Film: Magnapop wird zum Bordell
Studenten drehen in dem Club, es geht um die Todsünden.
Krefeld. Wenn Philipp Stendebach das Drehbuch in der Hand hält, wird der sonst eher zurückhaltende junge Mann selbstsicher: "Du musst ein bisschen bedrohlicher wirken!" und "Lass Dir mit Deiner Antwort mehr Zeit", sagt er zu den Schauspielern. Seit November arbeitet der 20-jährige Filmstudent mit Kommilitonin Kristina Lippke, 23, an dem 27-seitigen Drehbuch zum Film "Sinngestalten". In dieser Woche geht der Dreh über die Bühne.
Die Profi-Kamera surrt. Eine Diskokugel wirft leuchtende Punkte an die Decke, ein roter Stuhl steht einsam im Magnapop an der Dießemer Straße. Die schöne Wanda (Isabella Jantz) sitzt dort mit bebenden Lippen. "Mensch Wanda, glaubst du, ich schau mir das noch länger an?", zischt Zeisinger wütend (Richard Saringer). Beide stehen für die Todsünden Wollust und Zorn; wer was ist, muss man nicht lange raten. Das Magnapop mit seinen knallroten Wänden mutiert für den Filmdreh vom Musikclub zum Bordell: Denn Krefelderin Kristina kennt die Location vom Feiern. Am Set kapituliert Wanda: "Ich werd Dich nicht enttäuschen, ich verspreche es Dir."
Pause. Der Geruch von Chili con Carne weht durch den Raum. Die Schauspieler sind hungrig. Doch noch fehlen Löffel - Regieassistentin Eva Pickel kümmert sich, telefoniert und besorgt schnellstens Plastikbesteck. Jetzt läuft Kameramann Arsenji Gusev nach draußen und erklärt den beiden Regisseuren Kristina und Philipp: "Wir haben ein Problem. Es gibt eine Vegetarierin!" Kein Problem für die Dortmunder Filmstudenten, die rasch die Lösung finden: "Dann kaufen wir eben eine Falafel."
Unvorhergesehenes passiert schnell. Deswegen trifft es sich gut, dass die beiden mit dem Film für ihren Diplom-Film im nächsten Jahr üben. Vieles wird durch Sponsoren finanziert. Den Rest des Kapitals, "mindestens 2500 Euro", so Philipp, tragen er und Kristina selbst.
Alles dreht sich um die WG von Wanda, Nina und Verena. Die restlichen Todsünden (wer jetzt rätselt: Neid, Völlerei, Trägheit, Habgier und Hochmut) spielen ebenfalls mit. Die Menschen werden die Schatten ihrer selbst, alle anderen Eigenschaften in den Hintergrund gedrängt. Philipp und Kristina verraten: "Ein Happy End gibt es nicht. Das wird absolut düster, kein Popcorn-Film." Man wolle schließlich die Zuschauer fordern. Denn die jungen Regisseure wissen: "Filme können die Welt verändern."
Im Herbst wird der Film fertig sein. Wo er zu sehen sein wird, steht noch nicht fest.