Von Wachsfiguren und Napoleonfischen

Expedition mit Kindern. Nach dem Naturkundemuseum, Legoland und „Sea Life“ gibt’s einen Döner am Potsdamer Platz.

Gleich am ersten Tag zieht es uns ans Brandenburger Tor. Großen Eindruck macht es auf die Kinder nicht. Immerhin aber fallen ihnen die vielen Kostümierten auf: Ein Mensch im Bärenfell tanzt durch die Menge, ein anderer ist von der Schuhspitze bis zur Augenbraue in Grausilber angesprayt und lässt sich gern fotografieren.Genau wie die Soldatendarsteller in russischen und amerikanischen Uniformen, die daneben stehen.

Der Vorschlag, jetzt noch im Reichstag vorbeizuschauen, findet keine demokratische Mehrheit. Die Kinder wollen lieber gleich direkt zu Frau Merkel. Und der Kanzlerin kommt man nirgendwo so nahe wie Unter den Linden - bei Madame Tussauds im Wachsfigurenkabinett. Sie reagiert nicht einmal abweisend, wenn man sie am Ärmel zupft. Politik zum Anfassen.Angela Merkel hat den großen Vorteil, dass die Kinder sie gleich erkennen, genau wie Bill Kaulitz oder Johnny Depp.

Das ist bei Michail Gorbatschow oder Willy Brandt nicht mehr so. Große Klasse finden die meisten aber Torwart Olli Kahn in seiner Brüll-Position.Unter den Linden ist zum Bummeln nicht schlecht - und zum Essen gehen auch nicht. In allen anderen Großstädten würden Eltern in der Prachtstraße Nummer eins wohl schnell den Spaß verlieren, wenn der Nachwuchs ins Restaurant drängt. Berlin dagegen wird seinem Ruf gerecht, was das gute Preis-Leistungs-Verhältnis angeht: Pizzerien zum Beispiel bieten sehr familienfreundliche Preise.

In Berlin-Mitte lässt sich natürlich vieles ansehen, wir entscheiden uns für das Naturkunde museum in der Invalidenstraße. Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert sieht so aus, als könnte Alexander von Humboldt höchstselbst gleich um die Ecke biegen. Schon in der ersten Halle steht das Skelett eines Brachiosaurus, 13 Meter hoch.

Es ist das größte der Welt, das Wissenschaftler zusammengesetzt und aufgestellt haben. Allein mit der Evolutionsgeschichte der Wirbeltiere könnten sich Besucher hier den ganzen Tag beschäftigen. Spannend ist auch die Sammlung mit Tierpräparaten: Lebensecht wirkende Rehe, Flusspferde, Nashörner oder Rentiere stehen dort nebeneinander.Am Potsdamer Platz ist das "Legoland Discovery Center" zu finden. Im "Miniland" gibt es als Lego-Bauten zum Angucken bekannte Gebäude aus Berlin: den Reichstag, das Brandenburger Tor und die Hackeschen Höfe.

Die Putzkolonnen auf Lego-Gerüsten am Sony Center aus Lego-Steinen lassen sich auf Knopfdruck die Fassaden hochfahren. Lego-Häuser zum Angucken sind auf Dauer aber begrenzt unterhaltsam. Und so gibt es einen Raum weiter die Möglichkeit, per Fernsteuerung kleine Schiffe durch ein Becken auf Vulkanberge zusteuern zu lassen. Wer sie gekonnt rammt, löst eine Wasserfontäne aus.

Bei der anschließenden "Dschungel-Expedition" vorbei an Schlangen, Affen, Flusspferden oder Panthern aus Lego-Steinen ist zoologisches Fachwissen gefragt - schließlich gibt es beim Quiz etliche Fragen aus der Tierwelt zu beantworten. Im Kino läuft "Bob der Baumeister" in "4D": Dabei ist der Raum nicht nur zu sehen, sondern auch zu spüren wegen des Fahrtwinds, der den Zuschauern um ihre Stirn streicht, wenn Bob um die Kurve fegt.

Wer schon am Potsdamer Platz ist, sollte zumindest kurz die Architektur würdigen und sich das Forum ansehen, wo zur Fußball-WM in Südafrika wieder Public Viewing angesagt ist. Hier gibt es auch die Möglichkeit, Döner oder Pizza zu essen.An der Museumsinsel führt kein Weg vorbei. Aber ist die Alte Nationalgalerie teenagertauglich? Reißt das Münzkabinett im Bodemuseum Achtjährige vom Hocker? Wir gehen lieber kein Risiko ein und beschränken uns auf das Pergamonmuseum. Es gibt einen Audioguide mit einer Führung zu den "Highlights".

Den Pergamonaltar mit seinem 113 Meter langen Fries, auf dem Götter gegen Giganten kämpfen, finden auch die Kinder nicht schlecht.

Als Ausgleich zum Museumsbesuch fordert der Nachwuchs einen Abstecher zum Alexanderplatz - wegen der "Kugel im Fernsehturm". Der Fahrstuhl braucht 40 Sekunden bis zur Panorama-Etage in 203 Metern Höhe. Dann kann man Berliner Gebäuderaten spielen.Im "Sealife-Aquarium" gibt es Fische aus der Spree und dem Wannsee. Aber auch Rochen lassen sich beobachten und in einem speziellen Becken darf man sogar See-Anemonen und Seesterne streicheln.

Als Höhepunkt gilt der "AquaDom": ein zylinderförmiges, 25 Meter hohes Becken mit einer Million Liter Wasser. Per Fahrstuhl können Besucher mitten durch das Becken nach oben fahren - im Trockenen natürlich. Da staunt der Nachwuchs. Königsmakrelen sind ebenso unterwegs wie Napoleonfische. Echt starke Sache, finden die Kids.

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