Altes Eisen aufpoliert: "Eine Rallye wär' nochmal was"
Herbert Ruhnau fährt mit seinem Mercedes 220 S Cabrio von 1958 gern lange Touren.
Krefeld. Manchmal werden Träume wahr: In diesem Sommer hat sich für den Krefelder Herbert Ruhnau ein langgehegter Wunsch erfüllt, als er mit seinem Mercedes 220 S Cabrio bei einer 600-Kilometer-Rundfahrt des ADAC durch das Trentino in Tirol, Italien, mitfahren durfte. „Der Wagen selbst ist schon ein Traum“, sagt Ruhnau. „Damit die Tour durch die Dolomiten zu machen, war einfach wunderbar.“
Seit seiner Jugend schwärmt der heute 73-Jährige für Autos — seit dem Jahr 2000 hat seine Leidenschaft durchgehend in Form von Oldtimern Gestalt angenommen. Aber vor allem der 220 S, Baujahr 1958, vereint für den Ruheständler alles, was er sich unter dem Attribut „formschön“ vorstellen kann: Das Interieur des Mercedes besteht aus auf Hochglanz poliertem Holz und elegantem, roten Leder. Der makellose Silberlack des Cabrios glänzt in der Sonne vor der Garage in Uerdingen. „Die Linien und die Proportionen der Karosse sind einfach perfekt“, sagt Herbert Ruhnau.
Die Optik und der ruhig schnurrende Motor mit sechs Zylindern versetzen den Betrachter zurück in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts — verbunden mit einem Eindruck davon, welchen Stellenwert der Begriff Luxus in der Zeit hatte.
„Den Mercedes habe ich über das Internet in den USA entdeckt. Die deutsche Ausführung, dass dorthin exportiert wurde, kein US-Modell — das macht den Wagen zu einer echten Rarität“, sagt Herbert Ruhnau, der die in Deutschland kalte und nasse Hälfte des Jahres im sonnigen Florida verbringt. „2008 habe ich das Auto erworben. Im vergangenen Jahr ist es dann in einem Container über den großen Teich nach Krefeld verschifft worden.“
Der Seltenheitsfaktor des Mercedes 220 S Cabrio — von der sogenannten Pontonserie sind weltweit nur etwas mehr als 2000 Exemplare gebaut worden — hält Ruhnau allerdings nicht davon ab, den Wagen regelmäßig zu nutzen: „Er ist absolut alltagstauglich. Und mit ausreichend Pflege ist die alte Technik ebenso zuverlässig, wie die von heute.“
Der 73-Jährige fährt seinen Oldtimer gern aus — bei Oldtimertreffen am Egelsberg oder im Stadtwald ist er häufig anzutreffen. Da er mit einem „Barockengel“, einem BMW 502 aus dem Jahr 1963, und einem Mercedes 190 SL, Baujahr 1958, zwei weitere Oldtimer besitzt, kann er dabei auch öfter mal variieren.
Der Spaßfaktor steht für den gebürtigen Duisburger bei seiner Autoliebe im Vordergrund. „Die Leute freuen sich, wenn sie gut erhaltene alte Autos sehen, die sie noch von früher kennen“, sagt er. Notfalls traut sich der ehemalige Inhaber eines Malereibetriebs auch zu, selbst mal Hand anzulegen. „Die Original-Ersatzteile müssen es sein — aber die sind bei dem Mercedes relativ einfach zu bekommen.“
Auch Ruhnaus Ehefrau Bernhardine hat Spaß an den alten Fahrzeugen. Sie fahre gerne mit — aber auch selbst. Sohn Michael Ruhnau (49) hat hingegen keine besondere Beziehung zu der großen Leidenschaft des Vaters. „Er liebt die Autos aus seiner Jugend — das sind ganz andere Modelle und Formen.“
Die beiden vereint allerdings die Begeisterung für den Motorsport: „Ich bin 20 Jahre lang Rallye gefahren und fühle mich der Szene nach wie vor verbunden“, sagt Ruhnau, der seit 1968 in Krefeld wohnt.
Stolz ist er auf seinen 55 Jahre alten Oldtimer - und ein wenig auch auf sich: Die vom ADAC organisierte Tour durch Südtirol sei ja keine einfache Rundfahrt gewesen, an jedem der vier Tage mussten Aufgaben erledigt werden. „Unter anderem haben wir einen Pass auf 2240 Meter Höhe überquert, das war schon abenteuerlich“, sagt Herbert Ruhnau rückblickend.
Ein bisschen wie Rallye fahren eben. Und das ist auch der nächste Traum, den sich der Hobby-Motorsportler erfüllen will: „Ich möchte mit dem 220 S Cabrio unbedingt an einer echten Rallye teilnehmen — das wär’ nochmal was!“