Namibia: Swakopmund, eine Stadt im Wandel
Es ist ein beschauliches Städtchen mit kolonialem Charme. Doch das Bild verändert sich: Es gibt neue Hotels und ein Sportzentrum.
Swakopmund. Eine kleine Stadt im Westen Namibias. Mit schmucken Häuschen, farbig angestrichen und hübsch restauriert. Direkt an der Atlantikküste, mit einem breiten Strand, ein paar Palmen und einer ganzen Reihe Sommerresidenzen. Swakopmund ist eigentlich ideal für einen Badeurlaub, wäre das Meer nicht so kalt. Es stehen auch keine Liegen am Strand, nur auf den Terrassen der Privathäuser.
Über Swakopmund liegt eine verschlafene Ruhe, lediglich auf der Hauptstraße, der Sam Nujoma Avenue, herrscht zu den Geschäftszeiten viel Verkehr. Ebenso in den großen Supermärkten im Zentrum der Stadt. Alles ist fußläufig zu erreichen: Restaurants, Geschäfte, Strand, Hotels und Sehenswürdigkeiten. Deutsche Urlauber können wie zuhause durch die Straßen flanieren — und fühlen sich auch beinahe wie zuhause. Nur in einer längst vergangenen Zeit, in einem Dorf oder kleinen Seebad.
Swakopmund hat sich den Charme der Kolonialzeit bis heute erhalten. Es wird Deutsch gesprochen, die deutschen Straßennamen werden zwar sukzessive durch afrikanische ersetzt, aber viele der etwa 44 000 Einwohner sind Weiße, die meisten von ihnen deutscher Abstammung. Ausgewanderte oder Deutschnamibier, die seit Generationen in dem südwestafrikanischen Land leben.
Es ist diese verträumte Spießigkeit, die den deutschen Urlaubern dort gefällt. Sie werden in die Vergangenheit katapultiert: Geschäfte schließen in der Woche überwiegend um 17.30 Uhr, samstags bereits am Mittag. Dann sind die Straßen wie leer gefegt, nur Supermärkte haben länger geöffnet. Da Swakopmund ein typisches Stop-over-Städtchen für Namibia-Rundreisen ist, sollten Reisende also darauf achten, dass sie nicht nur am Wochenende in der Stadt sind. Dann ist Einkaufen in den kleinen Boutiquen, Juweliergeschäften und Kunstläden kaum möglich.
Viele Tourenanbieter haben ihre Büros in Swakopmund, wer nicht auf einer organisierten Rundreise unterwegs ist, findet dort zahlreiche Möglichkeiten für Tages- oder Mehrtagesausflüge. Touren in die Namib, Dinner unter einem gigantischen Sternenhimmel, Ausflüge in die nur wenige Kilometer entfernte Mondlandschaft aus grauen und braunen Dünen, die Weiterfahrt in den Etosha-Nationalpark, Robbenbeobachtung, Flüge mit dem Heißluftballon oder mit Kleinflugzeugen — alles ist möglich.
„Es gibt so viel mehr Bedarf an Hotelbetten, als bisher vorhanden war“, sagt Michelle Pienaar vom Strand Hotel Swakopmund. Das Anfang Oktober 2015 eröffnete Vier-Sterne-Hotel liegt direkt am Nordstrand und besetzt auf einer kleinen Landzunge einen absoluten Hotspot, denn es ist an zwei Seiten von Wasser und Strand umgeben. 125 Zimmer haben in dem schicken Hotel nicht lange auf Gäste warten müssen: Im Dezember war das Hotel bereits ausgebucht.
