Eine Frau will sich wieder als Frau fühlen

Antje Tippett hat Multiple Sklerose. Mit neuer Frisur und Make-up verändert sie ihr Erscheinungsbild grundlegend.

Krefeld. Jetzt sitzt sie hier. Im Friseursalon Mod’s Hair, Uerdinger Str. 64, und betrachtet sich noch einmal im Spiegel: lange wellige braune Haare, hier und dort blitzt ein silberne Strähne hervor; ein dunkelblauer weitgeschnittener Pullover - ihr Lieblingspulli.

Antje Tippett hat sich entschlossen ihr äußeres Erscheinungsbild zu verändern: neue Frisur, neue Kleider und ein schönes Make-up. Was genau der Auslöser für diesen Schritt war, kann die 45-jährige gar nicht genau sagen. "Ich wollte mich auch wieder als Frau fühlen", sagt sie. Stephanie Maar, Personal Styling Coach aus Krefeld, hilft ihr dabei.

Vor 15 Jahren ist Multiple Sklerose (MS) bei Antje Tippett diagnostiziert worden. Seitdem hat sie sich ständig weiter entwickelt. "Es war ein langer und holpriger Weg", erzählt sie. Jetzt ist sie da, wo sie hin wollte. "Ich habe erkannt, dass MS nicht das Ende ist." Der Glaube, dass alles im Leben einen Sinn hat, hat ihr Kraft gegeben. Sie hat zu sich selbst gefunden.

Antje Tippett und Stephanie Maar haben sich vor fünf Wochen zum ersten Mal getroffen und über das Vorhaben gesprochen. Danach folgten drei ausgiebige Einkaufstouren. Der Kleiderschrank der Heilpraktikerin ist jetzt farbenfroher, ausdrucksstärker und lebendiger: Dunkelblau ist durch Lila, Rosa, Hellblau und Grau abgelöst worden, auch zahlreiche Accessoires wie Schals, Ketten oder Stulpen haben Einzug gefunden.

"Manche Dinge hätte ich niemals selbst ausgesucht", meint Tippett. Dafür sei schließlich auch der Styling-Experte da. "Wichtig ist, dass die Kundin sich wohlfühlt", erklärt Maar. Sie verändere das Äußere nie komplett, sondern arbeite nur die positiven Dinge heraus.

Antje Tippett ist Heilpraktikerin und psychologische Beraterin, die Praxis hat sie immer noch. Und die möchte sie jetzt wieder nutzen. Sie möchte ein Ansprechpartner für Menschen sein, denen die Lebensfreude durch Krankheit oder andere Schwierigkeiten verloren gegangen ist. "Ich versuche mich ganz individuell in jede Situation hinein zu versetzen und kann aus einem reichen eigenen Erfahrungsschatz schöpfen."

Es sei wichtig die Verantwortung für das eigene Leben vollständig zu übernehmen. Festzustellen, dass alles einen tieferen Sinn habe. Dabei möchte Sie helfen. Die letzte Locke ist trocken gefönt. Mit etwas Argwohn betrachtet Antje Tippett ihr Spiegelbild. Der Haarschnitt ist schwungvoller und die Haarfarbe lebendiger. Das dezente Make-up erzielt auch seine Wirkung. Anstelle des weiten Pullis ist eine taillierte Strickjacke getreten.

"Die Zeit in der ich mich versteckt habe, ist vorbei", so Tippett. Sie merkt, dass jetzt etwas Neues für sie anfängt. Und in diesem Abschnitt hat der weite, blaue Pullover nichts verloren. Er kommt in die Altkleidersammlung und ist somit Geschichte.