Abschied vom grünen Polit-Paar
Mehrere Jahrzehnte haben Stefani Mälzer und Rolf Rundmund die Kommunalpolitik mitbestimmt.
Krefeld. Sie können gut und gerne als das politische Vorzeigepaar Krefelds gelten: Stefani Mälzer und Rolf Rundmund. Seit Jahrzehnten stehen beide für grüne Politik ein, erst jeder für sich und seit sechs Jahren sogar als Ehepaar — jetzt haben beide Abschied genommen.
Eine Entscheidung, die sie unabhängig voneinander getroffen haben, wie sie betonen. „30 Jahre — das ist für mich eine Marke“, sagt Rundmund. Schließlich sei es nur ein Amt auf Zeit. „Nu is gut“, findet auch Mälzer.
30 beziehungsweise 25 Jahre, das bedeutet, beide haben ihre ersten politischen Schritte in Krefeld in den 1980er Jahren unternommen. Vor allem für die Grünen eine bewegte Zeit. „Es herrschte Aufbruchstimmung“, erinnert sich Rundmund — fast schon wehmütig. Schließlich saß die noch junge Ökopartei das erste Mal in diesem Gremium. Das heißt aber auch: vieles musste noch erlernt werden, zum Beispiel die Erkenntnis, gegen einen übermächtigen Gegner kaum eine Chance zu haben. „Die CDU hatte die absolute Mehrheit. Da haben wir viele Anträge für den Papierkorb geschrieben“, erinnert sich Rundmund. Und doch — manches habe man wenigstens verhindern können. „Indem wir es öffentlich gemacht haben.“
Stefani Mälzer kam in einer weiteren spannenden Phase hinzu. „Das war ein wahrer Sprung ins kalte Wasser“, beschreibt sie es heute. Hatte 1989 doch erstmals Rot-Grün die Mehrheit im Rat und wieder musste manches erlernt werden. „Früher haben wir gedacht: Der Weg zur Beschlussfassung ist der schwierige. Noch schwieriger ist es, die Umsetzung politisch zu begleiten“, ist Mälzers Erkenntnis. Zumal der damals noch kritisch beäugten Öko-Partei nicht wenig Skepsis entgegenschlug, nicht zuletzt von der CDU-besetzten Verwaltung. „Aber am Ende haben sie festgestellt, ach, die Grünen sind ja auch nur Menschen“, sagt Mälzer und schmunzelt.
Zum Lachen war der damals 28-Jährigen aber längst nicht immer zumute. „Als ich meine ,Jungfernrede’ — das hieß damals wirklich so — gehalten habe, gab es Tumulte aus den hinteren Rängen der CDU-Fraktion.“ Allein das bewusst gewählte Thema Frauenberatungsstelle erregte wohl schon die konservativen Gemüter. „Hat die keinen Mann? Kann die auch kochen?“ An derlei Äußerungen könne er sich noch lebhaft erinnern, sagt Rolf Rundmund.
Erneute Kommentare mussten sich die Beiden gefallen lassen, als sie 2008 geheiratet haben. „Ich bin regelmäßig mit Herr Mälzer angesprochen worden“, verrät Rundmund. Beliebt sei auch der Spruch „Ist das jetzt ein Familienbetrieb?“ gewesen. Bis in die Verwaltung hinein habe sie da klarstellen müssen, dass man zwei Mandate bekleide, bekräftigt Mälzer. Zumal sie längst nicht immer einer Meinung gewesen seien, wie sie lachend betonen.
Frotzeleien, heftige Auseinandersetzungen — früher sei die politische Arbeit zwischen den Parteien einfach anders gewesen, urteilen beide — fast ein bisschen wehmütig. „Das war lustvolle Kommunalpolitik“, nennt es Rundmund. Denn trotz der harten Gangart habe man anschließend alle Fraktionen einträglich vereint im Hexagon beim Spätschoppen antreffen können. Jetzt sei alles eher aalglatt, bedauert Mälzer: „Das macht es nicht unbedingt authentischer.“
Das Paar gibt freimütig zu, dass ihm der Abschied nicht ganz so leicht gefallen ist. „Es war ein schmerzhafter Weg“, sagt Stefani Mälzer. „Aber, wenn einmal die Entscheidung getroffen ist, ist es gut.“ Und Rolf Rundmund ergänzt: „Natürlich stört es schon, wenn man keinen Einfluss mehr nehmen kann. Ich werde ja nicht plötzlich ohne politische Ideen sein.“ Trotzdem geloben beide, sich nicht in die Arbeit der neuen Fraktion einmischen zu wollen.
Schließlich mangelt es nicht an weiteren Interessen: Da wäre zum Beispiel die gemeinsame Vorliebe für die Kunst, die Leidenschaft auf Flohmärkten zu stöbern, die Liebe zu Frankreich. Dorthin wollen sie aber nicht auswandern. „Wenn ich eine Heimatstadt habe, dann ist das Krefeld“, bekennt Rundmund.