Von Düsseldorf nach Karlsbad Direktflüge: Böhmens Bäder rücken näher
Von Düsseldorf gibt es jetzt einen Direktflug nach Karlsbad. Damit werden auch Kurztrips interessant.
Karlsbad. Zur Kur nach Karlsbad — der vielgereiste Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe ließ es sich bei 17 Aufenthalten insgesamt drei Jahre seines Lebens im Westen Böhmens gut gehen. Und er zählte drei Orte auf, an denen er sich am allerliebsten aufhielt: Weimar, Karlsbad und Rom — in dieser Reihenfolge. Das war 1812, und jede Bäder-Tour „in der schwankenden Kutsche“ dauerte eine gute Woche. Das geht heute für unsereinen schneller. Seit April gibt es einen Direktflug von Düsseldorf nach Karlsbad. Flugzeit: kaum mehr als eine Stunde.
Man muss nicht unbedingt kuren im Bäder-Dreieck Karlsbad, Marienbad, Franzensbad, unweit der tschechisch-deutschen Grenze. Es gibt auch ohne Sprudelbad und Fango im Überfluss Schönes zu entdecken und zu sehen in diesem Landstrich zu Füßen von Erzgebirge und Böhmerwald. Prachtvolle Badhotels und Bürgerhäuser haben, nach Krieg und Sozialismus, ihr altes Gesicht zurückbekommen, das in der Hoch-Zeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts die wohlhabenden Reisenden aus Ost und West so faszinierte.
Kaum eine Stunde von den Kurorten entfernt erzählen Städte am Eger-Fluss europäische Geschichte. Zum Beispiel die auf einem Felsen in der Fluss-Schleife gemauerte Grenzfestung Elbogen (Loket), die im Dreißigjährigen Krieg den Schweden widerstanden hatte und heute mit ihrem gepflegten Stadtkern so malerisch wirkt, dass selbst James Bond („Casino Royal“) nicht daran vorbei kam.
Bruno Fischer, Stadtführer
Oder die Stadt Eger, deren Häuser am Marktplatz Zeugnis ablegen, wie am Rande des Handelsweges zwischen Bayern und Prag die kleinen Krämer nach und nach zu Wohlstand und Hausbesitz gekommen sind. Wer den Streifzug plant, sollte allerdings feste Schuhe tragen. Denn Straßen und Plätze haben noch Kopfsteinpflaster. In den weltberühmten Badeorten faszinieren die barocken Hausfassaden, die malerisch-prächtigen Kurhotels, die Grünanlagen. Die Häuser haben vielfach einprägsame Namen: Guter Hirt, Elefant oder Stubsi in Karlsbad — um nur drei zu nennen.
Die Kurorte wären nichts ohne ihre heilenden Wasserquellen. In Karlsbad kommt heißes Wasser mit bis zu 73 Grad Celsius aus 2000 Metern Tiefe ans Tageslicht. Insgesamt zwölf Quellen versorgen die Kurhäuser, und im Stadtzentrum spenden ausreichend Zapfstellen das heilende Getränk kostenlos. Bruno Fischer, Stadtführer und aus einer alt-böhmischen, deutschsprachigen Familie stammend, warnt: „Das Heilwasser hilft nicht gegen Durst. Es schmeckt salzig, aber es wirkt lindernd bei Erkrankungen von Verdauungstrakt und Leber.“ Die Karlsbader witzeln daher gern über ihre „dreizehnte Quelle“, die Becherovka-Likörfabrik. Stadtführer Bruno: „Die zwölf Quellen heilen. Die dreizehnte macht gesund.“
47 Kilometer liegen zwischen Karlsbad und Marienbad. Dort ist das heilende Wasser nicht heiß, sondern kalt. Dafür ist das Spektrum der anerkannt heilenden Wirkung breiter gefächert — es reicht von A (wie Atemwege) bis Z (wie Zwölffingerdarm). Während in Karlsbad ein buntes Völkergemisch die Straßen und Promenaden bevölkert, dominiert in Marienbad die deutsche Sprache. Zweitgrößte Gästegruppe sind die russischsprachigen Besucher. Alles in allem geht es in den Badeorten gemächlich, unaufgeregt zu. Wer vier Anwendungen am Tag (klassische Badekur) oder auch nur zwei Bäder oder Massagen (Wellness) plus die gute böhmische Küche genossen hat, geht früh zu Bett.
In Franzensbad, dem kleinsten der drei Badeorte, 35 Kilometer von Marienbad entfernt, machen drei Freundinnen seit zwölf Jahren regelmäßig Urlaub. „Wir kennen auch andere Badeorte“, sind sich Antonie, Marianne und Amalie einig. „Dieser ist der schönste, klein und gemütlich.“ Vor allem: „Man trifft immer neue Leute.“ Diesmal hat das Trio Christel aus Weimar kennengelernt. Einfach so, auf der Parkbank. Und sie schwärmen von ihrem Hotel: „Gepflegt, Vollpension, schöne Einzelzimmer und 18 Anwendungen in der Woche.“
Der Autor reiste mit Unterstützung von Czech Tourism.