Betreuung: Kinder und ihre Eltern stärken

Die Kita Steckendorfer Straße ist Familienzentrum. Leiterin Sybille Claessens beschreibt die Besonderheiten dieses Angebots.

Krefeld. Bei Kindern werden in den ersten Jahren nach der Geburt die zentralen Weichen für Lebensqualität und späteren Bildungserfolg gestellt. Eine weitreichende Aufgabe, die Eltern immer stärker fordert und überfordert. Hier setzt die Arbeit von Sybille Claessens und ihrem Team an.

„Wir fördern so früh wie möglich die Entwicklung und die Talente des einzelnen Kindes und stärken und unterstützen gleichzeitig die Eltern bei deren Erziehungsarbeit und dem Spagat zwischen Familie und Beruf“, sagt die Leiterin der Kita Steckendorfer Straße. Die ist als Familienzentrum zertifiziert.

Die städtische Einrichtung im Kaiser-Friedrich-Hain und der evangelische Kindergarten Germaniastraße sind im Rahmen einer Pilotphase im Jahr 2006 als erste Kitas in Krefeld in Familienzentren umgewandelt worden. Inzwischen gibt es 24 im Stadtgebiet. Die sind mit Zustimmung des Jugendhilfeausschusses vor allem in den Bezirken entstanden, in denen der Anteil junger Familien mit einem hohen Unterstützungs- und Förderungsbedarf besonders hoch ist.

„Unsere Angebote wenden sich an alle Familien im Stadtteil, nicht nur an die, deren Kinder bei uns sind“, erzählt Claessens. Ihr kommt die Zusammenarbeit mit Trägern und Initiativen zugute, ohne die die Aufgabe eines Familienzentrums nicht zu leisten wäre.

In dem Falle der Kita Steckendorfer Straße sind das beispielsweise die Bürgerinitiative „Volldampf“ rund um Bleichpfad, das Katholische Forum und der Kinderschutzbund. Doch auch Geduld sei bei dem Auftrag vonnöten: „Es dauert, bis sich die Angebote rumsprechen.“

Ein Beispiel dafür ist das Elterncafé, das jeden Mittwoch von 9 bis 11 Uhr in einem separaten Gebäude auf dem Gelände stattfindet. Anfangs folgten nur Einzelne der Einladung zum zwanglosen Austausch. „Inzwischen kommen sogar Großeltern und Leute mit, die die Eltern auf dem Spielplatz kennengelernt haben.“ Ob und welche Probleme es in den Familien gibt, lasse sich in einer vertrauensvollen Atmosphäre leichter erzählen als zwischen Tür und Angel, wenn die Kinder nur eben kurz abgeholt werden.

„Wir wollen den Eltern nichts aufzwingen“, betont die Leiterin. Deshalb gibt es regelmäßig eine Bedarfsanalyse sowie eine Befragung der Familien: Was sie brauchen und was sie wollen. Das Angebot ist darauf zugeschnitten. Für die sechs verschieden altersgemischten Gruppen wird im Kaiser-Friedrich-Hain deshalb nur eine wöchentliche Betreuungszeit von 35 oder 45 Stunden angeboten. Claessens: „Für 25 Stunden besteht hier kein Bedarf.“

Zu der Fülle der besonderen Projekte des Familienzentrums zählen eine Sprechstunde des psychologischen Dienstes, der regelmäßige Besuch einer Logopädin und einer Ergotherapeutin, der offene Babytreff für Eltern mit Kindern unter einem Jahr, Bewegungskurse für Eltern und Kinder und Beratung zur Tagespflege. Am 23. Oktober von 17 bis 20.30 Uhr wird außerdem ein Seminar zum Thema „Baby und Kind — Erste Hilfe“ angeboten.

Vor allem die Hilfe im Alltag komme bei Eltern gut an. So zum Beispiel bei Fragen wie dieser: „Wie schaffe ich es, dass mein Kind abends ohne Gemurre ins Bett geht?“ Claessens Antwort dazu lautet: „Konsequent sein, immer gleich handeln, anfangs dem Kind noch ausführlich erklären, weshalb es zu einer bestimmten Zeit schlafen soll und dann mit der Zeit nur noch sagen, du weißt weshalb und gehst jetzt ins Bett — ohne Diskussionen.“ Nur so lerne das Kind, dass Mama etwas ernst meine.