Ehrung: Der Nobelpreisträger und sein Krefelder Bruder

Winfried zur Hausen war in Stockholm dabei, als Harald den Nobelpreis für seine Grundlagenforschung erhielt.

Krefeld. "Fast hätte mein Bruder seine eigene Nobelpreisverleihung verpasst", sagt Winfried zur Hausen schmunzelnd in seinem Haus an der Gatzenstraße. "Er weilte zu einer Vortragsreise in Thailand, als Demonstranten den Flughafen besetzten, und er nicht abfliegen konnte. König Bhumibol hat ihm dann seinen Privatjet bis zu den Philippinen zur Verfügung gestellt. Von dort ging es dann weiter an den schwedischen Königshof." Dort hat Harald zur Hausen den Preis für Medizin erhalten. "Es war ein Fest der Superlative."

Die Geschichte klingt beinahe wie ein Märchen. Sehr wirklich sind jedoch die vielen Zeitungsausschnitte, die auf dem Esstisch des Krefelder Landschaftsarchitekten liegen. Sie zeigen Berichte und Bilder von der prunkvollen Veranstaltung beim schwedischen König.

Der prominente Bruder hatte die künftige Königin, Prinzessin Viktoria, zur Tischdame. "Sie ist wirklich sehr schön", findet Rosemarie zur Hausen, die Frau von Winfried.

Der Mediziner wird mit dem Preis für seine Forschungen über die Krebsentstehung durch Viren, die die Grundlage bilden für den Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs, geehrt (WZ berichtete). Er wirkt am Krebsforschungszentrum Heidelberg.

"Wir haben meinen Bruder an diesem Tag nicht sprechen können", berichten Winfried und Rosemarie zur Hausen. Dabei saßen die beiden Krefelder ganz in der Nähe der Königsfamilie und Nobelpreisträger in der dritten Reihe. Zu streng war die minutiös geplante, fast militärisch durchgeführte Veranstaltung in der Konzerthalle von Stockholm.

"Bei jeder Preisübergabe ertönten Fanfarenklänge, großer Applaus und König Carl Gustav richtete einige Worte an die verdienten Wissenschaftler. Danach überreichte er Medaille und Scheck."

Amüsant war die Dankesrede des deutschen Mediziners. Zur Hausen erzählte von seiner Enkelin, die auch einen Nobelpreis haben wollte. Als sie hörte, dass sie dafür viel arbeiten müsse, mochte sie ihn nicht mehr.

Harald zur Hausen wollte diesen Preis schon immer. "Das hat er schon als junger Mediziner gesagt", erinnert sich der Bruder. Die beiden haben engen Kontakt. "Wir telefonieren mindestens einmal wöchentlich, oder er kommt vorbei."

Nach dem Festakt ging es in die festlich geschmückte Konzerthalle zum Festbankett. 1300 Gäste ließen sich Champagner, Hummer, Kalbsfilet und Birne Hélène schmecken. 30 Köche waren tätig, 112 Kellner servierten. "Es war einfach alles perfekt." Danach wurde im Ballsaal bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.

Nun sind Rosemarie und Winfried zur Hausen wieder an der Gatzenstraße. Das schöne schwarze Abendkleid mit der Perlenstickerei und der Frack hängen am Schrank. "Die Anschaffung hat sich gelohnt", sagt das Paar. "Es war ein unvergleichlich schönes Fest. Hier werden wir wohl nicht mehr von Paparazzi belagert..."