Im Dreieck wohnt der Lieblingskünstler um die Ecke

Das kulturelle Leben vor der Haustür steht im Mittelpunkt einer neuen Serie. Vera Geisel, Ehefrau des neuen Oberbürgermeisters, erkundet die Gegend ums Dreieck.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Wie vielfältig ist das kulturelle Leben in Derendorf, Golzheim, Pempelfort?
Vera Geisel: Seit wir in Düsseldorf sind, wohnen wir in unmittelbarer Nähe des „Dreiecks“. Das ist die Kreuzung von Münster-, Nord-, Blücher- und Collenbachstraße und praktisch die Schnittstelle der drei Stadtteile Derendorf, Golzheim und Pempelfort. Vom Dreieck aus ist man schnurstracks am Rhein mit Rheinpark, Tonhalle, Kunstpalast und NRW-Forum. Fußläufig oder mit der Bahn erreicht man ebenso rasch Hofgarten, Oper am Rhein, Schauspielhaus, Innenstadt mit Kö und Schadowstraße sowie die Altstadt. Die Nordstraße ist eine vielfältige Einkaufstraße, in den angrenzenden Straßen haben Künstler, Architekten, Schmuck- und Fashiondesigner ihre Ateliers und Läden. Dazu kommt das Leben in den Kirchengemeinden, der jüdischen Synagoge und der Ditib-Moschee an der Münsterstraße. So vielfältig - wie ums Dreieck — sind auch die Menschen, die hier leben: jung und alt, reich und arm, klein und groß, Künstler, Arbeiter, Händler, Akademiker und ganz normale Menschen.

Wo spielt abends die Musik?
Geisel: Tonhalle, Schauspielhaus und Oper sind gute und gar nicht weit entfernte Anlaufstellen. Aber die Musik spielt auch im Café à Go Go an der Schwerinstraße. Dort gibt es Sonn- und Feiertags Livemusik. Früher tanzte man bei da Michele an der Duisburger Straße nach gutem Essen und Wein auf den Tischen, wenn der „cheffe“ und „Dirk-Bach-Double“ sang. Anschließend feierte man im Café à Go Go bis in die frühen Morgenstunden weiter. Jetzt singt Michele zwar nicht mehr in Pempelfort, das Café à Go Go ist aber immer noch nach Mitternacht angesagt.

Wo bekommt man sein kleines intellektuelles Abenteuer?
Geisel: Bei Gemeindefesten, auf der Nordstraße, auf Schulfesten, auf dem Spielplatz und bei Ausstellungen kann man Gleichgesinnte und Freunde treffen, nach dem Markt und in Bars. Es fehlt jedoch ein Philosophen- oder Künstlercafé wie die Destille, wo sich Künstler, Literaten und Politiker treffen. Vielleicht wird das die Solobar (siehe letzte Frage)!

Wo wird die Lust auf Bilder befriedigt?
Geisel: NRW-Forum und Kunstpalast sind für mich fußläufig zu erreichen. Darüber hinaus gibt es kleine Galerien in der Blücherstraße und Seitenstraßen. Außerdem Wechselausstellungen in der Münstertherme - oft zum Thema Wasser - und in der Stadtbibliothek in der Blücherstraße. Nahe der Fischerstraße liegt das Künstleratelierhaus. Und ein Geheimtipp: Ausstellungen im Friseursalon von Katrin Schmitt, „Haargenau“ an der Parkstraße 47. Besonders gerne haben wir die Kunstwerke von Hubert und Gabi Begasse, die ihr Atelier in der Jülicher Straße 16 haben. Hubert Begasse ist bekannt für seine „Bildschirme“, in Stahlrahmen an Federn freihängende Kunststoffobjekte, die er „Trampoline des Lichts“ nennt. Meine Lieblingsbilder von ihm hängen bei uns im Wohnzimmer.

Mein Kulturliebling.
Geisel: Architektonisch sehenswert ist die Kreuzkirche im neoromanischen Baustil mit den kunstvollen Glasfenstern nach den Entwürfen des Künstlers O. E. Köppke. Ruhe findet man bei einem Spaziergang über den Alten Golzheimer Friedhof neben der Fischerstraße, wo man in die Geschichte Düsseldorfs eintauchen kann, denn hier liegen Friedrich Wilhelm von Schadow, der Gartenarchitekt Maximilian Friedrich Weyhe und bekannte Künstler Düsseldorfs begraben. Mein persönlicher Geheimtipp sind die Weihnachtskonzerte in der Kreuzkirche unter der Leitung von Dirk Ströter, immer wieder musikalische Highlights! Sehr zu empfehlen sind auch die Chorkonzerte der Pfarreigemeinschaft Derendorf/Pempelfort, die zum Beispiel in der Kirche Herz-Jesu stattfinden.

Welcher ist der Höhepunkt des Jahres?
Geisel: Im Sommer ziehen die Schützen mit ihren Paraden durch die Straßen. Die Gemeindefeste sind lebendige Kultur, insbesondere das internationale Pfingstfest der katholischen Gemeinde Derendorf/Pempelfort in der Barbarastraße, an dem auch die sieben internationalen Gemeinden (französisch, italienisch, rumänisch, ghanaisch, spanisch, ukrainisch-griechisch und maronitisch) teilnehmen. Gerne verbringe ich einen Abend im Open-Air-Kino im Rheinpark. Traumhaft ist das, wenn im lauen Sommerabend die Leinwand vor dem Rhein hochgefahren wird und im Hintergrund die Schiffe vorbeiziehen.

Wo trifft man sich?
Geisel: Am Samstagvormittag auf dem Wochenmarkt am Kolpingplatz oder beim Einkaufen auf der Nordstraße und anschließend in der Kaffeerösterei von Olga Sabristova. Sehr amüsant sind zwei Ideen von Fehrenbach (Schwerinstraße 40): die Kochevents „Verdrehte Welt“, bei denen der Gast mit in der Küche anrichten und mit Köchen, Service und Vertretern von Spitzenweingütern fachsimpeln kann; und die „Kontakt-Tafel“, bei der man sich einfach an die lange Tafel zu Gleichgesinnten setzen und neue Bekanntschaften schließen kann. Besonders zu empfehlen ist ein Abend in der Solobar, Augustastraße 30. Wenn ich in die von Künstlern gestaltete Bar eintauche, wo man auch Leute aus der Filmszene trifft, verzichte ich glatt auf einen Ausflug nach Berlin. Schön ist in der Solobar auch die Reihe „Kochen und Kunst“ (gesinekikol.de) wie Ende Mai. Da gab’s Ramasuri auf Einladung der Künstlerin Gesine Kikol, Marcelo Busse und Christina Vizi.

Die Fragen formulierte WZ-Redakteurin Sema Kouschkerian.