Reiseland Deutschland feiert Tourismusrekord

Wiesbaden (dpa/tmn) - Noch nie haben so viele Menschen in Deutschland Urlaub oder eine Geschäftsreise gemacht wie 2010. Zu dem Rekord beigetragen hat der boomende Städtetourismus.

Das Reiseland Deutschland feiert einen Rekord: Im Jahr 2010 haben so viele Gäste in Hotels und anderen Beherbergungsbetrieben übernachtet wie noch nie. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Die Statistik für Häuser mit mehr als neun Betten zählte im vergangenen Jahr 380,3 Millionen Übernachtungen, von denen der Löwenanteil mit 320 Millionen auf Gäste aus dem Inland entfiel. Die Steigerung brachten aber vor allem Touristen und Geschäftsreisende aus dem Ausland, deren Zahl um 10 Prozent auf 60,3 Millionen stieg. Eine ähnliche Steigerung hatte es zuletzt im Jahr 2006 zur Fußball-WM gegeben. Insgesamt betrug das Übernachtungsplus im Vergleich zu 2009 rund 3 Prozent.

Auch für 2011 setzt die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) auf König Fußball. Die Frauen-WM wie auch Veranstaltungen rund um den 125. Geburtstag des in Deutschland erfundenen Automobils sollen die aktuellen Besuchermagneten werden. In den kommenden zehn Jahren könne die Zahl der ausländischen Besucher noch einmal um ein weiteres Drittel auf 80 Millionen gesteigert werden, erklärte DZT-Chefin Petra Hedorfer in Berlin.

Stark zu dem Rekord beigetragen hat der boomende Städtetourismus: Die Urlauber in Deutschland zieht es immer mehr in die Großstädte. Im Jahr 2010 stieg die Zahl der Übernachtungen in Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern um 9 Prozent. In Gemeinden mit weniger als 100 000 Einwohnern nahm die Zahl dagegen nur um 1 Prozent zu. Sie erhalten mit 276,9 von insgesamt 380,3 Millionen Übernachtungen aber weiterhin den Großteil der Besucher.

Deutsche Städte könnten im internationalen Vergleich mit einem herausragenden Preis-Leistungs-Verhältnis glänzen, meint Martin Katz, Chef des Veranstalters Ameropa. Die Hauptstadt Berlin liege in der Gunst der Gäste an der Spitze, unter anderem wegen des Überangebots von Fünf-Sterne-Hotels, die häufig zum Drei-Sterne-Preis angeboten würden. Insgesamt konnten sich die Beherbergungsbetriebe, zum Beispiel Hotels, Campingplätze und Rehakliniken, über ein Plus von 3 Prozent bei den Übernachtungen freuen - und über den höchsten absoluten Wert seit 1992.

Der Deutsche Reiseverband (DRV) betonte das breite Angebot in den deutschen Zielen, die sämtlich auch über Kataloge in den Reisebüros buchbar seien. „Es gibt viel mehr Pauschalangebote auch für Inlandsreisen“, berichtete DRV-Sprecherin Sibylle Zeuch. Als Beispiele nannte sie Pakete zum Besuch von Musicals oder einer Aufführung in der Semper-Oper in Dresden.

Ein weiteres Wachstum könnte drin sein, wenn viele Touristen wegen der politischen Unsicherheiten in Nordafrika ihre Sommerpläne umwerfen. Immerhin jeder zweite Bundesbürger passe sein Reiseverhalten den Terror- und Reisewarnungen an, ergab die in Hamburg vorgestellte Deutsche Tourismusanalyse. Nur 13 Prozent der 4000 Befragten gaben an, sich von Krisen nicht beeinflussen zu lassen. Ein Drittel der Leute gab sogar an, ausschließlich in risikoarme Regionen zu reisen.

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