"Abtanzen statt Absaufen" in der Kulturfabrik
Bis tief in die Nacht haben am Wochenende rund 500 Jugendliche die besten Tänzer gesucht – statt sich zu betrinken.
Krefeld. So etwas hat sich in den altehrwürdigen Hallen der Kulturfabrik schon lange nicht mehr abgespielt: Um kurz nach vier Uhr am Sonntagmorgen machen sich die letzten Gäste auf den Weg nach Hause.
AOK-Marketingleiter Andreas Franke
Sie hatten Spaß, sie haben getanzt - und sie sind immer noch vollkommen nüchtern: Niemand steht in der dunklen Ecke und übergibt sich, keiner muss von seinen Freunden nach Hause getragen werden. Gefeiert wurde trotzdem hemmungslos, aber unter einem etwas anderen Motto: "Abtanzen statt Absaufen".
Hinter dem Tanz-Wettbewerb stehen die AOK Rheinland, die Kulturfabrik und die Krefelder Hip Hop-Crew QLG. "In der Streetdance-Szene wird relativ wenig Alkohol getrunken", sagt AOK-Marketingleiter Andreas Franke, der von 15 bis 4 Uhr unermüdlich durch die Veranstaltung führte.
"Die Profi-Tänzer wollen fit sein, sie müssen ihren Körper absolut unter Kontrolle haben." Jurymitglied B-Boy Lilou von der Pokemon-Crew aus Frankreich zeigte unter anderem, dass Tanzen auch Hochleistungssport sein kann. "Das ist ein ganz kleiner Typ, Weltmeister im Breakdance", zeigt sich Franke begeistert. "Er kämpft nicht mehr gegen andere, er kämpft nur noch gegen die Physik."
Doch auch in Krefeld tummeln sich viele Tanz-Talente: In einem School-Dance-Battle, einem Tanzwettbewerb der Schulen, traten nachmittags zwölf Crews in drei Alterskategorien gegeneinander an - jeweils eins gegen eins. "Es hat mir total gut gefallen", sagt die 15-jährige Julia vom Gymnasium am Stadtpark nach drei Stunden heißer Kämpfe. "Und es war sehr fair, dass die Kleinen nicht gegen die Großen antreten mussten."
Aber die Schülerin ist sich nicht sicher, ob die Aussage des Wettbewerbs die schätzungsweise 500 jungen Leute im Publikum erreichen wird. "Vielleicht wird es manche vom Saufen abhalten. Viele aber wahrscheinlich nicht." Trotzdem findet sie: "Es ist gut, auf das Thema Komasaufen aufmerksam zu machen."
Auch Arne, 13 Jahre alt und Schüler des Fichte-Gymnasiums, ist zufrieden: "Andere sitzen vielleicht schon zu Hause und trinken - und wir sind hier und haben super Hip Hop-Gruppen gesehen."
Nach dem School-Dance-Battle ging es fast nahtlos mit dem Resolve-Battle weiter. 150Tänzer aus ganz Europa hatten sich angemeldet, zum Wettkampf erschienen dann aber knapp 180. "Die Preselection, also die Vorauswahl der besten 20, dauerte unglaublich lange", sagt Franke. "Und in jeder weiteren Final-Runde wurde das Niveau besser. Die Jurymitglieder mussten häufig den Kopf schütteln und sagen: ,Dance once more - Tanzt noch einmal.’"
Jugendbeirat-Vorsitzender Holger Teichgräber
Die Aftershow-Party musste deswegen ins Wasser fallen. "Das hat aber niemanden gestört. Es war einfach der Wahnsinn, was die Gäste an diesem Abend zu sehen bekamen." Auch der Jugendbeirat der Stadt Krefeld hatte sich an der Aktion beteiligt. "Exzessives Trinken ist ein großes Problem: Viele Schüler sehen es als cool an", sagt Vorsitzender Holger Teichgräber. "Veranstaltungen wie die heute können etwas im Bewusstsein ändern: Man kann auch feiern und tanzen ohne Alkohol."