Kufa: Die Popolskis laden ein zum Turbo-Schunkeln
Die schrullige, ulkige Combo um Achim Hagemann heizt in der Kufa ein.
Krefeld. Eines ist sicher: Diese verrückte Familie wünscht man sich nicht als Nachbarn, auch wenn sie durchaus sympathisch daherkommt, denn Musik und Wodka sind ihre Leidenschaft. Mehr noch: ihr Leben. Davon haben sich die Besucher in der Kulturfabrik am Freitagabend überzeugen können.
Sie sind gekommen, um die "Popolski Show" zu erleben und die Botschaft zu hören, dass die Urheber der Pop-Songs die Mitglieder einer völlig unbekannten, verarmten Musikerfamilie aus Polen sind.
Das sind allesamt schräge und liebenswerte Typen, die von Familienoberhaupt Pavel Popolski, alias Achim Hagemann, im Laufe der Show vorgestellt werden und die ihre unterschiedlichen Talente beweisen.
"Meine Gute", wundert sich Pavel immer wieder über die musikalischen Fähigkeiten und Eigenheiten seiner Verwandtschaft. Bruder Mirek nervt alle mit seinen selbstverliebten, aber genialen Gitarrensoli, der eher zart besaitete kleine Bruder Janusz, "der trube Tasse" an der Bassgitarre, schaut herzzerreißend schüchtern drein.
Sexy Cousine Dorota ist die singende Lady in Red, die die männlichen Zuschauer auffordert, nach der Show Kontonummern zu tauschen.
Mit Sänger Isidor Popolski, der polnischen Antwort auf Meat Loaf, Bruder Danusz, der trotz dunkler Brille und offensichtlicher Orientierungslosigkeit gekonnt rockt, und Henjek und Stenjek, die Trompete und Posaune spielenden Zwillinge, die sich regelmäßig in den Armen liegen und sich immer wieder aufs Neue verbrüdern, ist die musikverrückte Familie komplett.
Das Publikum erfährt von den Hobbys und Haustieren der Popolskis und wird mit den familieninternen Streitereien vertraut gemacht. Die Popolskis wachsen einem schnell ans Herz.
Pavel heizt dem Publikum nicht nur mit Schlagzeug-Rhythmen ordentlich ein, sondern lässt zu Beginn der Show erstmal Wodka verteilen. Der theoretischen Einführung und der Einübung des Trinkspruchs "Eins, zwei, drei und der vier" folgen die Zuschauer bereitwillig und bald fliegen kleine Plastikbecher durch die Luft, die jeder über die Schulter geworfen hat.
Wenig später werden alle zum Schunkeln aufgefordert und mühen sich redlich, der komplizierten Choreografie, die Mirek von der Bühne aus vorgibt, zu folgen.
Höhepunkt ist das rasante Turbo-Schunkeln, bei dem sich die Zuschauer weder nach rechts oder links bewegen dürfen, sondern in einer Position bleiben.
Währenddessen werden Bilder von tristen Baracken aus der Heimat und Jugendfotos der Familienmitglieder auf die Leinwand projiziert.
Das Publikum erfährt jede Menge über das polnische Brauchtum und versteht im Laufe des Abends immer mehr die Gründe der Liebe der Polen zum Wodka und zum Feiern. All das wird natürlich mit einem Augenzwinkern erzählt und stark überzeichnet.
Wer bisher noch kein Fan der Popolskis gewesen ist, spätestens nach diesem Abend ist er es.