Diese Familie liebt den Zoo
Fast jeden Tag zieht es die Finnerns zu Eseln, Elchen und Elefanten. Familienhund Kurt ist immer mit dabei.
Krefeld. Die kleine Henriette, zwei Jahre alt, läuft zuerst zu ihrem Lieblingsbaum und verkriecht sich in einer Höhle im Stamm. "Das ist festes Ritual bei jedem Zoobesuch", sagt ihre Mutter Isabel Finnern lächelnd und wiegt den Kinderwagen hin und her, in dem die sechs Monate alte Charlotte selig schläft.
Ebenfalls mit dabei ist Hund Kurt, eine "wilde Mischung aus Dalmatiner und Riesenschnauzer". Auch Kurt hat sein festes Ritual: "Obwohl er noch zu Hause vor dem Losgehen getrunken hat, muss ein Schluck aus dem am Eingang bereitgestellten Napf sein."
Familie Finnern gehört zu den Dauerbesuchern im Krefelder Zoo. Seit zwei Jahren geht sie dort mindestens jeden zweiten Tag spazieren. Als die Familie vor dreieinhalb Jahren aus Norddeutschland an die Tiergartenstraße in Bockum gezogen ist, war ihr gar nicht bewusst, welche tierisch netten Nachbarn sie in Zukunft haben würde.
"Als wir das erste Mal auf unserer Terrasse saßen, konnten wir uns die merkwürdigen Geräusche gar nicht erklären", erinnert sich Isabel Finnern. "Erst ein paar Tage später fanden wir heraus, dass das die Rufe der Seelöwen sind."
Henriette rennt munter voraus - an den Kamelen vorbei in Richtung Pinguine. "Wir lieben den Zoo", sagt ihre Mutter. "Wir sehen hier so viele Sachen, die ich auch für pädagogische Zwecke nutzen kann." So haben die Finnerns vor kurzem Ärger im Kamelgehege beobachtet: "Der Vater hat das Baby angegriffen, weil er eifersüchtig war. Daran konnte ich gut erklären, dass es auch Konflikte in Familien gibt."
Als das Spitzmaulnashorn Thabo geboren wurde, war die kleine Charlotte bereits unterwegs. "Viele Fragen von Henriette zu meiner Schwangerschaft konnte ich so kindgerecht und anschaulich beantworten."
Die Seelöwen werden gerade gefüttert. Kurt stellt die Ohren auf und beginnt, an der Leine zu ziehen. "Nicht wundern, die Seelöwen sind seine Lieblingstiere", erklärt Finnern sein Verhalten. "Manchmal springt das Männchen aus dem Wasser und stellt sich ans Gitter, dann beschnuppern sich die beiden."
Und wirklich, Kurts Schwanz steht vor Freude nicht mehr still, als er sieht, wie schnell die Tiere durchs Wasser preschen, um an ihre Fische zu kommen. "Vielleicht war Kurt in einem früheren Leben ebenfalls ein Seelöwe."
Die nächste Station ist das Dickhäuterhaus. "Wir waren sehr ergriffen, als Yhetoo abtransportiert wurde", erinnert sich die Ärztin. "Aber als ich Henriette erklärt habe, dass die Elefantendame wegen Mobbing gehen musste, hat sie das sofort verstanden. Es ist schon komisch, wie menschlich sich manche Tiere verhalten."
Doch das ist längst Schnee von gestern. Jetzt wirft die Kleine erst einmal ein Geldstück in eine Art Trichter, in dem Spenden für den Gorilla-Garten gesammelt werden.
Danach zieht die Familie weiter, macht einen Abstecher zu den Baumkängurus und geht am Großkatzengehege vorbei. Kurt ist angespannt. "Er spürt, dass er gegen die Raubkatzen keine Chance hätte." Dafür ist Henriette ganz locker. "Als die Tiger noch ganz klein waren, konnte ich auf dem Fernseher sehen, wie sie immer rein und raus gegangen sind", weiß sie noch.
Zum Pflichtprogramm gehört auch der Spielplatz, wo die Zweijährige die Rutsche für sich vereinnahmt. Danach geht’s zu den Ameisenbären. "Das ist unser festes Abschiedsritual", sagt Finnern.
Trotz aller Zuneigung für die Zoobewohner: Fragt man Henriette, was ihr Lieblingstier ist, zeigt sie auf den zotteligen Familienhund und sagt: "Kurt."