Mit Ehrfurcht zum Vulkankrater: Aufstieg am Pinatubo
Santa Juliana (dpa/tmn) - Der philippinische Vulkan Pinatubo verewigte sich mit einem gewaltigen Ausbruch in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Seither ist sein Krater zum Ausflugsziel mutiger Wanderer geworden.
Der Weg führt durch eine unglaubliche Landschaft.
Bei Sonnenaufgang kämpft sich der Geländewagen durch das hügelige Terrain, unter seinem Gewicht knirschen die Steine. Eine Staubschicht hüllt die Insassen des Jeeps ein, die Augen tränen vom aufgewirbelten Dreck. Die 24 Kilometer lange Fahrt ist der Beginn eines Tagesausflugs zum Krater des Pinatubo. Der Vulkan auf der Insel Luzon ist einer der aktiven Feuerberge der Philippinen. Bei ihm kam es 1991 zu einem der heftigsten Ausbrüche des 20. Jahrhunderts.
Der Pinatubo schleuderte eine kilometerlange Aschesäule in die Stratosphäre. Die gigantische Wolke umkreiste den Erdball und erzeugte laut Wissenschaftlern einen Temperaturabfall von 0,5 Grad Celsius. Herabstürzende Asche und Felsbrocken verwandelten Ackerflächen, Wälder und Dörfer in Ödland.
Die Fahrt führt zunächst durch ein ehemaliges Gelände der Armee, das vom Pinatubo-Schutt in eine kahle Fläche verwandelt wurde. Kleine Bäche und Flüsse durchbrechen die weite Landschaft, die auf beiden Seiten von zackigen, teils bewachsenen Erhebungen eingefasst wird. „Das sind keine echten Berge“, sagt Edwin Ventura, während er seinen Jeep über einen flachen Hang navigiert. „Tatsächlich ist es Vulkanschutt aus dem Bauch des Pinatubo.“
Die Landschaft ist eine gleichermaßen fantastische wie schreckliche Erinnerung an die Zerstörung, die der Pinatubo im Juni 1991 hinterließ. 600 Jahre hatte er bis dahin geruht. Dann zerstörte seine Eruption Städte und Dörfer und tötete mehr als 800 Menschen. Laut Tourguide Jojo Rodejero schlummern auch weiter Gefahren im Vulkan. Aber die Ausflüge auf den Krater, die seit 1996 angeboten werden, bescherten den Einwohnern, die vom Ausbruch vertrieben wurden, ein gutes Einkommen.
„Wir wollen, dass die Touristen weiter kommen, also treffen wir Vorkehrungen, damit sie sicher sind“, sagt Rodejero. „Alle Führer müssen einen Erste-Hilfe-Kasten zu den Aufstiegen mitnehmen, und keine Touren werden erlaubt, wenn es auch nur die geringste Aussicht auf Regen gibt. Schwimmen im Kratersee ist auch verboten worden.“
In einiger Entfernung bahnt sich eine Wandergruppe im Gänsemarsch den Weg durch Sand und Gesteinsbrocken. Entlang des Weges türmen sich Wände von Asche, gehärtet durch Wind und Wetter. Bäche von schwefelhaltigem Wasser färben Steine gelb, rot und schwarz. „Das ist eine leichte Wanderung“, versichert Rodejero und murmelt ein kleines Gebet für die Sicherheit der Gruppe. „Ihr werdet den Anstieg nicht merken, außer in den letzten 20 Minuten.“
Ganz am Ende verengt sich der Weg und verwandelt sich in eine felsige Neigung in wildem Blätterwerk. Ein scharfer Rechtsschwenk auf feuchten, moosbewachsenen Steinen ist die letzte Hürde, bevor eine kühle Brise die Kletterer auf dem Gipfel begrüßt.
Unterhalb einer steilen Zementtreppe ist der Krater mit Wasser gefüllt. Der im Durchmesser rund zwei Kilometer weite See entstand, als sich Regenwasser in der Caldera sammelte. Das Wasser ist schwefelhaltig. Der Engländer Nick genießt die Ruhe mit Seeblick. „Atemberaubend“, sagt der 21-Jährige. „Das ist, als ob eine große Hand ein Stück aus der Erde genommen und Wasser eingefüllt hätte.“