Kabarett: Ein humorvolles Plädoyer für Herz und Hirn
Vince Ebert (44) macht die Wissenschaft kabarettfähig und reiht Pointe an Pointe.
Krefeld. Als Diplomphysiker und politischer Unterhalter sieht sich Vince Ebert in einer seltenen Reihe mit Angela Merkel und Oskar Lafontaine. Nur dass er sich auf Unterhaltung besser versteht. So verpackt der 44-jährige Kabarettist wissenschaftliche Zusammenhänge auf derart humorvolle Art, dass sich Laien wie Fachleute vor Lachen biegen. Ein Physiker sei stets offen für neue Erkenntnisse, teilte er dem Publikum in der voll besetzten Aula des MSM-Gymnasiums am Freitagabend mit.
Sein Programm heißt „Freiheit ist Alles“. Schon die Illusion, einen freien Willen zu besitzen, sei wichtig. Aber er differenziert: Allein die Illusion, dass Freiheit Grenzenlosigkeit bedeutet, sei grenzenloser Unsinn. Schon gar nicht will er sich Denkverbote auferlegen lassen. Zum Beweis verbrennt er einen 50-Euro-Schein, auch wenn dies nach gängiger Meinung ein Frevel sei. „Das war mir die 50 Euro wert“, sagt er. Freiheit funktioniere jedoch nicht ohne Einschränkung: „Männer, die frei und ungebunden sind, verwahrlosen und sterben früher.“
Im Geiste sieht sich Vince Ebert seinem Kabarett-Kollegen Eckart von Hirschhausen verbunden. Was dieser über die Medizin reflektiere, fuße bei ihm auf den Grundlagen der Physik. Als Moderator und Kollege von Rangar Yogeshwar von TV-Sendungen wie „Wissen vor Acht“ hat er sich auch dem Bildungsfernsehen verschrieben. Physik sei halt sexy, meint er, und legt einen erotischen Tanz für die Wissenschaft auf die Bühne.
Schon als Jugendlicher habe er an elektrische Weidezäune gepinkelt, um das Ohm’sche Gesetz zu überprüfen. Seinem begeisterten Publikum in der MSM-Aula weist er mit Hilfe von Formeln nach, dass es im Himmel heißer ist als in der Hölle. Einen Besucher bringt er mit gespreizten Beinen so in Stellung, dass sich die Freiheit des Wassermoleküls H2O erläutern lässt. Die Ejakulationsgeschwindigkeit berechnet er mit Hilfe der Newton’schen Gesetze. Sie beträgt ganze acht Kilometer pro Stunde. Er hält ein flammendes Plädoyer für Freiheit und Denken, für Geist und Hirn. Dabei gelingt es Ebert spielerisch, die Grenzen zwischen trockenen Thesen und politisch satirischer Unterhaltung aufzuweichen. Er agiert provokant-humorvoll, bisweilen bissig und gallig, aber höchst unterhaltsam. Er hat die Wissenschaft kabarettfähig gemacht — Lachen inbegriffen.