Das werden spannende vier Wochen
Der Wahlkampf treibt schon jetzt skurrile Blüten
Düsseldorf. Jetzt geht’s ans Eingemachte: Quasi über Nacht ist die Stadt mit Wahlwerbung zugepflastert worden. Die Parteien starten einen Wettbewerb im Verteilen von Wohltaten. Und auch aus der Abteilung „Sauen und Sudeln“ wird nun fleißig nachgelegt. Der Wahlkampf in Düsseldorf startet spät — aber dafür umso heftiger.
Clever hat es die FDP gemacht: Sie preschte gestern mit einer populären Forderung vor. Beitragsfreiheit auch für kleinere Kita-Kinder dürfte vor allem jungen Familien gut gefallen. Eine wichtige Zielgruppe.
OB Dirk Elbers wiederum forciert derweil eine ganz persönliche Botschaft: Seht her, ich bin wieder da! Auch wenn er nach seinem Unfall noch auf Krücken laufen muss, absolviert er Termine gleich reihenweise.
Eher skurril mutet dabei an, dass der Besuch von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) gestern im Marien Hospital quasi zu einem Wahlkampftermin umfunktioniert wurde. Es ging vorgeblich um die neue Strahlenklinik, auf dem Pressefoto tummelt sich neben Chefarzt Karl-Axel Hartmann eine fröhlich lächelnde CDU-Riege mit OB Elbers, Sylivia Pantel (Bundestag) und Peter Preuß (Landtag). Welches Interesse da wohl überwiegt?
Redlich mühen sich indes die Kandidaten der Rathaus-Opposition: Allein gestern beschickte SPD-Mann Thomas Geisel die Redaktionen mit fünf Mails. Darin auch der leicht gehässige Satz: „Wir können Ihnen versichern, dass wir Sie nicht laufend mit Fitness-Bulletins des Oberbürgermeister-Kandidaten Thomas Geisel beliefern.“ Ein wenig netter Seitenhieb auf den Amtsinhaber.
Die grüne Mitbewerberin Miriam Koch kommt ohne solch kleinen Gemeinheiten aus. Sie überraschte mit einem innovativen Konzept für Wählerbeteiligung per Internet. Das ist zumindest einen Versuch wert.
Vergleichsweise wenig redlich erscheint hingegen die Tatsache, dass Details aus dem IDR-Skandal ausgerechnet am Tag des Wahlkampfstartes platziert werden. Da mag man nicht an Zufall glauben — denn nichts, was gestern im politischen Düsseldorf geschehen ist, war Zufall.
So oder so: Unternehmensberater Harald Wachter muss sich fragen lassen, ob hoch dotierte Beraterverträge mit städtischen Töchtern für einen Ratsherrn angesagt sind. Denn so bekommt Politik ein Geschmäckle, das kein Wähler goutiert.