Gibt die Reisebranche 2009 schon verloren?
Die Themen der Internationalen Tourismusbörse: Kurzarbeit und Kapazitätsreduzierungen. Und die Fragen: Geht TUIfly zu Air Berlin, gibt Air Berlin die LTU ab, kauft REWE jetzt Thomas Cook? Das alles ist nicht lustig.
Aber das Allerschlimmste ist: Die Branche ist dabei, einen ihrer historischen Fehler zu wiederholen. Unter dem Schock des 11.September 2001 stehend und von Buchungszurückhaltung Anfang des Jahres 2002 beeindruckt, gab die Tourismusbranche das Reisejahr vorschnell verloren.
Harte Sparmaßnahmen wurden durchgezogen. Lag der aktuelle Buchungsstand um zehn Prozent zurück, wurden die Anzahl der Check In-Schalter im Flughafen gleich um 15Prozent reduziert. Jene, die noch reisten, traf die "volle Härte der Anbieter". Zu Lasten der Buchenden wollte man unbedingt das Ergebnis retten.
Die Noch-Nicht-Reisenden zum Buchen zu animieren, das wurde zu keiner Zeit als ernsthafte Option verfolgt. Und genau das geschieht wieder: Das Reisejahr 2009 wird offensichtlich bereits heute abgehakt.
Das schon fast göttliche "Gebot der Marge" wird erneut der Börse auf den Altar gelegt. Kapazitäts-Reduzierungen anzudenken ist eine Sache, dass es die Branche jetzt als "die Nachricht" verkündet, ist eine andere. Die Nachricht kann höchstens als Botschaft für die Börse von Wert sein, nur: Die Börse bucht keine Urlaubsreisen. Wer in der Krise zuvorderst die Marge will, schwächt die Zukunft!
In der Urlaubsbranche (anders als im Bereich der Geschäftsreise) haben wir es im Moment mehr mit Verunsicherung als mit bereits erfolgtem Verzicht zu tun. Da sitzen im Moment Millionen potenzieller Urlauber und denken verunsichert, aber mit Sehnsucht, über Urlaub nach. Wenn potenzielle Kunden verunsichert sind, brauchen Sie neue Anreize, um zum Buchen zu kommen. Die Verlängerung des Frühbucherrabatts ist aber kein neuer Anreiz.
Wollen wir wetten, dass die Marketing-Budgets der Reiseanbieter schon drastisch runtergefahren sind? Es lebe antizyklisches Verhalten! Dieses Jahr hat alle Chancen, ein ordentliches Spätbucherjahr zu werden. Aber alle warten anscheinend nur, wie das Kaninchen vor der Schlange, welcher "Böse" jetzt den ersten Stein wirft und eine gnadenlose Preisschlacht startet.