Capoeira: Ein Stück Brasilien in Krefeld

Der neue Capoeira-Verein Criancas De Vida Nova trainiert die Koordination.

Krefeld. In der Turnhalle der Buchenschule tönt fremdklingende Musik aus einem kleinen Lautsprecher, der in einer Ecke steht. Fünf Kinder ahmen die kraftvollen Bewegungen nach, die ein junger Mann in weißem T-Shirt und einer gelb-blauen Kordel um die Hüfte ihnen vormacht. Langsam überkreuzen sie die Beine hintereinander, gehen dabei in die Knie und führen die Arme vorne am Körper vorbei. „Sehr gut gemacht. Und jetzt das Bein nach vorne“, ruft Gleidson da Silva de Souza.

Die jungen Sportler sind Mitglieder im neuen Capoeira-Verein Criancas De Vida Nova, was auf deutsch so viel heißt wie Kinder aus Vida Nova. Das ist ein Stadtteil von Salvador de Bahia, der Heimat von da Silva de Souza, dessen Capoeira-Name Xéke ist. Zusammen mit seiner Frau Maike Janssen möchte er ein Stück der brasilianischen Tradition in Krefeld weiterführen.

Capoeira ist eine Kampfkunst, in die tänzerische und akrobatische Elemente mit eingebunden sind. Entwickelt wurde die heutige Sportart im 18. Jahrhundert von afrikanischen Sklaven, die nach Brasilien verschleppt worden waren. Damit die Besitzer der Plantagen nicht merken, dass die Sklaven heimlich das Kämpfen übten, wurde das Training mit Tanzbewegungen und Musik unterlegt.

„Wir trainieren nicht nur unser Körper, sondern wollen auch die entsprechende Lebensphilosophie vermitteln — habe Respekt vor anderen Leute“, sagt Xéke. Deswegen gelten während des gemeinsamen Spiels in der „Roda“, dem Kreis in dem die Capoeirista gemeinsam die Bewegungsfolgen und Kombinationen vollführen, auch die ungeschriebenen Respektregeln. „Zum Beispiel darf man den Kreis nur über eine bestimmte Stelle betreten und wenn zwei Lehrer spielen, müssen die Schüler zugucken“, erklärt der 30-Jährige.

Wie bei chinesischen Kampfsportarten gibt es auch beim Capoeira verschiedene Gürtel (in diesem Fall Kordeln), die den Grad des Trägers anzeigen. Insgesamt 15 Stufen bis hin zum Grand Meistre (weiße Kordel) können erklommen werden. Dafür müssen die Schüler nicht nur die verschiedenen Bewegungen ausführen können, sondern auch die traditionellen Musikinstrumente beherrschen, die die Capoeiraspieler bei ihren Übungen begleiten.

Typische Instrumente sind das Berimbau, ein geschwungener Holzbogen mit einer Saite, die Trommel (Atabaque) und das Tamburin (Pandeiro). Am Ende jeder Trainingsstunde wird auch das Musizieren geübt. „Für mich waren am Anfang die portugiesischen Texte, die zu den Rhythmen gesungen werden, schwer auszusprechen. Aber Übung macht den Meister“, sagt Maike Janssen und lacht.

Die Kinder, die in barfuß in der Halle toben, werden spielerisch an die Disziplin herangeführt. „Vor allem die Körperkoordination und die Bewegungsgeschicklichkeit werden trainiert — auch bei den Erwachsenen“, sagt Xéke und kündigt die nächste Aufgabe für die Kleinen an — ein Parcourslauf mit Basisschritten an jedem Halt.

Wer Interesse an der brasilianischen Sportart hat, kann zwei Wochen lang beim Probetraining mitmachen. Bei regelmäßiger Teilnahme und Mitgliedschaft im Verein kann ein Mal in jedem Jahr in einem Workshop die nächste Kordel erworben werden.