Ausstellung: Wer die Wikinger wirklich waren

Mit Burkhard und Silke Pieske in die Geschichte reisen.

Krefeld. Die Wellen peitschen gegen das kleine, offene Holzboot. Eine Spitzengeschwindigkeit von 13 Knoten Fahrt. Eindrücke, die Silke und Burkhard Pieske nicht mehr vergessen werden. Mit dem knapp 14 Meter langen Drachenboot Viking Saga, ein Nachbau des vor über 100 Jahren ausgegrabenen Originals, haben sie den Atlantischen Ozean bezwungen: Von Norwegen, über Island und Grönland bis an die Küste Amerikas. Genau dieses berühmte Wikingerboot steht im Schwanen-Markt. Das Center und die Wikingerexperten wollen mit dieser Ausstellung mit Vorurteilen gegenüber der Kultur aufräumen.

Pieske sieht selbst aus wie ein Wikinger: mit seinem weißen Vollbart, der braunfarbenen Tunika, der Pumphose, den selbstgemachten Lederschuhen und dem Horn am Gürtel. Er steht auf einer hölzernen Kiste und blickt auf die Schulklasse 7c der Stephanusschule hinab. "Was sich in dieser Kiste verbirgt ist scharf und gefährlich", so der 63-jährige. Spätestens jetzt hat er die volle Aufmerksamkeit. Zwei der Schüler ruft er nach vorne, setzt ihnen Helme auf: einen mit Hörnern - die Sorte, die man aus Filmen kennt kennt - und einen schlichten aus bronzefarbenen Metall.

Welcher der Helme wurde tatsächlich von Wikingern getragen? "Richtig, der Grimmhelm", erklärt der ehemalige Lehrer - der mit den Hörnern ist ein Gespinst des Fernsehens. Nach und nach zaubert Pieske verschiedene Waffen aus der Truhe: Schwert, Axt, Pfeil und Bogen. Vorsichtig dürfen einige der Schüler sie halten - mit den Spitzen nach unten.

Der Umgang mit dem Schild erklärt Pieske anhand eines Rollenspiels. "Erste Schildlinie vor. Zweite nachrücken. Deckschildträger", ruft Pieske. "Die Schilder sind ganz schön schwer, die kann man nicht lange oben halten ohne Training", sagt René (14).

Sie überfielen Dörfer, plünderten, steckten Häuser in Brand. Wo sie auftauchten, hinterließen sie eine Spur der Verwüstung - keine gute Publicity. "Wir wollen das Image der Wikinger aufpolieren und die negativen Klischees hinterfragen", sagt Pieske. Die Wikinger waren weitaus mehr als nur ein kriegerisches Volk. Sie waren virtuos, was die Schifffahrt angeht und kannten bereits Demokratie und Emanzipation. "Die Frauen waren Herrscherin über Haus und Hof. Sie konnten den Ehemann jederzeit vom Hofe verweisen", sagt Silke Pieske.

Die Eheleute sehen in ihren Gewändern nicht nur aus wie echte Wikinger, sie haben 1992 sogar auf Grönland in einer alten Kirche aus der Wikingerzeit geheiratet. "Genau 500 Jahre nach der letzten Trauung im Jahre 1492", sagt die 61-Jährige.

Das Wissen und ihre Leidenschaft teilen die beiden jedes Mal, wenn sie über die Wikinger reden. Und vielleicht lässt sich der ein oder andere mitreißen und wird auch zum Wikinger - wenn auch nur für 20 Minuten.