„Ein Bett ist ein Bett“ - Das Gerangel der Billighotels

Stuttgart (dpa) - Die einen werben mit Familienfreundlichkeit, die anderen mit besonderem Design: Billighotel-Ketten schießen in Deutschland wie Pilze aus dem Boden. Nun drängt ein neuer Wettbewerber auf den Markt - und bekommt dabei Rückenwind von bekannten Namen.

Foto: dpa

Im Hotelzimmer knistert ein Kaminfeuer - allerdings nur auf einem Flachbildschirm an der Wand. Wer sich daran sattgesehen hat, kann zwar in eine Regendusche steigen, ein Restaurant sucht er jedoch vergeblich. Modern, aber billig - das ist das Konzept von sogenannten Low-Budget-Hotels wie der Kette Motel one, die hierzulande derzeit einen regelrechten Boom erleben. Auch neue Anbieter wittern ein Geschäft auf dem deutschen Hotelmarkt: Aktuell plant etwa der amerikanische Hotelkonzern Marriott zusammen mit einer Ikea-Tochter die Eröffnung der Billig-Hotel-Kette Moxy.

„Das Potenzial für die Branche ist noch groß“, sagt Kay Strobl, die beim Beratungsunternehmen Deloitte für die Hotelbranche zuständig ist. „Derzeit liegt ihr Marktanteil lediglich im hohen einstelligen Prozentbereich. Deswegen werden auch mehrere Marken aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, um sich ein Stück vom Kuchen zu sichern.“ Die Hotelberatung PKF erwartet, dass der Anteil der Low-Budget-Hotels in den kommenden Jahren auf 30 bis 40 Prozent steigen wird.

Die Kette B&B-Hotels etwa kommt ursprünglich aus Frankreich, ist aber mittlerweile in Deutschland einer der großen Spieler neben Motel one und Ibis. Dort gibt man sich kampfeslustig: „Moxy kann ruhig kommen, wir fürchten nichts.“ B&B will bis Ende des Jahres auf mehr als 70 Hotels in Deutschland kommen und mehr als 7200 Zimmer anbieten.

Konkurrent Motel one hat hierzulande 43 Hotels mit 9600 Zimmern. In diesem Jahr sollen sechs weitere mit 1400 Zimmern dazukommen. Die Preise variieren je nach Lage. „Für die Budgethotellerie in Deutschland sehen wir die Grenze jedoch bei 100 Euro erreicht“, sagt Geschäftsführer Dieter Müller.

Motel one wirbt mit dem Konzept „Viel Design für wenig Geld“. Aber können Hotels so überhaupt verdienen? „Das funktioniert sogar sehr gut“, erklärt Strobl von Deloitte. „Die Zimmer sind relativ klein - und in der Hotellerie wird das Geld mit dem Zimmerverkauf gemacht.“ Die Strategie ist also: wenig Platz für wenig Geld.

Das bestätigt auch Motel one: „Viele Flächen, die Gäste nur teilweise oder wenig nutzen, wie etwa Tagungsräume, einen Wellnessbereich oder ein Hotelrestaurant, werden weggelassen“, erklärt Müller. Genau diese Flächen sind es, die einen Übernachtungspreis steigen lassen.“

Marriott-Chef Arne Sorensen plant in Deutschland in den kommenden Jahren nach eigenen Angaben „Dutzende“ Hotels - unter anderem in Berlin, Hamburg und Frankfurt. Start soll Anfang 2015 sein. Eine Ikea-Tochter entwickelt die Hotels zwar zusammen mit dem amerikanischen Konzern. Mit Ikea-Möbeln würden die Zimmer aber nicht eingerichtet, betont Sorensen.

„Moxy ist auf das Segment der jungen und technikaffinen Gäste ausgerichtet, was auch sehr klug ist“, sagt Strobl. „Marriott und Ikea sind außerdem Marken, die bereits etabliert sind.“

Der Hotelmarkt in Deutschland ist nach Angaben des Deutschen Hotelverbandes (IHA) ohnehin ein lohnender: Zuletzt waren so viele Reisende in Deutschland unterwegs wie noch nie. Seit Jahren steigt die Zahl der Übernachtungen in Hotels, Gasthöfen, Pensionen und sonstigen Herbergen stetig - 2013 auf fast 412 Millionen. Der Umsatz der Branche lag bei knapp 21,2 Milliarden Euro.

Aber wie unterscheiden sich eigentlich Ibis, B&B, Motel one und Co? B&B gibt an, mit speziellen Zimmern auch Familien stärker im Visier zu haben. Ibis hingegen hat sich bereits in Einzelmarken mit Fokus auf verschiedene Kundengruppen aufgeteilt, Motel one verweist unter anderem auf sein modernes Design.

„Jeder versucht, Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten“, sagt Expertin Strobl. „Letztendlich bleiben sie aber austauschbar.“ Oft seien vor allem Lage und Preis entscheidend. „Ein Bett ist ein Bett.“

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