Lappland: Wälder, Seen und Rentiere

Der Norden Finnlands beeindruckt im Herbst mit seiner bunten Landschaft — und faszinierenden Polarlichtern.

Düsseldorf. Jeder Finne hat eine eigene Sauna und zwei Rentiere — statistisch gilt das auf jeden Fall für diejenigen, die in Lappland leben.

Zumindest die Sauna bieten Lappen ihren Gästen an, jede Hütte hat eine eigene und fast jedes Hotelzimmer. Bei den Rentieren sind die Einheimischen nicht so freigebig. Aber die Paarhufer aus der Hirschfamilie gibt es am Straßenrand zu sehen und in speziellen Parks kann man (fast) auf Tuchfühlung mit ihnen gehen.

Im Winter ist Lappland ein Ziel für schneehungrige Touristen. Doch nun soll auch vermehrt der farbenfrohe Herbst — Ruska genannt — in den Vordergrund gerückt werden. Aber anders als das bekannte Gegenstück Indian Summer in Nordamerika. In Lappland überwiegen Grün und Gelb in allen Schattierungen an den Bäumen und Rot darunter — wenn am Boden die kleinen Blätter der vielen unterschiedlichen Beerenpflanzen ihre Farben wechseln.

Immer wieder blitzt es blau zwischen den Bäumen hervor: Es gibt unzählige Seen in dieser Region. Startpunkt ist Rovaniemi, die Hauptstadt Lapplands. Von dort bietet sich eine Tour in den gut 100 Kilometer entfernten Phyä-Luosto-Nationalpark an. Als Quartier sind das Aurora- und Luostotunturihotel möglich. Letzteres hat auch komfortable Keloholz-Hütten im Angebot — mit Sauna und Kamin. „Die Baumstämme für die Hütten müssen 25 Zentimeter dick sein. Dann haben sie die passende Stärke und halten sie sommers wie winters angenehm warm oder kühl“, sagt Juha Tuominen, Salesmanager der Hotels.

Er hat auch jede Menge Tipps fürs richtige Saunieren parat. Dies kann am hoteleigenen See, einige Fahrminuten vom Ressort entfernt, in größeren Gruppen genossen werden — nach Geschlechtern getrennt. Während die einen das Schwitzen genießen und anschließend den Sprung ins kalte Seewasser wagen, sitzen die anderen in einer Lappenhütte ums offene Feuer, genießen Getränke und Gespräche über die Erlebnisse des Tages.

Zu denen auch schon im Herbst das Polarlicht zählen kann. Doch bevor sich so entspannt wird, sollte tagsüber die Natur erkundet werden. Das geht zu Fuß oder per Mountainbike — über sanfte Hügel, in Tälern an Bächen entlang.

Eine Sesselliftfahrt auf den Pyhä verschafft einen hervorragenden Blick über die weite Landschaft. Wem der Wind zu sehr um die Ohren bläst, kann im Lokal Tsokka Lachssalat und Rentiergulasch mit Preiselbeeren und Kartoffelpüree genießen.

Die Stadt Salla lebt von der Rentierzucht. Den 4000 Einwohnern stehen 10 000 Rentiere gegenüber. Diese leben frei in den Wäldern und werden nur zweimal im Jahr von ihren Züchtern zusammengetrieben. „Im Herbst sind die männlichen Tiere mit Vorsicht zu genießen, da sie in der Brunft sind“, sagt Lars Tuomas.

Er erzählt im Salla Rentierpark vom Leben der Züchter und Tiere, um anschließend seine Zuhörer auf das 200 Hektar große Gelände zu führen, auf dem 38 dieser Paarhufer leben. Beim Füttern kommt man ihnen sehr nahe. Aber anfassen sollte man sie nicht.

Schon allein weil Herdenchef Ozzy — benannt nach Ozzy Osbourne — jederzeit bereit ist, sein imposantes Geweih einzusetzen. Wem dann der Sinn nach Ruhe steht, mietet sich ein Kanu und paddelt auf einem See durch die menschenleere Landschaft. Schließlich, so wirbt Salla, ist man hier „in the middle of nowhere“, mitten im Nirgendwo.