Die Ärzte rocken den König-Palast

Rund 7000 Besucher haben die Punk-Band in der ausverkauften Halle gesehen.

Krefeld. Die "beste Band der Welt" reißt sich diesmal lange zusammen. Erst als die Krefelder Fans sich nach zwei Stunden den Ärzte-Klassiker "Zu spät" verdient haben, brechen bei Bela, Farin und Rod alle Nonsens-Dämme.

Farin reimt: "Ich weiß, ihr musstet auf das Konzert in Krefeld lange warten - das habt ihr nun davon, diesen Kindergarten." Denn gepiercte Fans mit pinkfarbenem Hahnenkamm auf dem Kopf singen inbrünstig "Manamana-Patipidibi" mit und grölen das "Pippi Langstrumpf-Lied". So was ist nur bei "Die Ärzte" richtig cool.

Der König-Palast war die fünfte Station der "Jazz-Fäst"-Tour, bis Ende August stehen die Punkrocker noch auf mehr als 40 weiteren Bühnen. Ihre Fans sind längst keine verschworene Punk-Gemeinde mehr: Kleine Mädchen zeigen sich jubelnd in Fan-Shirts mit der Aufschrift "Ihr nehmt doch alle Drogen!", daneben stehen Mittvierziger und bewegen lässig den Kopf zur Musik.

Rund 7000 Fans erleben "Die Ärzte" Sonntagabend fast drei Stunden lang an der Westparkstraße. Die Bühnenshow ist minimalistisch - solchen Schnickschnack brauchen die Improvisations-Talente nicht. Ihre Show sind die blöden Sprüche und die Späßchen, die sie mit ihrem willenlos ergebenen Publikum treiben, das mit "Sir, Ja, Sir" antwortet.

"Die Ärzte" hampeln über die Bühne, wie’s ihnen gefällt. Da vergisst man leicht, was für Musik-Talente "Die Ärzte" sind. Denn dass die Fans abstimmen sollen, ob der nächste Song in Tonart A oder G gespielt wird, ist freilich Koketterie. Spontane Einschübe spielen sie, als hätten sie’s wochenlang geprobt. Vielleicht logisch nach 25 Jahren Bandgeschichte und 25 Millionen verkauften Platten.

"Tut euch nicht weh beim nächsten Song", ruft Farin väterlich-schelmisch den hartgesottenen Fans im Innenraum zu, die grölend die ersten Takte von "Junge" erkennen. Blitzschnell strömen sie auseinander und bilden einen großen leeren Kreis - im Fachjargon heißt das "Wall of Death". Als es beim Refrain richtig rund geht, stürmen alle in einem Affentempo aufeinander los und schubsen sich herum. Bela ruft ihnen zu: "Das sah richtig geil aus!" Also doch ein bisschen Rock’n’Roll im Kindergarten.

Und "Die Ärzte" wären von gestern, wenn sie ihre Krefelder "Patienten" zum Schluss nicht ein bisschen ärgern würden: "Übermorgen in Münster sind wir wieder die sexy drecksäuigen Rockstars", kündigt Bela an. Und geht raus, um vor der Zugabe noch "in Fix und Foxi zu schmökern".