Ein Krefelder hilft bei der Suche nach außerirdischem Leben

Daniel Angerhausen erforscht Planeten. Auf den erhofften Start mit einem Nasa-Flugzeug muss er aber noch etwas warten.

Krefeld. Niederes Leben, glaubt Daniel Angerhausen, gibt es außerhalb der Erde bestimmt ziemlich häufig. Und so hofft der Astrophysiker, dass er dabei ist, wenn dieses nachgewiesen wird. „Ich denke schon, dass das in den nächsten Jahren gelingen wird.“

Dafür leistet auch die Arbeit des Uerdingers indirekt ihren Beitrag. Der 36-Jährige erforscht Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Seine Aufgabe ist es, diese zu charakterisieren, aus welchen Molekülen sie bestehen.

„Vielleicht gibt es auch Formen von Leben, wie wir uns es nicht vorstellen können. Aber zunächst müssen wir bei der Suche von dem ausgehen, was wir kennen. Das heißt Wasser als Grundlage“, sagt Angerhausen. Zurzeit untersucht er zwar hauptsächlich Planeten, die bis zu 2000 Grad heiß sind und auf denen es „natürlich kein flüssiges Wasser gibt“. Doch dabei werden die Untersuchungsmethoden erprobt und können in einigen Jahren verbessert und in Kombination mit modernerer Technik auch auf erdähnliche Planeten angewandt werden — auf der Suche nach Leben.

Mit Angerhausens Ergebnissen kann zudem festgestellt werden, inwieweit unser Sonnensystem typisch oder besonders ist im Vergleich zu anderen. Am Ende stehen Erkenntnisse über die Entstehung von Sonnensystemen, auch des unseren.

Geboren und aufgewachsen ist der Physiker in Uerdingen. Es folgten Studium in Köln und 2010 die Promotion, seit vergangenen Oktober arbeitet er am New York Center for Astrobiology, das Mitglied des astrobiologischen Instituts der Nasa ist. Seit er Astrophysik studiert, ist es ein Wunsch des Krefelders ist, einmal mit „Sofia“ mitzufliegen. Jüngst hatte er die Möglichkeit dazu.

Sofia ist eine Boeing 747, in deren Heck eine Luke geöffnet werden kann — dort wurde ein 2,5-Meter großes und 17 Tonnen schweres Infrarot-Teleskop eingebaut. „Luftfeuchtigkeit absorbiert infrarotes Licht. In 12 bis 14 Kilometern Höhe ist die Luftfeuchtigkeit aber fast Null. Das heißt, dort können wir Untersuchungen im durchführen, die am Boden nicht möglich sind. Kältere Planeten sind beispielsweise nur im Infrarotlicht erkennbar“, erklärt Angerhausen die Vorteile.

An der Uni erfuhr er von Sofia und war sofort begeistert. Für den geplanten Flug unterbrach er sogar seinen Deutschland-Urlaub. Doch wegen eines technischen Defektes konnte Sofia nicht abheben. „Natürlich war die Enttäuschung groß.“ Nun hat er wohl in einem halben Jahr die nächste Chance. „Ich war schon sechsmal vor Ort zum Informieren und für Bodentests. Nach diesen Dates im Hangar würde ich gerne mal eine Nacht mit Sofia verbringen“, sagt der Forscher scherzhaft.

Dabei ist es keinesfalls so, dass er schon seit seiner Kindheit die Sterne erkunden will. „Das entwickelte sich im Studium. Auch, weil man im Bereich der Astrophysik viel reisen kann“, sagt er. Denn unterwegs ist der 36-Jährige gerne. Beruflich und privat ist er bereits in 40 Ländern gewesen. Zweimal im Jahr versucht er, in die Heimat zu kommen. „Freunde und Familie besuchen. Ich bin halt Rheinländer.“

Und so einer darf Karneval nicht verpassen. „Dieses Jahr konnte ich aber das erste Mal nicht dabei sein“, ärgert sich Angerhausen. Den Uerdinger Karnevalszug, der direkt vor der Haustür des Elternhauses entlang läuft, ließ er sich daher via Skype in die USA übertragen.

Eine kleine Distanz im Vergleich zu denen im All. „Was vielen nicht klar ist, wie weit das alles ist“, sagt Angerhausen. Daher glaubt er nicht, auf intelligentes Leben zu stoßen. „Was wir ins All schicken, wie Radiowellen, ist keine 100 Lichtjahre weit gekommen.“ Zum Vergleich: Unsere Galaxis hat einen Durchmesser von etwa 100 000 Lichtjahren. Dass sich Intelligenz entwickelt, „ist ohnehin Zufall. Das sieht man an den Dinosauriern. Die haben es in 170 Millionen Jahren nicht geschafft, mit Teleskopen das All zu erforschen.“