Das neue Flaggschiff - Erste Eindrücke von der „Aida Prima“

Limassol (dpa/tmn) - Für Aida-Fans hat das Warten bald ein Ende: In der letzten Aprilwoche bricht das neue Flaggschiff „Aida Prima“ zur ersten Reise auf, am 7. Mai steht die offizielle Taufe in Hamburg an.

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Das alles passiert mehr als ein Jahr später als geplant. Beim Bau in Japan gab es immer wieder Verzögerungen. „Mehr Raum, mehr Vielfalt, mehr Service“: Das waren laut General Manager Konstantin Burkämper oft gehörte Kundenwünsche - und somit auch Vorgaben beim Bau. Das Schiff wurde im Vergleich zu seinen Vorgängern fast komplett neu konzipiert. Was erwartet Passagiere ganz konkret an Bord?

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Einchecken: Lange Wartezeiten beim Check-in sollen der Vergangenheit angehören. Passagiere können bereits zu Hause online die wichtigsten Daten angeben. Im Kreuzfahrtterminal werden sie von Mitarbeitern in Empfang genommen, die am Tablet nur noch einige Klicks ausführen. Binnen weniger Minuten soll es an Bord gehen. In der Kabine liegen die Bordkarte und - ganz neu - ein RFID-Armband. Dieses dient wie die Bordkarte unter anderem als Schlüsselersatz und Zahlungsmittel.

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Neue Technik: Davon gibt es an Bord eine Menge. Einiges ist nützlich, anderes fällt wohl eher in die Rubrik Spielerei. Zu ersterem gehört die Bord-App. Über sie lassen sich zum Beispiel Tische in den Restaurants, Anwendungen im Wellnessbereich oder Ausflüge buchen. In die Kategorie Spielerei fällt dagegen der Fahrstuhl, bei dem im Boden jeweils genau die Stellen leuchten, auf denen man steht. Unweigerlich fängt man an, leicht zu tanzen - nicht von ungefähr kursiert an Bord schon der Spitzname „Discofahrstuhl“. Sieben Roboter werden auf der „Aida Prima“ sein - zwei vom Typ Nao und fünf vom Typ Pepper. Erstere sollen vor allem im Entertainment zum Einsatz kommen: Sie können tanzen und mit den Passagieren plaudern. Die fünf Pepper-Roboter sind im Service-Bereich zu finden - wie ganz normale Mitarbeiter kann man sie zum Beispiel bitten, eine Tischreservierung vorzunehmen.

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Restaurants: Aida-Stammgäste werden in Sachen Kulinarik auf der „Aida Prima“ viel Bekanntes wiedererkennen: „Markt-Restaurant“, „Bella Donna“, „East“, „Weite Welt“, „Brauhaus“, „Rossini“, „Buffalo Steak House“. Doch fast alles hat eine neue Optik bekommen. Und es sind neue Restaurants dazugekommen, zum Beispiel das Familienrestaurant „Fuego“, das Ristorante „Casa Nova“ mit Service am Platz, die französische Brasserie „French Kiss“ oder die Currywurstbude „Scharfe Ecke“. Und natürlich die Kochschule, für die Fernsehkoch Tim Mälzer seinen Namen gegeben hat. Insgesamt gibt es zwölf Restaurants.

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Ein häufiger Kritikpunkt auf den bisherigen Aida-Schiffen war, dass in den Büfettrestaurants teilweise akute Platznot herrschte. Dem begegnet Aida Cruises auf der „Aida Prima“ mit dem Angebot, im Vorfeld Plätze zu reservieren. Wer das nicht möchte und weiterhin spontan seinen Hunger stillen möchte, bekommt auf Bildschirmen im Schiff Hinweise, wie voll es in welchem Restaurant gerade ist.

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Bars: Die Bar-Höhepunkte befinden sich ganz vorne und ganz hinten im Schiff. Komplett in Weiß gehalten ist die „Spray Bar“ am Bug, wo es Champagner und Co. gibt. Durch eine kleine Tür geht es von dort ganz in die Spitze des Schiffs - ein bisschen „Titanic“-Kitsch-Gefühl stellt sich ein. „Das ist der perfekte Platz für den Heiratsantrag“, findet Burkämper. Und am Heck befindet sich die „Lanai Bar“, die der perfekte Platz für den Sundowner werden könnte - sofern sich die Sonne zwischen England und den Niederlanden zeigt.

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Routen: Hier begibt sich Aida Cruises auf absolutes Neuland. Die „Aida Prima“ wird das ganze Jahr über jeweils von Hamburg aus zu siebentägigen Fahrten nach Westeuropa aufbrechen. Entlang der Route liegen die Häfen Southampton, Le Havre, Zeebrugge, Rotterdam.

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Ganzjahresschiff: Als solches wurde die „Prima“ konzipiert. Es gibt deutlich mehr Außenbereiche als auf den bisherigen Schiffen - zum Beispiel das Lanaideck mit seinen Strandkörben und Whirlpools. Aber es gibt eben auch viele Innenbereichen. So liegen der „Beachclub“ und der Funbereich „4 Elements“ unter speziellen Foliendächern. Die Temperatur darunter wird das ganze Jahr über auf angenehmen 25 Grad gehalten. So kann auch im Winter eine Beachparty gefeiert werden, die Wasserrutschen stehen ebenfalls nicht nur im Sommer zur Verfügung.

