Südafrika Kwazulu-Natal: Ort der Wunder
Eingebettet zwischen Indischem Ozean und den Drakensbergen, herrscht in der Provinz KwaZulu-Natal subtropisches Klima. Hier finden sich kilometerlange Sandstrände, hippe Promenaden, wilde Küsten sowie Tauch- und Surfspots mit einzigartigen Meeresbewohnern. Die Schönheit und der Facettenreichtum der Küste Kwazulu-Natals haben die Provinz zu einem führenden Urlaubsgebiet in Südafrika gemacht.
Kapstadt, Gartenroute oder Krüger Nationalpark: viele Besucher zieht es in den Süden und Westen Südafrikas. Doch es lohnt sich diese Regionen im wahrsten Sinne des Wortes mal links liegen zu lassen und sich in den Osten des Landes aufzumachen — immer entlang der unendlichen Strände des Indischen Ozeans.
Der Küstenstreifen der Provinz KwaZulu-Natal, deren urbanes Aushängeschild Südafrikas drittgrößte Stadt Durban ist, zieht sich auf fast 600 Kilometern bis hoch zur Grenze nach Mosambik. KwaZulu-Natal, was Ort der Zulu bedeutet, ist mit über zehn Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Provinz nach Johannesburg/Gauteng.
Kaum zu glauben, denn wenn man die Route immer weiter nach Norden Richtung Mosambik fährt trifft man kaum eine Menschenseele. Für die 240 Kilometer von Durban nach Santa Lucia braucht man mit dem Auto knapp drei Stunden. Der kleine Ort ist ein idealer Ausgangspunkt für Tagesausflüge entlang der wilden Küste. Früher verirrte sich selten ein Tourist hierhin - heute zieht die St. Lucia Mündung - das größte Flussmündungssystem Afrikas - das mehrere Tierparks beherbergt und Zugang zum Indischen Ozean hat - viele Naturliebhaber an.
Über eine Länge von 64 Kilometern und eine Breite von 21 Kilometern zieht sich diese Mündung, die sich am besten vom Boot aus erkunden lässt. Hier befindet sich auch das zum Indischen Ozean gelegene, über 3000 Quadratkilometer große Naturschutzgebiet iSimangaliso Wetland Park. Der Zulu-Name bedeutet wundervolles (Wetland = Feuchtgebiet) und soll so schon die wunderbare Natur dieses Reservates im Namen hervorheben.
Gemeint sind damit die verschiedenen Ökosysteme, die hier auf kleinstem Raum zusammenkommen: der Ozean mit dem südlichsten Korallenriff der Welt, das Sumpfgebiet, die Sanddünen und vor allem der 40 km lange Lake St. Lucia, Südafrikas größter See. Über 2000 Krokodile und rund 1600 Flusspferde sind hier zu Hause — so viele wie nirgendwo sonst im südlichen Afrika. Dazu leben hier 120 Fisch- und über 500 Vogelarten. Das bereits vor über 100 Jahren angelegte Reservat steht seit 1999 auf der Liste des Weltnaturerbes der Unesco und kann mit einem Guide per Jeep durchfahren werden.
Highlight des Ausflugs ist Cape Vidal, eine wunderschöne, raue Strandküste. Hier gibt es auch Grillplätze, wo der von Einheimischen frisch gefangene Fisch direkt zubereitet wird. Ob man selbst in den Genuss kommt ist Glückssache - die diebischen Meerkatzen sind meist schneller.
Rund 50 km westlich von St. Lucia befindet sich der Hluhluwe Umfolozi Park. Hier jagten einst die Zulu-Könige. Der älteste Nationalpark Afrikas, wurde 1897 zum Schutz der letzten Nashörner gegründet. Mitte des 20. Jahrhundert waren die Breitmaulnashörner im südlichen Afrika fast ausgerottet.
Heute lebt im Park die größte Nashornpopulation der Welt. Neben Breitmaul- und Spitzmaulnashörner finden man im Reservat, das man alleine mit seinem Auto durchfahren darf, auch Löwen, Geparden, Leoparden, Giraffen, Elefanten, Büffel, Krokodile, Gnus, Impalas, Zebras, Antilopen und Hyänen, die unversehens auch mal die Straße kreuzen. Aber Achtung: Aus dem Auto aussteigen ist absolut verboten und wer an seinem Leben hängt, hält sich auch besser daran.
Nach dem Abstecher ins Innere des Landes geht es wieder zurück an die Küste. Genauer gesagt nach Maputaland, im südafrikanischen Grenzgebiet zu Mosambik. Der Küstenabschnitt Kosi Bay zieht sich durch tiefe tropische Wälder und Küstendünen. Unser Ziel das „Rocktail Beach Camp“. Mitten im Nirgendwo liegen die Luxuszelte erhöht im Küstenwald, mit Blick auf einen kilometerlangen Traumstrand. Die vorgelagerten Riffe bieten beste Schnorchel- und Tauchbedingungen.
