Seit 125 Jahren: Warum der Eiffelturm immer noch fasziniert

Paris (dpa/tmn) - Mahatma Gandhi war schon da, der russische Zar Nikolaus II. - und jedes Jahr kommen rund sechs Millionen Besucher. Jetzt feiert der Eiffelturm seinen 125. Geburtstag. Seine Faszination liegt nicht nur in der Champagnerbar.

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Wenn die gusseisernen Stufen des Eiffelturms sprechen könnten, was würden sie uns erzählen? Keine Geheimnisse, denn die Geschichte der vor 125 Jahren am 31. März 1889 eingeweihten Stahlkonstruktion von Gustave Eiffel ist weltweit bekannt. Eher die Geschichten von Mahatma Gandhi oder von Vittoria und Amaya. Jährlich lockt der Turm am Seine-Ufer über sechs Millionen Besucher an. Die kleinen Geschichten erzählen, warum.

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Zwischen Paris und Rio de Janeiro liegen mehr als 9000 Kilometer Luftlinie. Für die beiden 22-jährigen Studentinnen Vittoria und Amaya ging mit der knapp zwölfstündigen Reise zum Eiffelturm ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. „Jahrelang haben wir ihn nur in Reisemagazinen bewundern können. Jetzt sind wir endlich hier“, erklärt Vittoria begeistert.

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Ihren Traum haben sich beide neben ihrem Studium erarbeitet. Amaya abends in einer Bar, Vittoria am Wochenende in einem Schnellrestaurant. Sie sind vor fünf Stunden angekommen und sofort zum Eiffelturm gefahren. „Er ist noch beeindruckender als auf den Bildern“, meint Amaya fasziniert. Sie wollen zu Fuß auf das zweite Stockwerk hoch, um die Stadt Paris - die Champs-Elysées, den Triumphbogen und Sacré Coeur - aus der Vogelperspektive zu sehen. Das heißt in 115 Metern Höhe und nach mehr als 700 Stufen.

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Auch Werner und Carola steigen an diesem Tag erstmals die Stahlstufen hoch. „Würde ich an Gott glauben, würde ich sagen, hinter diesem Chaos verbirgt sich eine höhere Macht. Da ich aber Ingenieur bin, weiß ich, dass das die Arbeit eines Genies ist“, sagt der 66-jährige Deutsche. Für ihn ist die „dame de fer“, die „Frau aus Eisen“, wie die Franzosen ihr Wahrzeichen nennen, ein erstaunliches Meisterwerk der Ingenieurkunst - so wie für den Erfinder der Glühbirne. Thomas Edison besuchte am 10. September 1889 Eiffel in seinem Büro oben auf dem dritten Stock des Turms. Dabei bedankte er sich bei ihm für die „Errichtung des gigantischen und originellen Musterstücks moderner Baukunst“.

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Über 300 Meter hoch, 1710 Stufen, 18 000 Bauteile, 2,5 Millionen Nieten, 10 000 Tonnen Gesamtgewicht und zwei Jahre Bauzeit: Der Eiffelturm ist ein Geniestreich, der seit 1991 auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes steht. Im Jahr 2007 kam er neben der Christus-Statue in Rio de Janeiro, der Großen Mauer in China, dem Kolosseum in Rom und dem bayerischen Märchenschloss Neuschwanstein auf eine Liste von Weltwundern der Moderne.

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Der Luzerner Filmemacher und Millionär Bernard Weber hatte damals Menschen in aller Welt aufgerufen, sich an der Wahl der sieben prachtvollsten Baudenkmäler der Neuzeit zu beteiligen. 200 Bewerbungen wurden eingereicht. Unter die Finalisten hat es die eiserne Lady aus Paris allerdings nicht geschafft. Chancen als Weltwunder in spe hat der Eiffelturm aber weiterhin. Die Unesco als Hüterin des Weltkulturerbes hatte sich damals von der Aktion distanziert. Da die ursprünglichen Weltwunder weitgehend zerstört sind, gibt es immer wieder Versuche, neue Listen zu erstellen.

Zu den Besuchern gehörten auch König Eduard VII., der russische Zar Nikolaus II., die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt, Mahatma Gandhi, der Starfotograf Peter Lindbergh, der das Model Mathilde zwischen den Stahlbögen posieren ließ, oder der Seiltänzer Philippe Petit, der 1989 zum 200. Jahrestag der Verkündung der Menschenrechte vom Palais de Chaillot am gegenüberliegenden Flussufer über die Seine zum Eiffelturm balancierte.

Nicht alle Geschichten handeln von langersehnten Wünschen und erstaunlicher Ingenieurkunst. Während der Besetzung von Paris 1940 erhielten deutsche Soldaten den Auftrag, an der Spitze des Turms die Hakenkreuzflagge zu hissen. Da sie zu groß war, wurde sie nach wenigen Stunden weggeweht und später durch eine kleinere ersetzt. Hitler selbst ist nie auf den Eiffelturm gestiegen, der auf der Liste der Bauwerke stand, die er im besetzten Paris zerstören lassen wollte.

Gründe, den eisernen Riesen zu erklimmen - per Aufzug oder zu Fuß - gibt es offenbar genügend. Einen ganz besonderen haben Roberto und Magdalena: Auf dem dritten Stockwerk in 276 Meter Höhe will sich das Paar aus Lissabon die Verlobungsringe anstecken. Bei ihrem vorigen Besuch vor zwei Jahren hatten sie dort die Champagnerbar entdeckt. Der Himmel ist an diesem Tag strahlend blau. Bei diesem Wetter soll man sogar die 88 Kilometer weit entfernte Kathedrale von Chartres sehen können.

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