Virtueller Höllenritt im Filmpark Babelsberg
Potsdam (dpa) - Im benachbarten Filmstudio lockt modernste Computertechnik Hollywood-Stars nach Babelsberg - nun erwartet auch die Gäste des Filmparks ein neuartiges Hightech-Abenteuer. Im „Dome of Babelsberg“ unternimmt der Besucher einen interaktiven Höllen-Trip.
Besucher können die virtuelle Fahrt durch eine einsturzgefährdete Mine von diesem Samstag (25. Juni) an in Potsdam erleben. „Wir präsentieren eine Weltneuheit“, sagt Filmpark-Chef Friedhelm Schatz. Etwa drei Millionen Euro habe der Themenpark für das erste „Interactive XD Motion Ride Theater“ investiert.
Auf der Suche nach dem speziellen Nervenkitzel sind Techniken wie 3D und 4D für Freizeitparks bei Themenfahrten (Dark Ride) unverzichtbar geworden. Immer häufiger wird versucht, den Beobachter aktiv ins Geschehen einzubeziehen. „Solche Attraktionen stehen und fallen mit der 3D-Simulation, die daran hängt“, so Tobias Niepel vom Verein Freundeskreis Kirmes & Freizeitparks. Das neue Angebot in Potsdam macht den Softwareentwickler neugierig. „Vom Prinzip her ist das Konzept zwar geläufig, doch in dieser Form und mit dieser Leinwandgröße ist es mir nicht bekannt“, meinte Niepel.
Für den „Dome of Babelsberg“ wird Technologie genutzt, die auch in Computerspielen verwendet wird: Die Besucher, die in Zweiergruppen auf insgesamt 24 Sitzen Platz finden, bekommen jeweils eine 3D-Brille und einen Laserpointer mit integrierter Kamera. Damit können sie sich gegen die Gefahren in der dunklen Minen-Welt, die auf einer 116 Quadratmeter großen Rundbogenleinwand erscheint, verteidigen. Das Besondere daran: Das Gruselgeschehen reagiert auf jeden einzelnen der 24 Laserpointer. Damit greift jeder Zuschauer selbst in das Geschehen ein und verändert den Verlauf - je nachdem ob er eine der gruseligen Gestalten trifft oder nicht. Erschwert wird dies durch die Effekte, denen die 24 Besucher in ihren Sesseln ausgesetzt sind.
„Man denkt, man betritt ein Kino, setzt sich auf relativ harte Sitze“, erklärt Filmparkchef Schatz das Erlebnis. „Dann geht das Licht aus und in den nächsten fünf Minuten, die gefühlte zehn sind, wird man mit all seinen Sinnen rausgelöst aus der Realität. Ein Seufzer der Erleichterung und wackelige Knie sind das Ergebnis.“
Insgesamt gibt es weltweit nur zwei Unternehmen, die diese technische Ausstattung realisieren konnten. Entertainment Resource und Triotech haben die Technologie dazu beigesteuert. „Ich glaube, sie sind auch ein wenig stolz, dass das erste System dieser Art im Filmpark Babelsberg steht“, sagte Schatz.
Das neuartige Kinoerlebnis wird erst durch leistungsfähige Rechenkraft möglich. Die Storyline steht zwar fest, aber der Zuschauer bestimmt den Verlauf. Die einzelnen Bilder und Sequenzen sind dabei nicht vorproduziert, sondern werden in Echtzeit errechnet (gerendert), erklärte Entwickler Paul Wiegand. Um die Höllenfahrt ohne Ruckeln darzustellen, müssen die Rechnerprozessoren jedes einzelne Bild in Sekundenbruchteilen darstellen können.
Getestet hat Schatz die neue Attraktion 2010 in Rom, wo auf der internationalen Messe für Entertainment und Freizeitparks ein Prototyp stand. In Potsdam hat die neue Technologie nun Platz in der „Blauen Kugel“, in der einst Sabine Christiansen unweit der Gedächtniskirche in Berlin talkte. Aus den 7000 Einzelteilen ist nun in Potsdam der 15 Meter hohe Bau entstanden mit knapp 7690 Kubikmeter.