Triumph am Gipfel: Zu Fuß auf die Zugspitze

Ehrwald (dpa/tmn) - Geschafft! Mein Mitwanderer und ich fallen uns in die Arme. Der letzte Steig war nicht ohne. Wir haben uns die ganze Zeit fest ans Drahtseil geklammert. Jetzt strahle ich, bin erleichtert.

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Auch wenn jedes Jahr Tausende Bergsteiger die Zugspitze erklimmen — der persönliche Triumph ist am schönsten. Ich will den Lieben daheim eine SMS schreiben.

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Doch Reini, unser Bergführer, wird unruhig. „Das könnt ihr alles später noch machen. Jetzt geht's erst Mal rauf auf den Gipfel, sonst wird der Andrang zu groß.“ Moment, auf den Gipfel? Reinhard Spielmann, unser Reini, hat Recht. Wir stehen auf der zubetonierten Panoramaplattform, doch das Gipfelkreuz steht ein paar Meter entfernt - und ein paar Meter höher.

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Von hier oben sieht der Bergsteiger rund 400 Alpengipfel, darunter den Großglockner und den Piz Bernina. Bei klarem Wetter reicht die Sicht 250 Kilometer weit. Selbst der Fernsehturm in München rückt bei Föhn ins Blickfeld. Doch so idyllisch ist das große Betonplateau selbst nicht. Touristen, die mit der Bergbahn hinaufgekommen sind, haben uns ins Visier ihrer Handys genommen. Sie wundern sich, wo um kurz nach 9 Uhr diese drei Leute in schweren Bergschuhen herkommen. Die Bahn hat erst vor 20 Minuten die ersten Tagesgäste auf Deutschlands höchsten Berg befördert.

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Rund eine halbe Million Gäste pro Jahr bringt die Zugspitzbahn in wenigen Minuten auf den Gipfel. „Ja, seid's ihr hoch gekraxelt?“ Diese Frage liegt in vielen Blicken. Reini sagt: „Los!“ Durchgeatmet wird später. Jetzt geht es erst einmal rüber zum Gipfelkreuz.

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Reini schiebt eine Tür am Rande der Plattform auf. Ich starre auf ein meterhohes Schild, das uns warnt: „Achtung. Hier verlassen Sie den gesicherten Bereich“ und „Alpine Gefahren“. Fehlen nur noch Totenköpfe. Eine Leiter klebt am Fels, links und rechts geht es Hunderte Meter steil bergab. Nicht dein Ernst, Reini! Da geht's hoch? „Jep!“ Der reife Blick aus dem Milchbubengesicht des jungen Mannes sagt so viel wie: „Ich bin doch da. Da kann nichts passieren.“ Meine Knie werden butterweich. Aber wir ziehen es durch und klettern die Leiter hinauf.

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Oben umarme ich mehr das Kreuz als meinen Begleiter. Der ist jetzt noch blasser. „Komm, wir machen ein paar Fotos. Dann zurück.“ Er ist erst entspannt, als wir wieder den festen Boden der Plattform spüren. „Vor dem letzten Stück hatte ich ganz schön Respekt.“ Reini grinst. „Des hob i g'merkt. Mensch, supa hobt er des g'mocht! Reschpekt.“

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Eine Besteigung der Zugspitze ist konditionell anspruchsvoll, aber technisch gut machbar - sofern man den richtigen Weg wählt. Wer mit einem Bergführer wie Reini aufsteigt, ist auf der sicheren Seite. Auf den Gipfel geht es über vier Wege. Eine der leichteren Varianten führt von der österreichischen Seite aus ab Ehrwald übers „Gatterl“ bis zur Knorrhütte, wo wir übernachtet haben, von dort zum Gipfel.

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Nach der Brotzeit mit Kaffee, Brezel und Weißwurst im „Münchner Haus“ geht es wieder hinab. Mit der Seilbahn, in sieben Minuten. Am Fuße der Zugspitze lege ich nochmals den Kopf in den Nacken. „Da oben waren wir? Krass!“ Wir könnten jetzt noch zum Eibsee fahren. Das Wasser des klaren Bergsees erreicht heute locker die 20-Grad-Marke, denn die Sonne wärmt wie ein Heizstrahler. Wir könnten zu einer der acht Inseln schwimmen. Stattdessen lassen wir uns zurück ins Hotel bringen und legen uns nach einer Dusche erschöpft schlafen. Wir haben den Berg geschafft. Und der Berg uns.

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