Langlaufen im Vallée de Joux

Le Brassus (dpa/tmn) - Im Schweizer Vallée de Joux gleiten Langläufer durch verschneite Wälder und vorbei am gefrorenen See. Im Thermalbad dampft seit Römerzeiten das Wasser. Und in den Museen erinnern Chronographen und Spieldosen an die Muße langer Winterabende.

„Langlauf ist Leidenschaft, Langlauf ist Natur pur, Langlauf ist faszinierend“, schwärmt Skilehrer Hugues Gander. Sein Heimatdorf Les Rasses liegt im Waadtländer Jura im äußersten Westen der Schweiz, es ist der Ausgangspunkt für viele Langlauf- und Schneeschuhtouren. Aber auch Alpin-Skifahrer kommen hier auf ihre Kosten - acht Skilifte führen bis auf 1580 Meter.

Die Langlauftour beginnt im kleinen Wintersportzentrum von Les Rasses. Das Dorf liegt auf einer Höhe von rund 1100 Metern an einem Hang des Berges Chasseron. Bei klarer Sicht eröffnet sich ein Panorama vom Mont Blanc bis hin zum Säntis, deshalb wird die Region auch als Balkon des Jura bezeichnet.

Zunächst verlaufen die Loipen für klassische Langläufer und für Skater parallel nebeneinander, es gibt kaum Steigungen. „Das sind ideale Bedingungen für Anfänger“, sagt Gander. Wer konditionell nicht so fit ist, könne auf einen der kürzeren Rundkurse gehen. Für erfahrene Langläufer gibt es anspruchsvolle Loipen. 54 Kilometer lang ist der Rundkurs bis zum 1381 Meter hoch gelegenen La Grand Vy. Dabei sind einige Steigungen und kleinere Abfahrten zu meistern. Wer erschöpft ist, kann in einer der vielen Skihütten eine Pause einlegen.

La Ronde Noir heißt eine dieser urigen Hütten. „Unser Haupterwerb ist eigentlich die Landwirtschaft, im Sommer haben wir 160 Rinder hier oben auf den Wiesen“, erklärt Wirtin Jaqueline. Im Winter bewirtet sie Gäste und bessert so ihre mageren Einkünfte aus der Viehwirtschaft auf.

Urgemütlich ist es in der kleinen Baude. Im offenen Ofen knistern mächtige Holzscheite und erzeugen eine wohlige Wärme. An den rußgeschwärzten Wänden hängen Kupferpfannen. Gekocht wird heute allerdings auf zwei Gasherden. Auf den Tisch kommt beste Hausmannkost, die dazu noch preiswert ist. Alle Gäste sitzen an langen Tischen, man kommt schnell miteinander ins Gespräch.

So erfährt der Besucher, dass die Kleinstadt Yverdon-les-Bains, eingebettet zwischen dem Jura, den Hügeln der Broye und dem Neuenburgersee, als wichtigster Badekurort der Westschweiz gilt und ein ideales Ausflugsziel für einen verregneten Tag ist. Im Thermalbad baden Gäste im schwefel- und magnesiumhaltigen Wasser, die Badelandschaft wurde vor wenigen Jahren komplett erneuert. Ruinen römischer Thermen zeugen von der langen Tradition Yverdons als Kurort.

Im nahen Vallée de Joux hat die Feinmechanik Tradition - seit drei Jahrhunderten entstehen dort im „Tal der Uhren“ die edelsten Zeitmesser der Welt. Das Tal, eingebettet zwischen zwei Juraketten, erinnert mit seiner Weite und den tief verschneiten Wäldern an den hohen Norden. Laurence Rochat, Botschafterin der Region, nennt das Tal ein Juwel der Natur. „Das Vallée de Joux ist für mich nicht nur meine Heimat und der Ort meiner Kindheit, sondern auch ein Flecken, wo ich auftanken kann und wohin ich immer wieder gerne zurückkomme“, sagt die Langläuferin, die 2002 bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City eine Bronzemedaille gewann.

Heute kommen viele Touristen in das dünn besiedelte Hochtal. Noch sind es vor allem Schweizer, die an den Ufern des nahen Genfer Sees wohnen. Aber immer mehr Wintersportler aus anderen Regionen entdecken das Vallée de Joux. Sie schätzen die ursprüngliche Winterlandschaft jenseits hektischer Skipisten und Après-Ski.

Zentrum des Tals ist der Lac de Joux. Der rund neun Kilometer lange See ist die größte Wasserfläche im Jura. In Winternächten staut sich in dem abgeschlossenen Tal die kalte Luft. „Da fallen die Temperaturen schnell mal unter minus 30 Grad“, sagt Laurent Ardiet vom Sportzentrum in Le Brassus. „Deshalb friert der See auch schnell zu und verwandelt sich in eine riesige, natürliche Eislaufbahn.“ Tausende Schlittschuhläufer zeichneten dann ihre Linien in das Eis.

Langläufer gleiten über Hunderte Kilometer markierter Loipen. Eine der schönsten Touren führt von Les Charbonnières über L'Abbaye und Les Bioux am südlichen Ufer des Sees entlang.

Auf Alpin-Skifahrer warten 42 Kilometer Abfahrten, die sich vor allem Familien und Anfänger eignen. Aber auch ohne Brettl können Besucher den Winterwald genießen, beim Wandern, Rodeln oder bei Fahrten mit dem Pferdeschlitten. Wälder mit Puderzucker-Hauben, funkelnde, unberührte Schneefelder und absolute Ruhe: „Gerade in der Wiege der Uhrmacher sollten sich Urlauber Zeit nehmen, die tickende Uhr mal zu vergessen und jeden Moment einfach nur zu genießen“, sagt Ardiet.

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