Ski-Hopping in New Mexico - Wintersport im Halbwüstenstaat

Santa Fe (dpa/tmn) - Wintersport in New Mexico? Der US-Bundesstaat ist eher für weite Halbwüsten, scharfe Chilischoten und Indianerschmuck bekannt. „Aber bei uns fangen die Rocky Mountains an“ - sagen die Einheimischen.

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Und im milden Südwesten gibt es gerade genug Berge zum Skifahren.

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Hier in den südlichen Ausläufern der Rockies finden sich acht alpine Skigebiete und drei Langlaufzentren. Mit dem perfekt inszenierten Skizirkus der europäischen Alpen können sie nicht mithalten. Recht klein sind die Gebiete, und es gibt selten Unterkünfte in Liftnähe. So suchen sich Wintersportler in New Mexico eine zentrale Bleibe und steuern die Skiorte dann als Tagesgäste an. So lernt man das Land und seine unterschiedlichen Leute kennen!

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Taos Ski Valley liegt zu Füßen des mächtigen Kachina Peak, der weiß überzuckert 3804 Meter aus einer Hochebene rot verbrannter Tafelberge aufragt. Das Skigebiet hat 15 Lifte und eine Fläche von gut fünf Quadratkilometern - und ist damit das größte im Bundesstaat. Der Deutsch-Schweizer Ernie Blake hat das Resort 1955 gegründet. Das Heimweh muss ihn ordentlich geplagt haben. Mitten in sein künstliches Skidorf setzte er einen spitzen Glockenturm mit Mittelalter-Motiven: beschleiertes Burgfräulein und bärtige Barden. Auch das Hotel „St. Bernard“ gibt es hier, einen „Rathskeller“ und hölzerne Balkone mit Geranienkästen.

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Was mögen die indianischen Arbeiter gedacht haben, die damals beim Bau des ersten Schlepplifts mithalfen? Aus dem legendären Pueblo de Taos kamen sie, etwa 30 Kilometer die kurvige Straße hinunter. Seit mehr als 1000 Jahren ist das Indianerdorf permanent bewohnt. 1992 erklärte es die Unesco zum Weltkulturerbe. Heute leben noch 150 Menschen dauerhaft in den mehrstöckigen Häusern, die aus mächtigen Holzbalken und schlammbraunen Lehmziegeln zu beiden Ufern des sprudelnden Red Willow Rivers errichtet wurden.

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Das moderne Städtchen Taos, im 17. Jahrhundert spanische Kolonialsiedlung und heute hübsche Künstlerkolonie mit vielen Galerien, liegt nur zehn Autominuten weiter. Vom Taos Plaza fahren Shuttlebusse die Wintersportler hoch ins Skigebiet. Das ist praktisch und günstiger als die ohnehin knappen Unterkünfte in der Talstation.

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Im Dezember 2016 soll hier das erste resorteigene Hotel mit 80 Zimmern eröffnen. Vielleicht klappt es danach auch mit dem Einkehrschwung besser. Die Hüttengaudi steigt derzeit allenfalls im „Bavarian“, einem urigen Blockhaus im Bayernstil, wo die Kellner die Lederhosen kreativ mit Cowboystiefeln kombinieren.

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Taos gilt als eines der anspruchsvollsten Skigebiete in Nordamerika, eine Herausforderung an Sportlichkeit und Schwerkraft mit seinem schwindelerregenden Freestyle-Gelände oberhalb der Baumgrenze. Die Hälfte der Abfahrten ist als schwer markiert. Doch ein Viertel der 110 benannten Pisten ist immerhin einfach. Als Mutmacher prangt ein großes gelbes Schild am Fuße von Al's Run, einem für Anfänger abschreckenden Abhang. „Keine Panik“ steht in roten Buchstaben darauf.

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Angel Fire, östlich gelegen auf der anderen Seite des Highway 64, ist nur halb so groß wie Taos. Das Skigebiet hat auch nur halb so viele Lifte. Dafür kann man hier am Wochenende bis 20.00 Uhr bei Flutlicht carven. Die Idee lag nahe. Schließlich verdankt das Resort seinen Namen den Ute-Indianern, die das orange-rosa Bergglühen als wundersames Engelsfeuer deuteten. Die Rancherfamilie LeBus startete hier 1966 den Betrieb des Resorts und baute die ersten drei Sessellifte auf den Agua Fria Mountain - und für die schneefreie Saison gleich noch einen Golfplatz.