Erreichbar ist das Camp nur mit dem Geländewagen. Man selbst ist nicht erreichbar. Hier gibt es kein Internet, noch nicht mal Telefonnetz. Hier kann man völlig loslassen, denn man ist komplett raus. Kosi Bay ist auch bekannt für seine Wasserschildkröten, die ihre Eier nachts am Strand ablegen. Nur wenige Menschen haben das Glück, diese Wesen der Tiefe zu erspähen. Sogar Taucher entdecken sie nur gelegentlich. In Rocktail Bay jedoch kann man den gigantischen Meeresschildkröten ganz nah sein. Unser Guide Mbongeni, der sich kurz MB nennt, holt uns mitten in stockfinsterer und stürmischer Nacht zu einer Safari der etwas anderen Art ab.
Die Lodge bietet Nachttouren zum Strand an, auf denen die Gäste je nach Saison Meeresschildkröten beim Eierlegen beobachten oder die Babies schlüpfen sehen können. Diese Touren bescheren nicht nur unvergessliche Eindrücke, sie schaffen zudem Bewusstsein für diese einmaligen Lebewesen und resultieren in Spenden für den Schutz der Schildkröten.
Nur wenige können beim Anblick einer Schildkrötengeburt oder beim Wettlauf der frisch geschlüpften Babies ins Wasser widerstehen, eine Schildkröte zu adoptieren - die von MB heißt „Ntombi“, das bedeutet „Lady“. Auf dem Weg zum Jeep sollen wir auf Skorpione und Bush-Pigs links und rechts des Weges aufpassen. Doch das ist nichts gegen die Massen an weißen Krebsen, die im Lichtkegel der Lampen des Jeeps am Strand auftauchen. Am Tag war hier nicht eine davon zu sehen. Unbeeindruckt davon gibt MB Gas. Unsere Mission ist die Suche nach einer anderen imposanten Meeresbewohnerin.
Und da ist sie: Sie gräbt, gräbt und gräbt: Eine riesige Lederschildkröte - 1,60 Meter lang und an die 700 Kilogramm schwer. Mit den Hinterflossen schleudert sie Sand zur Seite, um ihre Eier genau an der Stelle abzulegen, wo sie selbst vor Jahren geschlüpft ist. Obwohl sie mit allen möglichen Strömungen einige Male um die Welt geschwommen ist, verfügt sie über ein eingebautes GPS-System, das sie immer an ihren eigenen Geburtsort zurückführen wird.
Bis zu 120 Eier, die von der Sonne ausgebrütet werden, legt ein Weibchen pro Nacht in seinem selbstgeschaufelten Loch ab. Rund zwei Monate später schlüpfen dann die Schildkröten, die schon am Strand ihr Wettrennen ums Überleben starten — gegen Krabben, Vögel und andere Todfeinde. Unter den Jungen wird nur eine von Hundert das Erwachsenenalter erreichen.
Mbongeni hat die Königin des Meeres markiert, ehe sie den Rückweg in den Indischen Ozean antritt. Das Rocktail Bay Schildkröten Projekt ist eines der ältesten der Welt. Im Jahr 1963 startete die Initiative zur Beobachtung von brütenden Schildkröten sowie zum Schutz ihrer Brutplätze an den Stränden.
Früher töteten die Zulus die Schildkröten und verkauften die Eier, heute profitieren die Einheimischen von den lebenden Turtles und es kam zu einem Umdenken. Die Zahl der Tiere ist erfreulich angestiegen und das Projekt konnte auf die Zählung von bedrohten Loggerhead Schildkröten sowie Lederrückenschildkrötenbabies ausgeweitet werden.
Nach dem Ausflug in die Einsamkeit der nördlichen Ostküste bietet Durban ein kontrastreiches Flair. Aufgrund der südlichen Zyklone bietet diese Küste einige der besten und garantiert nicht überfüllten Surfgebiete der Welt. Durban hieß einst Port Natal, benannt durch den portugiesischen Seefahrer Vasco da Gama, der die Küste am Weihnachtstag 1497 entdeckte.
Die Dreieinhalbmillionen-Multi-Kulti-Stadt mit ihrer Golden Mile, ist Tummelplatz für alle, die Spaß und Abwechslung suchen. Der berühmte Strandabschnitt mit seinen vielen Fischerpiers wird von dem Suncoast Casino im Norden und der neuen uShaka Marine World im Süden flankiert.
Direkt am Strand lädt eine Promenade mit Restaurants, Clubs, Swimmingpools, Spielparks und Straßenhändlern mit afrikanischem Kunsthandwerk, zum Bummeln ein. Es lohnt sich auch die fünf Kilometer lange Promenade entlang der beeindruckenden Skyline bis zum WM-Stadium zu radeln.