Flugzeugabsturz: Der Schutzengel war mit an Bord

Vor knapp einem Jahr ist Michael Booz mit seinem Sportflieger abgestürzt. Dank Ärzten des Klinikums hat er überlebt.

Krefeld. Michael Booz ist 55 Jahre alt, als sein Leben plötzlich am seidenen Faden hängt. Es sind die ersten Testflüge, die er im August 2012 in seinem neuen Ultraleichtflugzeug unternimmt. Seit mehr als 20 Jahren ist das Fliegen seine Leidenschaft.

Dann passiert das bis heute Unerklärliche: Ein Absturz aus 20 Metern Höhe. Der Hobbypilot überlebt schwer verletzt. Seine rasche Genesung verdankt er seinem Schutzengel und dem eingespielten Chirurgenteam am Helios-Klinikum.

Im Landeanflug knickt die zweisitzige Propellermaschine in kritischer Höhe plötzlich ab, schlägt auf der Landstraße neben dem Flugplatz auf und kommt im angrenzenden Acker zum Stand. Durch die Nähe zur Straße gelingt eine schnelle Bergung. „Ich kann mich an den Absturz nicht erinnern, der ganze Tag ist wie weggewischt“, erzählt Michael Booz.

Mit dem Helikopter wird der Hobbyflieger von Kerken nach Krefeld geflogen, zum nächstgelegenen überregionalen Traumazentrum. Im Schockraum steht das Ärzteteam bereits parat. Um ihren Notfallpatienten in dieser kritischen Phase vor bleibenden Schäden zu bewahren, versetzen ihn die Intensivmediziner in ein künstliches Koma.

Das Ganzkörper-CT zeigt schwere Brüche im Brust- und Lendenbereich, eine Hirnblutung sowie Einblutungen in Lunge und Rippenfell. Akut lebensbedrohlich ist der Einriss der Hauptschlagader am Aortenbogen, weil er die Versorgung von Kopf, Hals und Extremitäten gefährdet.

Um die Blutung zu stoppen, platzieren Gefäßchirurgen und Radiologen einen Stent millimetergenau über den Gefäßwanddefekt. Thoraxchirurg Viktor Haas saugt das ausgetretene und teils geronnene Blut ab. „Andernfalls besteht die Gefahr einer eitrigen Rippenfellentzündung, die zu einer Blutvergiftung führen kann“, erläutert der Chefarzt.

Zur Stabilisierung von Michael Booz sind weitere Notoperationen erforderlich. Die gebrochenen Brust- und Lendenwirbel ragen in den Rückenmarkskanal hinein. „Eine Querschnittslähmung drohte. Um das Abquetschen des Rückenmarks zu verhindern, haben wir die Wirbelsäule mit einem Schrauben-Stab-System versteift“, berichtet Clayton Kraft, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie.

In einer nächsten OP bergen die Unfallchirurgen die geborstenen Wirbelkörper durch den Brustraum an Herz und Lunge vorbei und implantieren einen Ersatz. Noch auf der Intensivstation beginnt die Physiotherapie mit täglichen Atem- und Kreislaufübungen an der Bettkante. Später folgen Kräftigungsübungen im Bett und ein Aufbautraining an Geräten.

„Natürlich war ich nach sechs Wochen auf der Intensivstation noch sehr schlapp. Dank des Trainings konnte ich bald erste vorsichtige Spaziergänge über die Flure unternehmen, jeden Tag ein bisschen sicherer“, beschreibt Michael Booz, der seinem Schutzengel und den Krefelder Ärzten unendlich dankbar ist.

„Schon aus zehn Metern endet ein Absturz auf Asphalt meist tödlich, ich habe eine Höhe von 20 Metern überlebt.“ Red