Lagebericht: Dunkle Wolken überm Zoo
Die Eigenmittel des Betriebs sind aufgebraucht. Ende 2016 könnte die Zahlungsunfähigkeit drohen.
Krefeld. 2011 zum ersten Mal Gewinn gemacht — rund 100 000 Euro — und zum dritten Mal in den 73 Jahren des Bestehens des Krefelder Tiergartens mehr als 440 000 Besucher gezählt: Das alte Geschäftsjahr war für die junge Zoo gGmbH ein überaus erfolgreiches. Die Zukunft des Unternehmens allerdings sieht nach dem Finanzplan 2011 bis 2015 nicht rosig aus.
„Ohne Ausgleich des Wertverlustes beginnt ab 2015 eine Entwicklung stetig größer werdender Verluste mit der zwangsläufig verbundenen Zahlungsunfähigkeit nach Aufbrauchen der Finanzmittel vermutlich bereits ab 2016.“ So steht es fettgedruckt in einer Beratungsunterlage. Und die gut fünf Millionen Euro städtischer Starthilfe für die GmbH sind aufgebraucht — größter Brocken war der Bauabschnitt eins des Wirtschaftshofes.
„Ich sehe das nicht so dramatisch“, sagt Zoofreunde-Vorsitzender Friedrich R. Berlemann. Der Förderverein ist neben der Stadt kleinerer Gesellschafter der Zoo GmbH. Es werde, so Berlemann, auch in den kommenden Jahren steigende Besucherzahlen geben, nicht zuletzt dank es nahezu fertiggestellten Gorillagartens.
Doch Projekte dieser Art geraten angesichts der düsteren Zukunftsprognose zum Dorn im Auge des Aufsichtsratsvorsitzenden. „Die Zoofreunde investieren ohne Rücksicht auf Folgekosten“, moniert Joachim C. Heitmann. Dessen Verhältnis zum Förderverein und zur Geschäftsführung ist durch die immer wieder aufflammende Elefanten-Diskussion bekanntlich angefressen.
Heitmann verweist auf die Vorlage, dessen Basis der Prüfungsbericht der Firma thp Treuhandpartner und eine Selbsteinschätzung der zur Vorsicht gezwungenen Zoo-Geschäftsführung ist: „Der Umbau der Großtieranlagen und der Umbau der Afrikasavanne mit Giraffen drauf sind reine Utopie.“ Beide würden acht Millionen Euro kosten. Mittelfristig wird der Zoo um eine Erhöhung der Eintrittsgelder nicht herumkommen.
Heitmann, der das Ausscheiden seines wortgewaltigen SPD-Kollegen Hans Butzen aus dem Zoo-Aufsichtsrat bedauert (für ihn rückte Wilfried Bovenkerk nach), stört sich auch am Umgang mit Stiftungsgeldern. Die städtischen Rechnungsprüfer hatten 2008 festgestellt, dass der Kompensationsbetrag für ein Grundstück aus der Gehlen-Stiftung (größter Förderer des Zoos) in Höhe von 859 251,56 Euro „nicht in voller Höhe an die laut Stiftungszweck ausschließlich begünstigte Zoo-GmbH ausgezahlt“ wurde. Heitmann konstatiert, dass Stiftungsgelder direkt an die Zoofreunde fließen: „Wer kontrolliert die eigentlich?“ Der Rechnungsprüfungsbericht passierte anstandslos die Kontrolleure bei der Bezirksregierung. Heitmann: „Die sind einfach darüber hinweggesegelt.“