Michelle Pienaar, Duty Manager Strand Hotel
Drei Restaurants und eine Brauerei, in dem eigenes Bier hergestellt wird, ein Spa, ein kleiner Shop und Konferenzräume gehören zum Haus, dessen Bauzeit eineinhalb Jahre betragen hat. Ein riesiges Gebäude für Swakopmunder Verhältnisse — und das Erschaffen einer neuen Beachfront. Denn die Restaurants liegen nicht innen im Hotel, sondern außen an der Promenade. „Sie sind nicht nur für Hotelgäste, zu uns kann jeder kommen“, sagt Michelle. Die gebürtige Südafrikanerin lebt schon einige Jahre in Namibia und kennt die Bedenken der einheimischen Bevölkerung gegen große Hotels. „Die Resonanz ist durchweg positiv“, sagt sie. „Viele Gäste sagen, dass sie genau auf so ein Hotel gewartet hätten.“
Dass sich Swakopmunder Bürger erst an Neues gewöhnen müssen, wissen auch Peter und Julie Weichhart. 2012 haben sie das Beach Hotel an der Südstrand Street eröffnet, nur wenige Meter von der Tiger Reef Beach Bar entfernt. „Wir waren das erste viergeschossige Gebäude der Stadt“, erinnert sich Peter. Damals kam Widerstand aus der Bevölkerung. Sie zogen es durch, bauten sogar noch eine Dachterrasse obendrauf für den unverstellten Blick über den Atlantik, Strand und die Dächer der Stadt.
Im November vergangenen Jahres haben sie ein weiteres Hotel eröffnet: das Swakopmund Plaza Hotel. Mitten in der City. Mit 40 Zimmern — bislang. Denn das Plaza bekommt einen Anbau mit noch einmal so vielen Zimmern. Vom kleinen Einzelzimmer für allein reisende Geschäftsleute bis zur luxuriösen und geräumigen Suite mit Balkon ist alles dabei.
Julie Weichhart, Mitinhaberin Plaza Hotel
Das Hotel hat einen kleinen Innenhof, die Zimmer verteilen sich auf zwei Etagen und sind über offene Gänge zu erreichen. Es gibt Konferenzräume und Inhaber, deren ganzes Herz an der Hotellerie hängt. „Das Beach Hotel lief irgendwann so gut, dass wir ein neues Projekt brauchten“, erzählt Julie. Und während das Hotel am Strand eher rustikal eingerichtet ist, präsentiert sich das Plaza in hellen Farben mit einer geschmackvollen, schlichten Eleganz. Die zweite Hälfte des Hotels soll Ende dieses Jahres stehen, der erste Teil des Plazas war nach rund 15 Monaten bezugsfertig. Auch sie glauben, dass der Bedarf an Betten in Swakopmund weiter steige.
Ebenfalls im November 2015 eröffnete „The Delight Swakopmund“ am Stadtrand, das vor allem für Reisegruppen konzipiert ist. Es gehört zur Gondwana-Gruppe und ist damit die 14. Unterkunft des Unternehmens in Namibia. „Ein Standort in Swakopmund hat bislang gefehlt“, heißt es seitens des Managements. Denn fast alle Gruppenreisenden bleiben eine oder zwei Nächte in der Küstenstadt, nun geht das auch im eigenen Haus.
54 Zimmer bietet das „The Delight“, die einen ganz besonderen Stil haben: dunkeltürkise Wände und knallrote Akzente wie Kühlschrank, Handtuchhalter, Föhn und Bettdecke. Optisch sicher einzigartig in der ganzen Stadt, dabei sind die Zimmer komfortabel und groß. Ebenso ein Hingucker: die offene Lobby mit einer halbrunden Fensterfront zur Straßenecke.
Anfang Dezember öffnete auch das Bon-Hotel im neuen Sportkomplex etwas außerhalb der Stadt. Direkt neben dem bisherigen „live it“ Health und Fitness-Club ist „The Dome“ entstanden. Die riesige Multifunktionsarena soll sportliche Wettkämpfe jeder Art ermöglichen, es gibt Restaurants, Geschäfte, eine Galerie, ein Schwimmbad, ein hochmodernes Fitnessstudio auf mehr als 1000 Quadratmetern und in der dritten Etage des Komplexes ein Hotel mit 34 Zimmern.
„Die Swakopmunder sind schon sehr sportlich, aber Fitness ist erst seit kurzem populär“, sagt Trainer Gunnar. Seit August vergangenen Jahres hat das Studio geöffnet. „Wenn das Wetter schlecht ist, kommen alle zum Training.“ Also hat man dort gut zu tun, denn nebelig und regnerisch ist es oft. Dann kommen die Bewohner aus Windhoek und dem glühend heißen Inland an die Küste, um sich in der frischen Atlantikbrise abzukühlen.