Feuchtgebiete der Algarve: Winterquartier für Vögel
Castro Marim (dpa/tmn) - Wenn die Hitze des Sommers aus den Flusstälern der Algarve gewichen ist, kommen die Vögel. Zu Tausenden flattern sie ein, um auf dem Weg nach Süden zu rasten oder zu überwintern.
In den Naturparks gibt es aber noch mehr zu sehen.
Im Reserva Natural do Sapal herrscht Gedränge. Ab September versammeln sich dort an die 150 Vogelarten, um in dem Naturreservat an der östlichen Algarveküste zu überwintern oder Rast auf dem Weg nach Süden einzulegen. Allein Hunderte von Flamingos tummeln sich dann bis zum April in dem rund 2000 Hektar großen Refugium im Mündungsdelta des Rio Guadiana. Der ideale Zeitpunkt, das ideale Ziel, um auf Vogelbeobachtung zu gehen - ob zu Fuß, per Rad oder Schiff.
Damit die Tierwelt bei Castro Marim in einem der bedeutendsten Fluss-Meer-Feuchtgebiete Europas möglichst ungestört bleibt, dürfen ornithologisch Interessierte nur auf markierten Wegen in das Areal. Die Pfade von zwei bis zehn Kilometer Länge führen vorbei an Salinen, von Erdwällen umgeben, die schon die Römer betrieben haben.
Die Salzgewinnung ist noch immer wichtig für Portugal. Salz ist ein bedeutendes Exportgut, die heimische Wirtschaft konserviert damit den in der portugiesischen Küche so heißgeliebten bacalhau, den Stockfisch. Und so wird das weiße Gold rund um die Salzfabrik von Aroucas immer noch nach traditioneller Methode aus den regelmäßig von Meerwasser überspülten Becken geerntet, zu Salzbergen aufgehäuft und in alle Welt exportiert.
Im Sommer ist der Weg durch das sensible Ökosystem aus Salzlaken, Brackwasser und Wattwiesen allerdings kaum zu empfehlen. Die Sonne brennt dann erbarmungslos vom Himmel, weder Baum noch Strauch bieten Schatten. Außerdem sind längst nicht so viele Vögel zu sehen.
Aber auch im Herbst sollte man ein Fernglas mitnehmen, um die laute Schar genau dabei beobachten zu können, wie sie Muscheln und Schnecken aus dem Boden zerrt, ihr Gefieder putzt und das Revier mit Schnabelhieben energisch verteidigt.
Besonders eindrucksvoll sind die Kolonien von Flamingos, die ewig auf einem Bein stehen oder majestätisch durchs Revier schreiten. Es lassen sich aber auch jede Menge anderer Vögel ausmachen: Störche, Strandläufer, Säbelschnäbler, Löffler, Graugänse und Möwen aller Art. Sogar Fischadler fühlen sich in dem Naturschutzgebiet wohl.
Wem der Fußmarsch zu lang erscheint, der kann sich mit einem Fahrrad auf den Weg machen. Das Flussdelta ist dafür ideal. Oder man beobachtet die Vogelwelt im Haff ganz bequem von einem Boot aus.
Weiter westlich zwischen Tavira und dem Flughafen von Faro erstreckt sich ein zweites wichtiges Ökosystem, der Parque Natural da Ria Formosa, eine Lagunenlandschaft aus Sanddünen, Inseln und Landzungen im Mündungsgebiet kleiner Flüsse rund um Olhão. Sie ist 1755 beim letzten großen Seebeben entstanden und seit 1987 Naturpark. Das Dorado für Wasservögel ist zugleich Kinderstube für einen Großteil der Nordatlantikfische. In ausgewiesenen Flächen wird auch hier noch Meersalz gewonnen. Außerdem gibt es Fischzuchten, Muschel- und Austernbänke.
Rund zwei Kilometer östlich von Olhão liegt das Umweltbildungszentrum CEAM (Centro de Educação Ambiental de Marim) bei der Quinta de Marim. Ökotouristen erhalten hier Faltblätter - auch auf Deutsch - und einen Geländeplan. Auf 20 Informationstafeln in portugiesischer und englischer Sprache entlang eines drei Kilometer langer Naturlehrpfads erfahren Besucher, dass hier seltene Tiere wie das Chamäleon, die Schwarzkopfmöwe und das Wappentier des Naturparks, das Purpurhuhn, leben.
Sehenswert ist auch eine Gezeitenmühle aus dem Jahr 1845, ein Thunfischfangboot sowie eine Vogelpflege- und Aufzuchtstation. Hier können Besucher auf einem Hochsitz den 20 000 Vögeln zusehen und zuhören.
Auch für die Ria Formosa werden Bootsausflüge angeboten, die im Takt der Gezeiten von einer Düneninsel zur anderen schippern. Störche, Kormorane, Kraniche, Reiher, Flamingos und viele andere Wasservögel lassen sich ebenso gut bei einem Spaziergang auf der Ilha da Culatra beobachten, die per Fähre von Olhão aus zu erreichen ist.
Wer die Ria Formosa besucht, sollte die Gelegenheit nutzen, noch eine andere seltene Spezies kennenzulernen: den Portugiesischen Wasserhund. Die fast vergessene Rasse wird bei der Quinta de Marim gezüchtet. Ein Exemplar hat es zu einiger Berühmtheit gebracht: Als first dog ist er mit den Obamas ins Weiße Haus eingezogen.
Informationen: Portugiesisches Fremdenverkehrsamt, Zimmerstraße 56, 10117 Berlin, Telefon: 030/254 10 60, E-Mail: edt.berlin@turismodeportugal.pt