Senfgelbe Siedlung im Grünen: Dresden-Hellerau ist wie gemalt

Dresden (dpa/tmn) - Viel Natur, ausreichend Jobs, ein Kulturangebot und ein Hauch Dörflichkeit: All das sollte die Gartenstadt Hellerau bei Dresden nach den Plänen ihres Gründers den Bewohnern bieten.

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Mehr als 100 Jahre später gelingt ihr das immer noch.

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Mit einer Salatgurke deutet Carola Klotz einen Gruß an. Er gilt Andreas de Löwis, der gelegentlich Touristen durch Hellerau führt. Klotz ist Vorsitzende des Bürgervereins, der sich unter anderem um die Bewerbung Helleraus für die Aufnahme in die Weltkulturerbeliste kümmert. Ende 2014 soll es soweit sein. Die Grundsteinlegung der historischen Gartenstadt bei Dresden ist schon etwas mehr als 100 Jahre her.

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Gartenstadt? De Löwis erklärt das Konzept: Ende des 19. Jahrhunderts seien viele Menschen vom Land in die Städte gezogen. „Es kam zu katastrophalen Wohnverhältnissen.“ Eine Alternative musste her. Die Idee der Gartenstadt entstand. „Man wollte die Vorteile von Stadt und Land verbinden.“ Das bedeutete: Arbeit, Grünes und Kultur.

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De Löwis bleibt auf den Gurkengruß hin kurz stehen und plaudert, wie Nachbarn eben plaudern. „Ich muss los, zum Wochenende soll ich noch 'ne Torte backen“, sagt sie. „Brigitte muss auch noch was backen“, sagt er. Zur Wiedereröffnungsfeier der Waldschänke gibt es offenbar viel Süßes. Die Schänke - als Bürgerzentrum neu aufgebaut - war Anfang des 20. Jahrhunderts ein beliebtes Ausflugslokal. Und sie war das einzige Gebäude, das schon da war, als die Gartenstadt entstand.

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Das war 1908. Quasi aus dem Nichts entwarf der Tischler und Künstler Karl Schmidt die Gartenstadt nach und nach mitten hinein in einen einsamen Landstrich aus sanften Hügeln am nördlichen Stadtrand von Dresden. Dort hatte er mit der Gartenstadtidee im Kopf 140 Hektar Land gekauft. Als erstes baute er nahe der Waldschänke eine hochmoderne Möbelfabrik, die Deutschen Werkstätten. 1909 kamen Straßen mit kleinen Wohnhäusern dazu.

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Mehrere Architekten holte sich Schmidt für sein Projekt ins Boot, allen voran Richard Riemerschmid, der eher Maler als Architekt war. Ein Dorf wie aus einem Guss entstand: fast ausschließlich senfgelbe Häuser, frei stehend, für mehrere Familien oder als Reihenhäuser, alle mit kleinen, grünen Sprossenfenstern - und immer mit Garten.

Für de Löwis ist Hellerau wie ein 3D-Gemälde. Er bleibt auf dem Bürgersteig stehen, grüßt noch schnell einen Passanten und zeigt dann in eine sehr verwinkelt gebaute Häuserecke mit Balkon: „Das ist eine Ecke, die nur von einem Maler geplant worden sein kann. So um die Ecke hätte ein Architekt nie entworfen.“

Dresden sieht in Hellerau aus wie ein Dorf aus einer anderen Zeit. Das war harte Arbeit. Die kleinen Häuschen und Straßen haben zwei Weltkriege mitgemacht. Nach der Wende begann langsam die Renovierung. Inzwischen leben gut 2000 Menschen hier. Die Gebäude stehen vom gelben Anstrich bis zur grünen Sprosse unter Denkmalschutz. Der charakteristische Stil geht auf Riemerschmid zurück. „Er hat das gar nicht so ganz ernst genommen, aber der Denkmalschutz nimmt es heute sehr genau“, sagt de Löwis.

Arbeit, Grünes und Kultur vereinen - das war das Ziel. Seit der Wende wird auch Kultur in Hellerau wieder groß geschrieben. Das 1911 als Schule für Rhythmik gebaute Festspielhaus Hellerau wurde nach und nach renoviert und für Theaterfestivals und Aufführungen genutzt. Seit 2009 wird es wieder ganzjährig bespielt. Für de Löwis lebte der Geist der Gartenstadt spätestens damit wieder auf: „Es wohnen noch Leute hier, es arbeiten noch Leute hier, und es ist wieder Kunst da.“

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