Lava speiende Vulkane, quirlige Hafenstädtchen und kristallklare Buchten – der Archipel vor Sizilien ist ein Urlaubsparadies Liparische Inseln: Krater, Lava –und die Gaudi mit den Skiern
Von Claudia Kasemann
Whoooosh! Geröll fliegt beiseite und Lavastaub wirbelt auf, als die Männer mit ihren Ski den Hang hinabschießen. Kein Tanz auf dem Vulkan ist es, aber durchaus sportliches Können und ein Mordsspaß, der auch den Zuschauern am Fuß des Bergs auf der süditalienischen Insel Vulcano noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Vor allem auch, weil die Gegensätze zwischen schneeweißen Alpenpisten und der kargen Vulkanlandschaft im Mittelmeer kaum größer sein könnten.
23 Jahre sind vergangen, seit die italienische Tourismusorganisation Dolomiti Superski die launige Ski- und Rodelsause auf den Liparischen Inseln präsentierte, als PR-Gag für die Saisoneröffnung in den Dolomiten und für einen guten Zweck, wie die Veranstalter seinerzeit „die spektakulärste Skishow Italiens“ ankündigten. Mit am Start: die Weltcup-Rennläufer Peter Runggaldier und Werner Perathoner auf Skiern, begleitet von zehn Skilehrern.
Show mit Brettern:
Der Ski-Tanz auf dem Vulkan
Lang ist’s her, und manche, die damals dabei waren, erinnern sich gut an die Ski-Aktion, viel mehr noch aber an die Weite und Schönheit des Archipels mit den sieben Inseln Vulcano, Lipari, Salina, Stromboli, Panarea, Filicudi und Alicudi, um die sich Mythen, Romanzen und Filmgeschichte ranken.
Vulkanisch geprägt ist die ganze Region Siziliens und der Liparischen Inseln, die vor der Küste im Tyrrhenischen Meer liegen und Touristen aus der ganzen Welt anziehen. Vor allem der 900 Meter hohe Stromboli ist ein echter Star. Mit schöner Regelmäßigkeit gibt es dort Eruptionen, mal steigen nur kleine Aschewolken aus dem Krater am Gipfel empor, als wolle der Stromboli seiner ebenfalls brodelnden Schwesterinsel Vulcano und dem Ätna auf Sizilien Rauchzeichen geben. Oft fließen Lavaströme am Stromboli die Sciara del Fuoco an der Nordflanke hinunter. Bei heftigen Ausbrüchen - wie im Sommer 2014 - erreichen sie die Küste, wo sie zischend im Meer verschwinden.
Salina ist die zweitgrößte und zugleich die grünste Insel der „Isole Eolie“, wie die Italiener die Liparischen Inseln nennen - benannt nach Äolus, dem griechischen Gott des Windes. Ein passender Name, schließlich fegt der Wind zuweilen heftig. Manchmal müssen die Fährverbindungen gekappt werden. Meist aber sind die zwischen 30 bis 80 Kilometer vom sizilianischen Küstenort Milazzo entfernt liegenden Inseln mehrmals täglich mit Fähren erreichbar. Salina gilt als Perle der Liparischen Inseln - nicht nur wegen des Panoramas von Capofaro. Die Insel lockt mit hochklassigen Resorts und Restaurants und den Fischerorten Santa Marina und Malfa. Weil sie nicht so schnell erreichbar ist wie Lipari, die größte Insel des Archipels, geht es auf Salina im Vergleich ruhiger zu.
Schauplatz einer
oscargekrönten Romanze
Insbesondere auch Filmfans lieben die Insel, auf der die mit einem Oscar prämierte Romanze „Il Postino“ (Der Postbote) gedreht wurde. Die charmant erzählte Geschichte und die poetisch gefilmten Landschaften machten Salina 1994 weltbekannt. In vielen Orten erinnern geschmückte Fahrräder an den „Postino“. Auch in Pollara an der Westküste, wo in der Bar L‘Oasi jeden Abend nach Sonnentergang der Film gezeigt wird. Die Hauptinsel Lipari dagegen ist trubeliger - vor allem in de r Altstadt unterhalb der Festung. Tagesausflügler, die mit den Fähren von Milazzo kommen, besuchen dann fast immer auch die unmittelbar im Süden angrenzende Insel Vulcano mit ihrer eigenwilligen Naturkulisse. Durch deren Mondlandschaft stapfen sie zum beeindruckenden Krater.
Um den wird gern gewandert – und nicht skigefahren wie beim PR-Event zur Skisaison vor 23 Jahren.
Gleichwohl naht jetzt bald, Ende November, erneut die Wintereröffnung in vielen Skigebieten der Alpen und so auch in den Dolomiten. Mehr zu dem, was die Tourismusorganisation Dolomiti Superski in diesem Winter vorhat, gibt es auf der nächsten Seite.
Übrigens, wer die Region und den Nordosten Siziliens besucht, sollte sich auch Zeit für einen Abstecher ins herausgeputzte Städtchen Taormina und zum nahen Ätna nehmen. Kein Vulkan sei so genial wie dieser, schwärmen Fans. Beeindruckende 3357 Meter ragt Europas höchster aktiver Vulkan empor. Das hat er übrigens gerade erst unter Beweis gestellt, wie die jüngsten Bilder von Aschewolken zeigen. Mit Material von dpa-tmn