Ehreung: Experten für textile Notfälle

Priestergewand oder Museumsstück: Rainer und Christina Hibbeln reinigen die heikelsten Stoffe.

Krefeld. Hosen und Hemden gründlich zu reinigen, ist für Rainer Hibbeln Alltagsarbeit, Routine, kein Problem. Nach Feierabend oder am Wochenende geht es weiter. Dann nimmt sich der Fachmann jedoch Zeit für ganz andere Herausforderungen, dann wird die Arbeit zum Hobby: Es sind göttliche Gewänder, unersetzliche, antike Beduinen-Mäntel oder die Messgewänder der Priester, die der Textilpfleger unter die Lupe nimmt. Kein Fleck auf den kostbaren Materialien ist vor ihm sicher. Nach der Behandlung erstrahlen sie in neuem Glanz. Der 61-Jährige gilt als Fachmann für textile Problemfälle weit über Krefelds Grenzen hinaus. Seine ausgezeichnete Arbeit wurde jetzt mit dem "Goldenen Kleiderbügel" gewürdigt.

"Schön, nicht?", sagt Rainer Hibbeln stolz und hält seine Auszeichnung für "herausragende Qualität und Textilrestaurierung" in Händen. Der kleine vergoldete Kleiderbügel blinkt hinter Glas und hat seinen Platz eigentlich im Schaufenster neben der dazugehörenden Urkunde. Es ist eine Auszeichnung des Fachblattes "MultiVision", der Zeitschrift für Textilpflege. "In Krefeld hat ihn noch keiner bekommen", denkt Hibbeln, der mit seiner Frau Christina die Reinigung "Sauberland" an der Breite Straße führt. "Es ist der Materialmix der edlen Stoffe, der die Sache so schwierig macht", erklärt der Fachmann und deutet auf ein Priestergewand. "Oft sind Wolle, Seide oder Goldfäden gleichzeitig verarbeitet. Einzeln sind die Materialien leicht zu behandeln."

Angefangen hat die Leidenschaft für schwierige Fälle vor 20 Jahren mit den Vereinigten Bühnen Krefeld und Mönchengladbach. "Die Theatersachen waren zwar nicht historisch, sondern eher aufwändig zu säubern. Gräfin Marizas Kleid beispielsweise war voller kleiner Perlen."

Die gute Arbeit sprach sich schnell herum. Hunderte von Brautkleidern gingen seitdem bei Christina Hibbeln über die Theke. Und nicht nur das. Eine Anfrage kam aus dem Süden der Republik. "In einem indischen Tempel in München waren mit der Zeit tausende Räucherstäbchen verbrannt worden. Die Götter-Gewänder rochen dementsprechend. Hunderte dieser Kleidungsstücke kamen zu uns", erzählt der Fachmann und blättert in einer kleinen dicken Kladde, in der er seine Arbeit dokumentiert hat. "Ein Kleidungsstück war so dicht mit Pailletten bestickt, dass es wie Fischschuppen anmutete. Es war wahnsinnig zeit- und arbeitsaufwändig. Alle Gewänder wurden einzeln behandelt, in Netze gelegt, gereinigt und restauriert. Das Bügeln war ebenfalls eine Sache für sich."

Priestergewänder vom ganzen Niederrhein werden im "Sauberland" gereinigt, aber auch die Verantwortlichen des Textilmuseums kommen mit ihren "Problemfällen" an die Breite Straße. Hibbeln: "Als dort die Ausstellung ,Zarte Bande Marokko’ vorbereitet wurde, haben wir 200 Kilo wertvolle Kapuzenmäntel und Wickeltücher gereinigt."