Startup Designer starten in die Virtual Reality
Das Startup Space Interactive verbindet Vorteile von Online- und Offlinewelten, um Produkte und Geschichten in Szene zu setzen.
Krefeld. „Zu dem Zeitpunkt hat hier einfach alles gepasst und sich ergeben, deswegen sind wir in Krefeld geblieben“, sagen Florian Pfahl und Andreas Kalinka. Designstudium, Auszeichnungen, Start-up — die beiden Jungunternehmer kommen genauso locker rüber, wie sich ihre bisherige Laufbahn liest. Irgendwie Krefelderisch ist dabei, dass kein Funken Wichtigtuerei oder Businesssprech durch den Raum schwingen, wenn die beiden ihre Arbeiten vorstellen. Immer im Fokus: das Unbekannte. Aktuell heißt das Virtual Reality. Pfahl und Kalinkas Startup-Story beginnt 2011.
„Es ist unser Ding, dass wir nur Sachen machen, die es so noch nicht gegeben hat“, sagt Florian Pfahl. Und stellt das „Ladenregal der Zukunft“ vor, dass als eine Art Grundstein für ihre Agentur Space Interactive gesehen werden kann und wie vieles andere noch im Studium entstand. Durch einen Professor werden Pfahl und Kalinka auf die Ausschreibung eines Ladenbauunternehmens aufmerksam. Sie entwickeln für einen Messeauftritt die Idee, „das Beste aus der digitalen Welt in den Offline-Handel“ zu bringen. Und bekommen den Auftrag.
„Ok, scheiße, jetzt müssen wir das umsetzen“, sei der erste Gedanke gewesen. „Uns war klar, dass wir Bock haben, sowas zu machen, aber unsere Idee war auch für uns utopisch“, sagt Kalinka. Ein Dreivierteljahr stecken er und sein Partner in die Umsetzung des Projekts, experimentieren mit Touchscreens, Lichtsensoren und Projektoren.
Das Ergebnis ist eine Präsentationsfläche, in der sich der flippige Internetauftritt des Auftraggebers widerspiegelt. Eine digitale Blumenwiese reagiert auf jeden Schritt in Richtung Produkt, der Putz lässt sich per Gestik vom Touchscreen hinter dem Produkt wischen und wenn der Kunde die Tasche nimmt, erscheinen Informationen und Farbbeispiele.
Ähnlich faszinierende Projekte mit Wow-Effekt folgen. Preise und Auszeichnungen fliegen den unerschrockenen Design- und Technik-Pionieren um die Ohren. 14-Stunden-Tage sind Standard. „Uns wurde klar, dass wir uns schonen und besser organisieren müssen, mittlerweile haben wir auch wieder ein Wochenende.“ Das sei gerade bei der Arbeit an neuer Technik, die die beiden in der Regel für ihre Zwecke anpassen und modifizieren, nicht immer leicht.
„Es ist ein Lernprozess, weil es viele Dinge gibt, die nicht abzusehen sind. 30 Prozent der Zeit bei einem Projekt widmen wir uns der Forschung.“ Jetzt forschen Kalinka und Pfahl in Sachen Virtual Reality. Seit 2013 experimentieren sie mit den ersten Prototypen der Brillen, die nötig sind, um in die neuen virtuellen Welten abzutauchen. „Damals gab es noch keinen Markt dafür, aber jetzt ist die Zeit reif“, sagt Pfahl und fügt hinzu: „Es ist, als wären wir gerade am Anfang des Stummfilms.
“Erste Virtual Reality-Filme sind längst abgedreht. Der Betrachter steht zum Beispiel mitten im Wald und kann sich in alle Richtungen umgucken, während um ihn herum eine Handlung ihren Lauf nimmt. Heißt auch, die Produktion muss sich der neuen Stilmittel bedienen. Auch Hollywood stehe da noch am Anfang.
„Herkömmliche Schnitte sind nicht möglich. Es ist eher, als würde man ein Theaterstück aufführen“, erklärt Pfahl. Die Jungunternehmer sehen viel Potenzial in der neuen Technik.
„Möglich wäre beispielsweise eine Doku, bei der der Alltag von Menschen in Syrien gezeigt wird“, sagt Pfahl. Da der Betrachter „mittendrin“ sei, könne ein noch stärkeres „Gefühl von Nähe“ entstehen. „So könnten Vorurteile gegenüber Flüchtlingen abgebaut werden.“ Klar ist: Die Vordenker von der Lewerentzstraße zeigen Richtung Zukunft.
Andreas Kalinka und Florian Pfahl betreiben ihre Agentur „Space Interactive“ im sogenannten Pionierhaus an der Lewerentzstraße. Das Gebäude der Alten Samtweberei ist ein zentraler Punkt für das Projekt „Nachbarschaft Samtweberei“ und soll langfristig positive Impulse für das Zusammenleben im Stadtteil geben.
In der Alten Samtweberei haben ganz unterschiedliche Unternehmer ein Zuhause gefunden. Kalinka und Pfahl sagen: „Es ist schön, in einem Haus mit Gleichgesinnten zu arbeiten, die die Motivation haben, etwas Neues zu schaffen. Durch die räumliche Nähe entstehen spannende Kooperationen.“