Gezinkter Abend mit Geisterfahrerin

Anka Zink spielt das falsche Programm — das Publikum hat Spaß.

Krefeld. Reisen macht Spaß, heißt es. Doch mit diesem Vorurteil will Anka Zink am Samstag im Podio endgültig aufräumen: „Reisen macht keinen Spaß. Ankommen macht Spaß, da sein macht Spaß.“ So beginnt ihr Programm „Leben in vollen Zügen“ — und die Zuschauer sind irritiert.

Denn erwartet hatten sie einen Abend mit dem Titel „Sexy ist was anderes“. Doch Zink spielte stattdessen ihr brandneues Programm. Als sie den Irrtum nach einer Stunde bemerkt, ist es zu spät, da kommt nur Durchziehen in Frage. Und letztlich haben die Zuschauer ja ihren Spaß.

Schließlich kennt jeder die Qualen des Bahnfahrens. Das fängt bereits beim Ticketkauf im Servicecenter an, wenn im verachtungsvollen Blick der Mitarbeiterin noch viele andere Sünder Platz gehabt hätten. Erst nach dem Ziehen der Wartemarke beginnt eine Metamorphose — was für Zink kein Wunder ist. Gilt doch die Marke als Arbeitsnachweis für den Lebendmitarbeiter.

Wenn es dann auch mit der Bahn nicht läuft, weil ein technischer Fehler vorliegt, also beispielsweise die Tür rausgefallen ist, hat die 56-Jährige keine Scheu vor ungeschütztem Schienenersatzverkehr: Sie fährt Bus.

Zink gelingt es auch in ihrem neuen Programm wieder, banale und bekannte Alltagserlebnisse in ihrer trockenen, ruhigen Art zu erzählen und dem Publikum einen unvergesslichen Abend zu bescheren. Ihre Pointen sind so realitätsnah, dass man sie wunderbar nacherzählen kann und jedes Wort glaubt. Zink ist nicht zynisch, sarkastisch oder wütend, sie erzählt locker und leicht, immer nah an der Realität.

Auch ihren kleinen Faux-pas löst sie mit Selbstironie auf — ganz am Schluss in der Zugabe. „Sie kennen das doch: Ein älteres Ehepaar sitzt im Auto, während im Radio die Durchsage kommt, ein Geisterfahrer sei auf der A-soundso unterwegs. Sagt der Mann zu seiner Frau: Wieso einer, das sind doch ganz viele?“ In diesem Fall sei sie der Geisterfahrer gewesen — komplett im falschen Programm. Gastgeber Rüdiger Höfken lud sie sofort wieder ein, das „Sexy ist was anderes“ doch noch im Podio vorzustellen.