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Entertainment: Herzstück ist weiterhin das Aida-Theatrium in der Mitte des Schiffes. Mit fast 1200 Plätzen ist es nun fast doppelt so groß wie auf den Schiffen der vorangegangenen Baureihe. Hingucker bei den Shows ist ein großer LED-Ball, der 360-Grad-Projektionen ermöglicht. Neben dem Theatrium, bislang einziger Hotspot für das Abendprogramm, gibt es nun zwei weitere wichtige Orte: den Nachtclub „Nightfly“, zu dem nur Erwachsene Zutritt haben und wo das Programm auch mal etwas frivoler wird, sowie den „Beachclub“, in dem jeden Abend eine Beachparty mit Liveband gefeiert wird.

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Umweltschutz: Die „Aida Prima“ wird im Hafen mit Flüssiggas (LNG) betrieben. Die nächste Schiffsgeneration, die nach den Problemen mit der Mitsubishi-Werft in Japan wieder in Papenburg bei der Meyer-Werft gebaut wird, fährt dann auch unterwegs mit LNG.

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Kabinen: 14 Kabinenkategorien stehen zur Auswahl. Am spektakulärsten sind zwei Suiten mit bis zu 80 Quadratmeter Balkon jeweils direkt über den Seiten der Brücke, den sogenannten Nocken. Doch auch die normalen Kabinen bieten durch intelligente Bauweise mehr Raum, auch wenn sich an der Grundfläche wenig geändert hat. Größer sind dagegen die Balkone: Sie wachsen von drei auf mindestens sechs Quadratmeter. Dadurch passen nun auf jeden Balkon richtige Liegestühle.

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Design: Ja, es ist noch Aida. In einigen Bereichen ist das bisherige Design unverkennbar, zum Beispiel wenn man die Farbenfreude rund um das Theatrium betrachtet. Doch in anderen Bereichen des Schiffs fühlt sich der Gast eher wie auf einer „Europa 2“ als bei Aida. An vielen Stellen dominieren gedeckte Farben und edle Materialien. Die Kabinentüren sind zum Beispiel nicht mehr deckweise in einheitlichen knalligen Farben bemalt, stattdessen bestehen sie aus Holz.

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Kinder: Die „Aida Prima“ ist als Mehrgenerationenschiff angelegt. Vor allem für Familien mit Kindern hat die Reederei kräftig aufgerüstet. So werden erstmals Babys ab sechs Monaten betreut, die Räume für den eigentlichen Kidsclub sind deutlich erweitert. Unter anderem gibt es nun ein großes Piratenschiff zum Klettern und Toben, einen großen Kreativraum und ein Theater. Viel Platz bietet auch das „4 Elements“, ein überdachter Wasserbereich mit Rutschen - von der „Racer“ mit zwei Röhren über vier Decks und dem „Lazy River“, über den man mit Gummireifen paddelt, bis zur Babyrutsche. Hochseilgarten, Minigolf und Schlittschuhbahn im Winter runden das Angebot ab. Praktisch für Eltern mit Kleinkindern: eine eigene Ecke am Eingang des Restaurants „Fuego“, wo Gläschen erwärmt und Fläschchen zubereitet werden können.

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Wellness: Hier gibt es im Vergleich zu den bisherigen Aida-Schiffen einen großen Unterschied. Die Sauna ist nicht mehr im Reisepreis inbegriffen. Wer auf der „Prima“ schwitzen will, muss 29 Euro pro Tag bezahlen. Daneben gibt es Mehr-Tages-Pässe und ein Early-Bird-Angebot (7.00 bis 10.00 Uhr) für 10 Euro. Angesichts der deutlich größeren Passagierzahl - 3300 bei Doppelbelegung der Kabinen - ist es laut Aida Cruises nicht mehr möglich, die Sauna ohne diese Beschränkung zu betreiben: Sie wäre schlicht immer überlastet gewesen. Viel Weiß und Beige, dazwischen grüne Akzente und Holz prägen das Bild. Erstmals gibt es Außenbereiche. Der Sportbereich ist in den Bug auf Deck 7 umgezogen. Dadurch kann man nicht mehr ganz so wie bisher mit Blick aus den Panoramafenstern auf dem Laufband stehen.

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Was es sonst noch gibt: Erstmals hat ein Aida-Schiff für Suitengäste reservierte Bereiche. Dazu gehört eine eigene Lounge mit Getränken, Snacks und Concierge-Service. Wie die Gäste in den sogenannten Panoramakabinen auf Deck 16 dürfen die Suitengäste auch das Patiodeck nutzen. Höhepunkt dort: zwei Infinitypools mit direktem Blick in die Fahrtrichtung. Damit geht Aida einen Schritt in Richtung des Konzepts „Schiff-im-Schiff“, wie es bislang nur MSC und Norwegian Cruise Line anbieten. Für Nervenkitzel sorgen zwei Skywalks am Heck: Plattformen aus Glas, durch die man mehrere Decks nach unten aufs Meer schauen kann. Ebenfalls tolle Ausblicke bieten die beiden Panoramaaufzüge.

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Fazit: Während andere Reedereien Neuheiten wie am Fließband vorgestellt haben, war es bei Aida zuletzt fast langweilig geworden. Über Jahre hinweg wurden neue Schiffe in Dienst gestellt, die sich kaum veränderten. Mit der „Prima“ ist nun ein großer Schritt gelungen - beim Design, beim Angebot an Bord und auch beim Service.