Sex in der Burg: Alles, nur nicht Mainstream

Bei immer mehr Veranstaltungen gibt es viel nackte Haut zu sehen und sogar zu fühlen. Bislang gab keine Beschwerden an die Stadt.

Krefeld. Der Käfig steht bereit. Die Domina wartet mit der Peitsche und heißem Kerzenwachs auf ihr erstes Opfer. Ein Stückchen weiter räkelt sich eine barbusige Dame in zwei Metern Höhe auf einer Plexiglasscheibe. Direkt um die Ecke gibt es ein leckeres Früchtebüffet - angerichtet auf dem Körper einer halbnackten Blondine.

Wer jetzt denkt, er sei im Rotlichtviertel gelandet, irrt. Schauplatz dieses frivolen Treibens ist die Königsburg, Krefelds größte Diskothek. Das Motto der Party lautet: "St. Pauli bei Nacht".

In letzter Zeit setzt die Königin der Nacht stark auf die alte Weisheit "Sex sells". Dabei gibt es nicht nur viel nackte Haut zu sehen, sondern auch zu fühlen. Der Gast darf anfassen - und das an Stellen, für die man in speziellen Etablissements viel Geld bezahlen müsste.

Aber warum setzt die Königsburg in letzter Zeit so stark auf Erotik? "Unsere Gäste mögen solche Partys", sagt Burg-Sprecherin Stefanie Thomas. "Wir bedienen die Nachfrage. Das ist Fakt - da geben uns unsere Statistiken uneingeschränkt Recht."

Selbst setzt sich die Königsburg die Altersgrenze von 21 Jahren. Jedoch sieht man auf der Tanzfläche durchaus auch jüngere Gesichter. "Es ist natürlich so, dass, wenn beispielsweise ein Pärchen zu uns kommt und die Freundin eines 24-Jährigen erst 19 ist, wir sie dann nicht heim schicken", erklärt Thomas.

Dem Fachbereich Jugendhilfe sind jedenfalls keine Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz bekannt. "Die Einlasskontrollen in der Königsburg waren bisher immer sehr zuverlässig", sagt Stadtsprecherin Angelika Peters. "Wir haben da keine negativen Erfahrungen gemacht."

Trotzdem bleibt die Frage, was Liebesspiele zwischen Frauen, Stripper mit Bananen im Leder-Stringtanga und Peepshows in einer Diskothek zu suchen haben. "Manche Partys sind erotischer als andere, das streiten wir auch gar nicht ab", gibt Thomas zu. "Es ist nur eben so, dass niemand gezwungen wird, sich das anzuschauen oder gar mitzumachen."

Die Aktionen fänden niemals auf der Tanzfläche statt und störten somit auch niemanden, der ausgelassen tanzen und feiern wolle. "Die Gäste wollen Action pur erleben und mitmachen. Es ist ja nicht so, als wäre es gefährlich oder sonst was." Außerdem seien oft Fremdveranstalter für die Gestaltung der Partys verantwortlich, so auch bei der St.-Pauli-Nacht.

Das Fazit der Partymacher lautet: "Es macht den Menschen eben einfach Spaß!" Doch das ist nicht bei allen der Fall. "Das ist echt unter aller Kanone", empört sich die 19-jährige Beate, die durch die nachgebaute Reeperbahn schlendert. "Die Burg ist für mich als Ausgeh-Option gestorben."

Solche Reaktionen sind von den Verantwortlichen sicher nicht gewollt, werden aber durchaus in Kauf genommen. Stefanie Thomas: "Wir schwimmen nicht mit dem Mainstream, sondern betrachten uns als Messlatte, die auch polarisierend wirken will. Und mit Mottos à la Kaffeeklatsch würden wir bei unseren Gästen nicht so beliebt sein."

Die Königsburg sei nicht umsonst zum Eventcenter 2007/08 gewählt worden. "Die angebotene Programmvielfalt war ein maßgeblicher Punkt."