Flüchtlingskinder stellen Schulen vor Probleme
Der Nachwuchs aus Zuwandererfamilien drängt in die Klassen — und die Pädagogen müssen sich sofort darauf einstellen. Zusätzliches Personal fehlt aber.
Krefeld. Mit den Zuwandererfamilien kommen auch viele Kinder nach Krefeld, die schnell einen Platz in einer Schule bekommen müssen. Dies stellt die Pädagogen vor große Probleme. Denn Platz, Zeit, Lehrkräfte und passende Materialen müssen von jetzt auf gleich zur Verfügung stehen — ein Kraftakt, den die Pädagogen stemmen müssen. Sie fühlen sich vom Land allein gelassen, denn es gibt bisher keine einzige neue Stelle hierfür.
Die Kinder werden vor dem ersten Schulbesuch im Kommunalen Integrationszentrum im Behnisch-Haus auf ihre Sprachkenntnisse getestet und dann der passenden Schule zugewiesen. Unter anderem hat die Kurt-Tucholsky-Gesamtschule seit dem 3. Februar 20 Kinder aufgenommen, weitere 20 kommen noch. Das Unterrichtsfach: Deutsch für Seiteneinsteiger.
„Es ist einerseits eine spannende Aufgabe, weil wir so etwas noch nie gemacht haben“, sagt Schulleiter Michael Schütz. Er erklärt aber auch, dass er darauf hofft, dass die Bemühungen der Bezirksregierung, Stellen zu schaffen, bald Früchte tragen.
„Ein Klassenzimmer haben wir für die Zuwandererkinder schon selbst gestrichen und Spiele selbst gebastelt“, ergänzt Deutschlehrerin Brigitte Krause. Sie ist eine von fünf Lehrern, die sich um die neuen Mädchen und Jungen kümmern. Schütz: „Wir können sie nur dafür abstellen, weil unsere Referendare einspringen.“ 42 Schulstunden stehen für die Zuwandererkinder in der Woche bereit. Wer die größten Sprachbedarf hat, bekommt die meisten Stunden.
Weil der Platz fehlt, werden die Kinder in zwei Gruppen — je nach Leistungsstand — von zwei Pädagogen in einem Raum unterrichtet. Schütz: „Jetzt muss bei den anderen der Kunstunterricht auch schon einmal im Klassenraum stattfinden.“ Mögliche Räume in der Grundschule Lewerentzstraße zu nutzen, halten die Pädagogen nicht für sinnvoll: „Die Schüler sollen sich doch hier eingliedern.“ Passendes Unterrichtsmaterial haben sich die Pädagogen von Kollegen, die sich in diesem Thema auskennen, selbst beschafft.
Die Kinder — sie sind zwischen elf und fünfzehn Jahre alt — kommen aus dem Iran, aus Syrien, Slowenien, Nigeria, Ungarn, Polen, Rumänien, Bulgarien oder Italien und haben ganz unterschiedliche Vorbildung. Ihnen muss der Stoff so vermittelt werden, dass sie bald am Regelunterricht teilnehmen können.
An diesem Mittag steht Schneewittchen auf dem Stundenplan. „Dieses Märchen kennen fast alle Kinder“, erklären die Deutschlehrerinnen Aynur Erdogan und Julie Peitz-Eickels. So haben sie, wenigstens was den Inhalt betrifft, einen gemeinsamen Nenner.
Die Pädagogen sind von den Kindern begeistert. „Sie sind großartig“, erklären sie. „Höflich, nett und sehr wissbegierig. Sie lachen auch viel.“ Auf der anderen Seite sei das Unterrichten nicht einfach. Manches müsse oftmals in über drei Sprachen übersetzt und erklärt werden.
So spricht Suzana (14) aus Rumänien fließend Englisch, Alicja (13) aus Polen kommt zurzeit nur mit ihrer Landsmännin Marta (12) weiter, deren Vater Deutsch spricht. Die Mädchen haben leuchtende Augen, wenn sie von ihrer neuen Schule sprechen. „Hier ist alles so sauber, die Lehrer sind nett, und Solaranlagen hatten wir in Rumänien auch nicht“, sagt Suzana, noch auf Englisch. Sie ist aber stolz, schon alles auf Deutsch einkaufen zu können.