zur Alten Brennerei. Dort stellt die - übrigens schon 1237 erstmals erwähnte und bis heute existierende - Familie von Ribbeck seit einigen Jahren unter anderem Essig her. Aus Birnen natürlich, was sonst.