Kommunalwahl: Zehn Fragen an Bürgermeisterkandidat Stefan Caplan (CDU)

Was sind die drei wichtigsten Burscheider Projekte, die in den vergangenen fünf Jahren realisiert wurden?

Foto: Nicole Haase

Stefan Caplan: Schwer. Wir haben durch unsere akribische Arbeit und auch etwas Glück sehr viel geschafft. Wenn ich nur drei Projekte nennen darf: Haushaltssanierung (keine neuen Schulden seit 2011, Schuldenstand verringert), schnelles Internet in fast ganz Burscheid und die Gesamtschule, die im Sommer an den Start geht. Daneben konnten viele weitere Fortschritte erreicht werden (neues Bürger- und Jugendzentrum, Reaktivierung von Industriebrachen, Radweg, Kunstrasenplätze, energetische Sanierung städtischer Gebäude, verbunden mit 20 Prozent geringerem Energieverbrauch, oder die Zukunftsinitiative).

Und was hat nicht geklappt wie erhofft?

Auch schwer, weil halt viel geklappt hat. Wir wären gerne etwas weiter mit dem Einzelhandel im Zentrum von Hilgen und bei der Umsetzung des Gewerbegebietes Straßerhof. Aber in beiden Fällen führen wir gute Gespräche.

Welche kommunalpolitische Entwicklung, die Sie nicht beeinflussen können, hat Sie am meisten geärgert?

Mich ärgert, dass wir aufgrund unterschiedlicher Umstände immer mehr Geld „nach oben“ abgeben müssen, obwohl wir es zur Schuldentilgung für unsere Stadt dringend benötigen.

Wie hat sich Ihr Verhältnis zu Michael Baggeler entwickelt?

Ich war nach der letzten Wahl erleichtert, dass sich alle politischen Kräfte auf ein konstruktives Miteinander für Burscheid verständigen konnten, das über die ganze Wahlperiode gehalten hat. Hier schließe ich Michael ausdrücklich ein. Wir können jederzeit vernünftig miteinander sprechen.

Warum sind Sie der bessere Kandidat?

Das müssen Sie bitte andere fragen. Die CDU hat sich jedenfalls aufgrund meiner Ausbildung, meiner Berufserfahrung und meiner Einsatzbereitschaft für mich entscheiden. Gleichzeitig identifiziere ich mich zu 100 Prozent mit Burscheid und den Menschen hier.

Ist eine konsensorientierte Kommunalpolitik wie in Burscheid gut für die Wahlbeteiligung oder nicht?

Was sie für die Wahlbeteiligung bedeutet, weiß ich nicht. Jedenfalls ist sie gut für die Stadt und die Menschen hier, was ich in vielen Gesprächen bestätigt bekomme. Ich werde im Falle meiner Wahl natürlich versuchen, diesen Weg fortzusetzen. Ich bin froh, dass in Burscheid die Sache im Vordergrund steht. Das ist für die unterste staatliche Ebene — die Kommunen — der Schlüssel zum Erfolg.

Was sind die drei wichtigsten Vorhaben für die Zeit nach der Wahl?

Ein „Wir sind fertig“ gibt es in der Politik eigentlich nicht, weil man sich in allen Bereichen ständig an neue Entwicklungen anpassen muss. Daher bleiben die Themen „Verbesserung der wirtschaftlichen Basis, um Arbeitsplätze zu sichern und Überschuldung zu verhindern“, „Erhalt des guten Umfeldes für Familien, Senioren und Jugendliche“, „Mittelstandspolitik mit dem Ziel, die wirtschaftliche Monostrukturierung abzuschwächen und die Zentren zu unterstützen“ sowie „gute Bildungschancen“ zentrale Aufgaben. Weiterhin werden die „B 51 und Hilgen-Zentrum mit Raiffeisenplatz und Feuerwehr“, die Innenstadt von Burscheid, die Tourismusentwicklung und der demografische Wandel zentrale Themen sein. Aber auch die Grundlagen für gute Jugendarbeit im JZ, der erfolgreiche Aufbau der Gesamtschule und das Schließen der kleineren Lücken in der Internetversorgung werden uns fordern.

Wird das Ehrenamt in Burscheid überstrapaziert?

Ehrenamtliche leisten in Burscheid mehr als anderswo. Dafür muss man mehr als dankbar sein. Das kann der Staat nicht leisten. Schließlich müssen wir jeden Handgriff — selbstverständlich nach Tariflohn — zahlen. Allerdings will ich nicht von „überstrapazieren“ sprechen. Im Grunde genommen entscheiden die Einwohner einer Stadt selber durch ihr Engagement darüber, wie gut das Gemeinwesen funktioniert. Hier ist Burscheid echte Klasse, dank des bürgerschaftlichen Einsatzes. Ich bin — gerade im Zusammentreffen mit Kollegen in der Region — immer stolz darauf, was in Burscheid geboten wird. Wichtig ist, den Ehrenamtlichen, wenn es gewünscht wird, auch Unterstützung zu bieten.

Haben Sie Ideen zu mehr Bürgerbeteiligung in Zukunft?

Wir waren immer schon komplett offen für das Engagement unserer Bürger. So zum Beispiel, als wir die Jugendlichen bei der Grobkonzeption des Jugendzentrums eingebunden haben oder bei den vielen Projekten der Zukunftsinitiative, aktuell wieder in Hilgen. Die unterschiedlichen Beteiligungsformen haben gezeigt, dass die Akzeptanz von Lösungen erheblich steigt. Das ermuntert, auf diesem Weg weiter zu machen.

Soll die Fritz-Halbach-Straße ihren Namen behalten?

Das ist ein emotional aufgeladenes Thema. Ich finde es absolut richtig, dass die Bürgerschaft insgesamt darüber entscheidet und jede Stimme zählt. Ich gebe aber auch zu, dass mich die eindeutigen Aussagen des Gutachtens von Professor Nonn persönlich zum Nachdenken gebracht haben. Ansonsten haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich als Verantwortlicher für die Durchführung des Bürgerbegehrens gesetzlich verpflichtet bin, für ein neutrales Verfahren zu sorgen. Daran halte ich mich.