21. März: Für die kleine Mia ist Papa der Allerbeste
Obwohl sie von der Krankheit wussten, haben sich die Vegas für ihr Kind mit Down-Syndrom entschieden.
Krefeld. Mia fremdelt ein bisschen, aber dann schmiegt sie sich schnell mit ihrer linken Wange an Papa und schaut über dessen Schulter — die Welt ist wieder in Ordnung. „Papa ist der Beste“, sagt Conchy Vega Bravo de Mancilla über ihren Mann. Die Tochter der beiden kam im Oktober 2010 mittels Kaiserschnitt auf die Welt — sie hat das Down-Syndrom.
Seit ein paar Tagen kann Mia mit der Zunge schnalzen und im Stakkato „Dadada“ sagen. „Ihr erstes Wort wird bestimmt Papa sein“, amüsiert sich die temperamentvolle Mutter. Vater Christian, 25 Jahre alt, hat den Namen seiner Frau angenommen und ist der ruhende Pol dieser kleinen Familie.
Und heute muss Mia auch mit einer Impfung fertig werden, die sie am Morgen bekommen hat. Da ist Papas Arm besonders kuschelig und beruhigend. Denn das kleine Mädchen kam mit einem Herzfehler auf die Welt, wurde schon zweimal operiert und muss medikamentös gegen Infektionen geschützt werden. Sie braucht mehr als andere Kinder, deren Immunsystem stabiler ist.
Conchy Vega, 26 Jahre, mit den blauen Augen der andalusischen Großmutter, erklärt das alles mit Fachbegriffen. Eigentlich ist sie Kauffrau, aber für Mia hat sie sich ganz viel Detailkenntnisse angeeignet. Schon in der 19. Schwangerschaftswoche haben die werdenden Eltern die Diagnose erhalten. Da die Mutter selbst einen Herzfehler hat, wurde sie ganz früh im Pränatal-Zentrum in Düsseldorf untersucht.
Die Diagnose Down-Syndrom war für das junge Paar ein Schock, „aber Abbruch war nie eine Diskussion bei uns“, sagt sie und ihr Mann nickt. Die beiden haben hier anders entschieden als viele Paare. Zahlen zu Schwangerschaftsabbrüchen beim Down-Syndrom können vom Gesundheitsministerium nicht genannt werden. Conchy Vega meint, dass es 95 Prozent sind.
Mias Eltern bereiteten sich vor, holten Informationen ein, ließen sich beraten. Ihre Hebamme — für sie war Mia auch das erste Down-Kind — schickte die Vegas zur Lebenshilfe in Krefeld. Viele Fragen, wie die nach dem Pflegegeld oder Behindertenausweis, wurden ihnen hier beantwortet. Mia ist auch schon im integrativen Kindergarten der Lebenshilfe angemeldet: „Wir suchen uns die Hilfe, die wir kriegen können“, sagt Conchy Vega.
Und manches liegt dann auch ganz nah. Die Großeltern unterstützen die kleine Familie, wo es geht. Man trifft sich mit Familien, deren Kinder auch Down-Syndrom haben und profitiert von deren Erfahrungen. Andere Kinder allerdings versetzen Mia in Unruhe. Conchy Vega ist überzeugt: „Mia bekommt Panik, wenn andere Kinder da sind — sie erinnert sich an das Krankenhaus.“ Bei solchen Ängsten hilft dann wieder der Papa und summt seiner Tochter ganz leise ein Kinderlied ins Ohr. Denn für Mia ist Papa der Allerbeste. Red