WM-Kicker: Sieg für Ghana ausgeschlossen
Kwabena Kwahene-Brempong und Markus „Pille“ Peerlings treffen sich am Kickertisch.
Krefeld. Am liebsten sitzt er in der Spätschicht am Buslenkrad oder an der Straßenbahnkurbel: „Deshalb habe ich bisher auch nicht alle Spiele sehen können.“ Kwabena Kwahene-Brempong stammt aus Ghana, genauer: aus Kumasi, der Hauptstadt der Ashanti. Seit fast 34 Jahren lebt er in Krefeld und ist der erste und einzige SWK-Fahrer aus Afrika. Als Student hat der fast 63-Jährige selbst Fußball gespielt.
Kwabena ist ein Ashanti-Name und bedeutet schlichtweg „Dienstag“. Denn an einem Dienstag ist er geboren. Ein ganz berühmter Ashanti heißt mit Vornamen „Freitag“: Kofi Annan. „Bei uns kann keiner vergessen, an welchem Tag er geboren wurde“.
Im WZ-Haus trifft Kwahene Brempong auf Markus „Pille“ Peerlings, Betreiber der Kulturrampe und damit auch Veranstalter von gemeinschaftlichem Glotzen, zum Beispiel am Samstagabend, wenn Deutschland auf Ghana trifft.
Mit dem Spiel der ghanaischen Elf gegen die USA war Kwabena Kwahene-Brempong nun gar nicht zufrieden: „Man muss Tore schießen." Ex-Superstar Essien habe auch nichts gebracht: „Man hätte ihn gar nicht aufstellen sollen“. Gegen Deutschland traut er dem Team Ghana nicht viel zu. „Das wird ein 1:3“. Obwohl: „Im Fußball ist bekanntlich alles möglich.“ In Südafrika brachten es die Ghanaer immerhin bis ins Viertelfinale. Im Endspiel sieht der Busfahrer Deutschland und Brasilien. „Brasilien wird Weltmeister. Die steigern sich noch.“ Public Viewing gibt es auch in Ghana — nur muss man dort damit rechnen, klatschnass zu werden. Jetzt ist Regenzeit.
„Pille“ Peerlings hingegen hat seinen ursprünglichen Titelfavoriten, nämlich Argentinien, kurzerhand ausgetauscht: Jetzt sieht er Deutschland als Weltmeister. Und die Niederländer? „Die waren nie Weltmeister und dürfen es nie werden.“ Hoffentlich erfahren das nicht die holländischen Musiker, die in der Kulturrampe abrocken. Ganz so torreich wird seiner Einschätzung nach das Spiel am Samstag nicht. Peerling: „Ich tippe ein 2:0.“
In Ghana gibt es derzeit ein großes Fußball-Thema, das Kwabena daheim in Krefeld im Internet-Radio verfolgt. „Der Sportminister soll 500 Parteifreunde nach Brasilien eingeladen haben.“ Die säßen zwar nicht alle bei den Ghana-Spielen im Stadion, sondern hätten große Garagen und Fernsehgeräte gemietet. „Für jeden soll die Reise 6000 US-Dollar gekostet haben. Macht zusammen drei Millionen. So reich ist Ghana nicht.“ Und bei den Brasilien-Touristen aus dem westafrikanischen Staat soll es sich überwiegend um Menschen aus der Küstenregion um Accra handeln — und nicht um Ashanti aus dem zentralen Ghana. Zwischen den Volksgruppen herrscht seit der Unabhängigkeit von Großbritannien Zwietracht.