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Heute ist der Ganzjahres-Ferienort eine verstreute Ansammlung von Hotels, Ferienwohnungen und Wohnmobilen. Wegen langer und sanfter Waldabfahrten und breiter, gut gewalzter Schneeautobahnen machen hier besonders Familien mit Kindern Skiurlaub. Darunter sind viele Texaner mit Zweitwohnsitz, für die Angel Fire ein gut erreichbares Winterziel ist. Zu Country-Musik, Pokerspiel und Vierpfund-Steak wird gerne mal der Cowboyhut getragen.

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Die Anfänge von Ski Santa Fe gehen auf 1936 und den heimischen Skiclub zurück. Über die Westflanke des knapp 3700 Meter hohen Tesuque Peak verteilen sich heute die 77 Abfahrten des Skigebiets. Ein Hotel fehlt. Wer will, darf auf dem Parkplatz im Auto übernachten. Meist sind es jedoch Tagesbesucher aus der gleichnamigen Landeshauptstadt, die auf ihren Hausberg pilgern. Auf dem Tesuque Peak sind die „Locals“ unter sich.

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Liftschlangen an den erstaunlich modernen sieben Anlagen sind selten. Das Terrain ist überraschend abwechslungsreich: Schneewiesen, Buckelhänge, Felsklippen und natürliche Slalomstrecken durch eng bestandene Espenwälder. Nur ein Fünftel des Areals ist für Anfänger ausgewiesen. Die Beurteilung scheint konservativ. Wochentags, wenn man mitunter ganze Hänge für sich hat, sollten sich auch Grünschnäbel auf mittelschwere Pisten und hoch auf den Gipfel trauen.

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Besonders im Frühjahr glitzert Ski Santa Fe wie eine Winteroase in der Wüste, umgeben von sonnenverbrannten, gelbbraunen Tälern. Im Dunst blinken die Dächer der Stadt. Man meint, die Luft rieche schon nach den ersten brennenden Pinienwäldern, Vorbote auf einen heißen Sommer. Nur hier oben klammert sich der Winter fest. Wer sicher auf den Brettern fährt, sollte zum Abschluss die so treffend benannte Steilabfahrt „Parachute“ (Fallschirm) nehmen. Nur Fliegen ist schöner.

Ski Apache liegt noch weiter südlich beim 8000-Seelen-Dorf Ruidoso - und damit auf einem ähnlichen Breitengrad wie Madeira. Es ist eines von nur zwei Skigebieten in den USA, die einem Indianerstamm gehören. 1962 beschlossen die Mescalero-Apachen, einen Teil des Sierra Blanca Peaks für Wintersportler zu öffnen. Der Gipfel wird als Wohnort der „Mountain Gods“ verehrt. Die Berggötter seien mit dem Betrieb bestimmt einverstanden, glaubt James Peralta, genauso wie die meisten Stammesmitglieder. Die Urlauber bringen dem strukturschwachen Reservat schließlich Arbeit und Einkommen.

Der Stamm hat ordentlich investiert - in ein 273-Zimmer-Hotel mit Golfplatz, Pool und Kasino etwa 50 Autominuten vom Skigebiet entfernt. Die alte Vierer- wurde durch eine neue Achter-Gondel ersetzt, die einzige Passagierseilbahn in New Mexico. Zehn weitere Lifte bedienen heute 55 überwiegend mittelschwere Waldabfahrten und drei Hindernisparks. Nur ein Regentanz sei noch besser als ihre Kunstschnee-Produktion, beteuert Ski Apache.

Manchmal scheint beides nötig. Wie im Juni 2012, als Waldbrände auf vier Lifte übergriffen und das Skigebiet seine Schneekanonen als Feuerlöscher einsetzte. Noch immer liegen verkohlte Baumstämme entlang der Pisten. Die Talstation blieb verschont. Die Spitzdächer erinnern an Tipis. Indianische Flötenmusik vom Band spielt im Restaurant. Wer hier einen „Apache Warrior“ bestellt, bekommt einen Hamburger auf frisch frittiertem Fladenbrot.

Tausend Meter über der Wüste
Jebel Hafeet: In Schlangenlinien auf Abu Dhabis höchsten Gipfel und von dort die Aussicht genießen Tausend Meter über der Wüste