Trends beim Familienurlaub: Oma kommt auch mit

Hannover (dpa/tmn) - Papa, Mama und zwei Kinder - so sah lange Zeit die deutsche Kleinfamilie aus. Doch wenn heute Familien in den Urlaub fahren, kann das alles Mögliche heißen. So reisen mehrere Geschwister plus Anhang zusammen.

Öfter kommt Oma mit - und zahlt für alle.

Früher waren Papa und Mama verheiratet und hatten gemeinsam zwei Kinder. Heute sind Singles mit Kindern genauso normal wie Patchworkfamilien. Auch der Familienurlaub sieht deshalb längst ganz anders aus. „Familie gibt es in vielen Facetten“, sagt Stefanie Schulze zur Wiesch von der Tui. „Und die deutsche Familie ist sehr bunt geworden“, ergänzt Axel Hübner, Produktmanager für Familienreisen bei Neckermann Reisen.

„Da verreisen Eltern mit Kindern, Großeltern mit Enkeln, Großeltern mit Kindern und Enkeln, Singles mit Kindern oder Patchwork-Familien“, zählt Hans Schaefer von Robinson auf, dem Marktführer bei den Clubreisen in Deutschland. „Dass Großeltern mit Enkeln Urlaub machen, ist sicher ein Marktsegment, das noch an Bedeutung gewinnt“, sagt der Tourismusexperte Prof. Torsten Kirstges von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven.

Gerade diejenigen, die schon viel gereist sind, wollten das auch im Alter und zeigten den Enkeln dann die Welt. „Die Großeltern sind heute ganz anders mobil als vor 30 Jahren“, bestätigt Axel Hübner. Auch dass Familien zusammen mit den Großeltern verreisen, werde zunehmend interessant, sagt Prof. Kirstges. Schließlich sei es längst nicht mehr selbst verständlich, dass sie alle an einem Ort wohnen. „Der Urlaub macht es möglich, sich wieder einmal zu treffen“, sagt Kirstges.

Gar nicht so selten komme es vor, dass die Großeltern die Reise gleich bezahlen, sagt Axel Hübner: „Sie wollen etwas für ihre Enkel tun, und statt Geschenke zu kaufen, übernehmen sie den Urlaub.“ Die Folge sei, dass die deutsche Familie im Schnitt zwar nicht größer wird, im Hotel aber mehr Platz braucht und beispielsweise Apartments mit drei Schlafzimmern bucht - möglichst direkt nebeneinander, sagt Hübner.

Die Ansprüche sind allerdings auch sonst etwas anders, wenn mehrere Generationen verreisen: „Gefragt ist ein gutes Familienhotel, das auch Wellness-Angebote hat, die von den Älteren genutzt werden“, sagt Hübner. Wenn nur ein Großelternteil mit der Familie verreist, sind es oft die Omas. „Und die passen dann oft auf die Kinder auf“, hat Hübner beobachtet. „Die Oma ist der mobile Kinderclub.“ Hinzu kommt, dass Großeltern keine Greise sind: „Oft sind sie Mitte 50, und das gefühlte Alter ist noch jünger“, sagt Hans Schäfer von Robinson. Beim Mehrgenerationen-Urlaub im Club komme ihnen das breite Freizeitangebot entgegen: „Sie können golfen, Bogen schießen oder gehen in den Spa.“ Gerade das sei der Vorteil: Jeder könne etwas für sich machen, aber immer auch etwas gemeinsam.

„Im Restaurant gibt es bei uns Achter-Tische, da können auch größere Familien zusammensitzen“, sagt Schäfer. „Oma kann morgens mit den Frühaufstehern vorgehen, und der Rest der Familie kommt später nach.“

Manchmal sei der Urlaub eine Art großes Familientreffen am Strand, bei dem sich Familienmitglieder wieder begegnen, die sich sonst nur einige Male im Jahr sehen, sagt Prof. Kirstges. „Es gibt einen Trend, den Urlaub zu nutzen, um wieder Familie zu sein.“

Dass viele Eltern ihren Nachwuchs nicht einfach an den Kinderclub delegieren wollen, ist auch eine Erfahrung bei der Tui: Gefragt seien zunehmend gemeinsame Aktivitäten, sagt Stefanie Schulze zur Wiesch. Das können Kochkurse für Eltern und Kinder oder der Nachmittag im Klettergarten, wo Papa und Mama genauso in den Seilen hängen wie die Teenager.

So unterschiedlich wie die Familienformen sind heute auch deren Erwartungen: „Die Urlaubsbedürfnisse differenzieren sich wahnsinnig“, sagt die Tui-Managerin. Während die einen ihre Kinder gut behütet wissen wollen, deutsche Gäste am Nachbartisch schätzen, klare Regeln und Zeitpläne bevorzugen, wollen andere möglichst wenig Vorgaben, möglichst viele Freiheiten und genießen es gerade, wenn nicht überall Deutsch gesprochen wird.

Außer den Zielen rund ums Mittelmeer entscheiden sich viele für eine Fernreise. Die Kunst für den Veranstalter bestehe darin, all diesen unterschiedlichen Erwartungen gerecht zu werden - die Kataloge für den Familienurlaub müssen ebenso so bunt sein wie die Familien selbst.