Politiker mit Migrationshintergrund: „Sie sprechen aber gut Deutsch“
Politiker mit Migrationshintergrund sind in allen Fraktionen des Stadtrats vertreten. Auch ein gebürtiger Düsseldorfer ist darunter.
Düsseldorf. Deutsche Politik wird schon längst nicht mehr nur von den Müllers, Meiers und Schmidts gemacht. Mittlerweile stehen auch Namen wie Özdemir, Özkan und Nouripour auf dem Wahlzettel.
Der viel zitierte Migrationshintergrund ist von der Bevölkerung in die Parlamente und Räte gezogen. Gut so, findet Pavle Madzirov, denn "ohne Migranten kann man auch keine gute Integrationspolitik machen".
Seit vergangenem Jahr sitzt der 32-Jährige für die CDU im Rat der Stadt Düsseldorf. Seine Eltern stammen aus Mazedonien. Doch in den Mittelpunkt will der Vorsitzende des Integrationsausschusses seine Herkunft nicht stellen. Für ihn gilt das Leistungsprinzip. "Ich halte nichts von einer Sonderbehandlung für Politiker mit Migrationshintergrund."
Schließlich wolle der Bürger nicht wissen, wo die Wurzeln des Volksvertreters liegen, sondern wie gut die Person ihren Job mache. Ein Beispiel dafür sei die niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan. Öffentlichkeitswirksam war die türkischstämmige Politikerin als Vorreiterin in das Amt berufen worden. Doch nachdem das Blitzlichtgewitter abgeklungen war, hagelte es Kritik für ihre Arbeit.
Exotisches Aussehen eines Politikers gleich Aushängeschild für die Qualität der Integrationspolitik einer Partei? Unsinn, findet Rainer Matheisen (29) von der FDP. Klar interessiere er sich auch für die Integrationspolitik, schließlich ist seine Mutter Koreanerin. Doch eine internationale Herkunft sei keineswegs ein Qualifikationsmerkmal für Integrationspolitik.
Nicht einmal in seiner eigenen Fraktion wisse jeder über seine Herkunft Bescheid. "Das wurde nie thematisiert. Warum auch?" Dennoch hält er es für notwendig, dass Migranten sich politisch engagieren, um ihre Belange durchzusetzen, schließlich machen sie auch einen großen Anteil der Bevölkerung aus. "Sie zu zwingen, wäre jedoch nicht sinnvoll."
"Sie sprechen aber gut Deutsch." Ein Satz, den Rajiv Strauß (27) schon häufiger in einem erstaunten und anerkennenden Tonfall gehört hat. Dann muss er immer ein wenig schmunzeln. Denn der junge Mann mit dem ungewöhnlichen Vornamen ist in Düsseldorf geboren und aufgewachsen. Warum sollte er also schlecht Deutsch sprechen? Seine Mutter stammt aus Indien.
Während das innerhalb seiner Partei, der SPD, "nie ein großes Thema" gewesen sei, glaubt er, dass Menschen mit Migrationshintergrund ihm manchmal eher zuhören, weil auch er anders aussieht. "Ich finde schade, dass die Herkunft immer so hochgeputscht wird. Eigentlich sollte man darüber nicht großartig diskutieren, sondern nach der Befähigung gehen."