Urlaub mit doppeltem Boden: Den Arzt mit auf die Reise nehmen

Berlin (dpa/tmn) - Immer mehr Veranstalter bieten ärztlich begleitete Reisen an. Es buchen vor allem Gesunde, die etwas mehr Sicherheit haben möchten. Sie brauchen keine Angst zu haben: Die Urlaubstage starten nicht mit kollektivem Blutdruckmessen.

Einmal das Taj Mahal erleben oder auf der Chinesischen Mauer spazieren? Diesen Wunsch haben viele. Doch oft gibt es auch Ängste vor so einer großen Reise: Was tun, wenn ich das ungewohnte Essen nicht vertrage? Was tun, wenn mein Kreislauf wegen der Zeitverschiebung verrückt spielt? Immer mehr Reiseveranstalter bieten deshalb ärztlich begleitete Reisen an, hat Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV) beobachtet.

Vorreiter war Mediplus. „2002 hatten wir eine Anfrage einer Gruppe Rentner, die Bedenken wegen einer Fernreise hatte“, erinnert sich Geschäftsführer Ralf Baumbach. Der Veranstalter organisierte einen Arzt, der die Gruppe begleitete. Erst etliche Jahre später zog der nächste Veranstalter nach: Seit zwei Jahren ist die Tui-Tochter Gebeco in dem Segment vertreten: „Insofern sind wir da ein Neuling“, sagt Vertriebs- und Marketingchef Jens Hulvershorn. Ab dem kommenden Jahr gibt es mit Dertour einen weiteren Konkurrenten.

Das Prinzip, das hinter den Reisen steckt, ist meist ähnlich: Ein Arzt begleitet die Gruppe vom Abflug bis zur Rückkehr. Er gibt bei medizinischen Fragen Auskunft, hat bei kleineren Erkrankungen oder Blessuren ein Medikament in seinem Koffer und kann bei schwereren Erkrankungen oder Unfällen den Patienten ins Krankenhaus begleiten.

Bis auf die Anwesenheit des Arztes sind es jedoch ganz normale Rund- oder Studienreisen. „Wir machen kein Altersheim auf Reisen“, sagt Hulvershorn. „Die Tage starten nicht mit kollektivem Blutdruckmessen“, sagt Baumbach. Lediglich bei der Reiseplanung gebe es bei Mediplus leichte Anpassungen: So werde darauf geachtet, dass nur Direktflüge genutzt werden und dass die Aufenthaltsdauer an einem Ort etwas länger ist als normal.

Die Zielgruppe ist meist etwas älter: „Gebildet, wohlhabender, über Mitte 40“, fasst Hülverkamp die Klientel zusammen. Bei Mediplus hat Baumbach einen „absoluten Altersmix“ beobachtet: „Wir haben durchaus auch 30- und 40-Jährige dabei, aber auch den 80-Jährigen.“ Dertour-Manager Stäuble hat neben rüstigen Älteren auch chronisch Kranke als Zielgruppe ausgemacht.

Die Reiseziele der Veranstalter unterscheiden sich deutlich. Dertour steigt zunächst mit fünf Destinationen in Europa ein. Das sind Andalusien, das Baltikum, Island, die Kanalinseln und Madeira. Die Rundreisen stehen ohnehin auch als „normale“ Reisen im Programm, an jeweils zwei bis drei Terminen gibt es 2014 laut Stäuble jedoch eine ärztliche Begleitung.

Mediplus hat gänzlich andere Erfahrungen gemacht: „Wir haben es in Europa versucht, da wollte aber niemand mit“, erklärt Baumbach. In touristisch erschlossenen Ländern brauche kaum jemand eine ärztliche Begleitung. Am besten gebucht sind bei Mediplus derzeit Indien und Vietnam. Auch bei Gebeco liegt der Schwerpunkt der derzeit 22 Reisen auf Zielen außerhalb Europas.

Natürlich sind die ärztlich begleiteten Reisen etwas teurer als normale Rundreisen. Die Reisekosten des Arztes müssen auf die Teilnehmer umgelegt werden, mitgeführte Medikamente schlagen zu Buche. „Pro Reisetag beträgt die Differenz bei uns zwischen 10 und 20 Euro zu einer normalen Reise“, erklärt Baumbach. Dertour-Manager Stäuble spricht von 50 bis 100 Euro Aufpreis für die ganze Reise. Für Beratung oder Behandlung fallen dann aber keine Kosten mehr an.