Neuseeland: Spielkameraden für Flipper

Wer mit Delfinen im Pazifik herumtollt, erlebt ein ganz besonderes Abenteuer.

Düsseldorf. Die Füße baumeln im Südpazifik. Der Körper steckt in einer zweiten Haut aus Gummi. Taucherbrille und Schnorchel auf dem Kopf, Flossen an den Füßen. Haube, Handschuhe und sogar Socken aus Neopren. Trotzdem ist es kalt, so weit draußen auf dem Meer.

Auf der kleinen Plattform am Heck des Boots wackelt und schaukelt es. Von dort werden die Froschmänner und -frauen gleich zu einer großen Schar Delfine ins Wasser gleiten und mit ihnen schnorcheln. Durch die Wellen schneiden kleine, dunkelgraue Rückenflossen. Heimathafen des Boots ist Kaikoura. Täglich wirft der Skipper seine Motoren an und verschafft einer Handvoll Menschen ein Stelldichein mit den Meeressäugern.

Um sie diesmal zu finden, war ein Wellenritt von etwa 40 Minuten hinaus auf die offene See nötig. „Ihr seid heute dazu da, die Delfine zu unterhalten. Und nicht andersherum“, hatte Jessy, sie betreut die Tour, allen noch auf dem Weg ins Meer mitgegeben. „Also, quietscht oder trällert, versucht mit den Tieren im Kreis zu schwimmen. Das weckt ihr Interesse. Delfine sind neugierig.“

Im Wasser ist plötzlich alles vergessen. Die Atmung hyperventiliert, der Körper reagiert wie in den ersten Sekunden unter der kalten Dusche nach der Sauna. Dazu kommt der unbequeme Schnorchel im Mund, schnell schmeckt es nach Salzwasser.

Doch schon bald kehrt die innere Ruhe zurück. Den Kopf unter Wasser, das Atmen durch das Luftrohr fällt langsam leichter. Das gesamte Blickfeld ist von türkisfarbenem Ozean erfüllt. Und immer wieder schießen Delfine vorbei. Von links, von rechts, aus der Tiefe. Sie sind neugierig und kreiseln mit den Besuchern um die Wette. Ihr Tempo ist natürlich nur zu halten, wenn sie das wollen. Wer sich losreißen kann und den Kopf nach oben reckt, sieht die Delfine an der Wasseroberfläche elegant zwischen den Schwimmern hindurchgleiten.

Und er hört eine skurrile Geräuschkulisse. Es pfeift und summt und quietscht. Jeder Schnorchler versucht, die Delfine zu unterhalten.

Ins Wasser dürfen 13 Schwimmer — genau geregelt durch gesetzliche Bestimmungen zum Schutz der Delfine. „Wir können auch nicht garantieren, dass wir eine Schule finden“, sagt Jessy. „Es sind wilde Tiere. Wir locken sie nicht an und wir füttern sie nicht.“

Ein Eingriff in die Natur ist die Tour natürlich trotzdem, aber es wirkt, als würden sich alle bemühen, ihn zumindest schonend zu gestalten. Flippers Kollegen zu berühren ist tabu. Die Meeressäuger scheinen es zu danken. Es sind Schwarzdelfine, mehr als zwei Meter können sie lang werden. Unter Wasser kann man kaum einschätzen, ob sie nur eine Armlänge entfernt sind oder doch weiter. Immer wieder bleiben einzelne Tiere mehrere Minuten bei ihren Gästen aus der trockenen Welt. Manchmal sind es gar fünf oder sechs von ihnen. Ein magisches Erlebnis.

Jeder der Delfine sieht etwas anders aus. Farbzeichnung am Körper oder Narben unterscheiden sie. Dass manche lächeln und andere traurig dreinblicken, ist dagegen nur Einbildung. „Es ist heute recht ruhig da draußen“, hatte die Dame an der Kasse am Morgen gesagt. Doch das ist wohl nur ihre Art, den eingefleischten Landratten unter den Delfinschwimmern nicht die Vorfreude zu nehmen. Und einige zwingt der Seegang dann trotzdem schnell in die Knie.

Der Blick geht weit über das Heck hinaus. Vielleicht 100 Delfine begleiten das Boot, tauchen darunter hindurch oder hechten aus dem Wasser. Immer wieder nutzen einzelne Artisten der Meere die Wellen der Motoren für Kunststücke, die sie kein Zirkus hätte besser lehren können. Sie schlagen Salti oder springen voller Anmut senkrecht in die Höhe.

Irgendwann sind sie plötzlich verschwunden. Kalt ist es schon lange nicht mehr.

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